Schlachthof München:Politiker bitten um Lagebericht

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Großreinigung ist üblich im Münchner Schlachthof. Sie gehört für die Mitarbeiter zur täglichen Routine. (Foto: imago/Reinhard Kurzendörfer)

Lokalpolitiker und Nachbarn verlangen angesichts des Corona-Ausbruchs in einem Gütersloher Betrieb von der Stadt detaillierte Auskunft zu Arbeits- und Hygieneverhältnissen im Schlachthof

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Wie es im Münchner Schlachthof um Hygiene, Abstand und Infektionsschutz bestellt ist, will der Bezirksausschuss in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt per Dringlichkeitsantrag wissen. "Zustände wie bei Tönnies sollten wir mit allen Mitteln vermeiden", sagte Arne Brach, Fraktionssprecher der Grünen und Initiator des Antrags. Schlachthöfe in Deutschland entwickelten sich zu Corona-Infektionsherden, die das Leben vieler Menschen in den entsprechenden Kommunen deutlich einschränken könnten. Zwar sei der Münchner Schlachthof vergleichsweise klein, doch stelle sich die Frage, in welche Situation er die Landeshauptstadt bringen könne.

Die Gütersloher Firma habe aus Rentabilitätsgründen, aus Profitgier die Freiheiten vieler Menschen in ihrer Umgebung riskiert, führte Brach aus. Schulen, erst gerade geöffnet, machten wieder dicht. Kinder seien von dem erneuten Lockdown besonders betroffen, aber auch die Gastronomie oder Museen. Man müsse sich rückversichern, dass es in München dazu nicht kommen könne, sagte Brach. "Es geht darum, Transparenz zu schaffen, Ängste und Bedenken zu nehmen." Anwohner und Gewerbetreibende wollten wissen, wie es um die Corona-Situation dort bestellt sei. Im Mai hatte das städtische Gesundheitsreferat in der Schweineschlachtung einige wenige Covid-19-Fälle festgestellt, die Betroffenen wurden unter Quarantäne gestellt. Danach hörte man nichts mehr seitens der Stadt. Das Thema Schlachthöfe sei in aller Munde, sagt BA-Chef Benoît Blaser (Grüne). "Viele haben Angst, dass die Freiheiten wieder zurückgefahren werden." Die Fragen, die der BA nun stellt: Wurden die Regeln eingehalten? Gab es positive Tests? Wer arbeitet da eigentlich zu welchen Bedingungen? Haben die aktuellen Vorfälle Konsequenzen für den Schlachtbetrieb in München? Wurde der Betrieb des Schlachthofs während der Pandemie schon mal unterbrochen? Wann? Und falls nicht: Warum? Wann wurden Hygiene- und Abstandsregelungen eingeführt, wer setzt sie durch, wer kontrolliert sie?

Thomas Sporer, Anwohner der Thalkirchner Straße auf der Höhe des Schlachthofs, würde solche Informationen seitens der Stadt begrüßen. Doch er habe schon viele Fragen zum Schlachthof an die Stadt gerichtet, auch an Politiker - schon vor Corona. Seine Erfahrung: "Es wird gemauert." Selten bekomme er eine Antwort. Seiner Meinung nach passt der Schlachthof nicht mehr ins Zentrum einer Großstadt. Man müsse gewaltig technisch aufrüsten, damit er den heutigen Anforderungen genüge.

Der Schlachthof war im vergangenen Jahr bereits Dauerthema im BA Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt gewesen, da eine Reinigungsanlage Probleme bereitete und das halbe Stadtviertel mit teils unerträglichen Gerüchen belästigte. Der damalige BA-Chef und jetzige Stellvertreter Andreas Klose (Rosa Liste) sagte, man wolle auf jeden Fall vermeiden, dass der Schlachthof erneut negative Schlagzeilen schreibe. "Wir hoffen sehr, dass unsere Fragen einen Beitrag leisten, das zu verhindern."

© SZ vom 02.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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