Unterricht in der Pandemie:Verwirrung um die Lollitests

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Zweimal pro Woche müssen die Kinder einen PCR-Test machen. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Was passiert, wenn der Pooltest positiv ist? Die neuen Regeln an Schulen stellen die Geduld von Kindern, Eltern und Direktoren auf die Probe.

Von Kathrin Aldenhoff, München

Die sogenannten Lollitests sollen die Schulen sicherer machen. Zweimal die Woche ein PCR-Test, das soll helfen, dass die Kinder in diesem Schuljahr im Präsenzunterricht lernen können. Die Abläufe sind aber komplex und noch nicht überall eingespielt. Schwierig wird es, wenn der Pooltest positiv war, also klar ist, dass ein Kind in der Klasse positiv getestet wurde. Dann muss bis zum Schulbeginn am nächsten Morgen feststehen, welches Kind das ist, damit es zu Hause bleibt und die anderen Kinder zur Schule gehen können. Das hat bisher nicht in allen Fällen geklappt.

Nervlich sei das eine sehr große Herausforderung, sagt die Mutter eines Erstklässlers, der eine Grundschule im Süden Münchens besucht. Seit Einführung der Lollitests Ende September habe ihr Sohn schon zwei Tage nicht zur Schule gehen können. Beim ersten Test war das Poolergebnis positiv, bis Schulbeginn am kommenden Tag aber noch nicht klar, welches Kind positiv getestet wurde - also blieb die ganze Klasse zu Hause. Nachmittags machte ihr Sohn einen Test in der Apotheke, der war negativ, also durfte er am nächsten Tag wieder in die Schule. Welches Kind aus der Klasse positiv getestet worden war, fand in diesem Fall auch eine Apotheke heraus.

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Die nächsten Pooltests waren negativ, Dienstagmittag aber erhielt die Mutter einen Anruf: Sie müsse ihren Sohn aus der Mittagsbetreuung abholen, vier Kinder seien positiv getestet worden. Am Mittwoch war ihr Sohn also wieder nicht in der Schule. Sie machten erneut einen Test, am nächsten Tag durfte er wieder in die Schule. Und wurde mittags wieder von der Mittagsbetreuung heimgeschickt: Es gab erneut einen positiven Coronatest, die Mittagsbetreuung wurde geschlossen, ihr Sohn ist in Quarantäne. Die Tests von Montag und Mittwoch - nicht relevant, sagt sie. "Das alles macht es für Eltern komplett unplanbar", sagt die Mutter. Abends gegen 19 oder 20 Uhr warte sie auf eine Nachricht der Schule, um zu wissen, ob ihr Sohn am nächsten Tag zur Schule gehen kann. Die Pooltests an sich finde sie gut, sagt sie. Sie wünscht sich aber eine klarere Kommunikation von der Schule: Was passiert in welchem Fall und was müssen die Eltern tun? "Mein Sohn versteht gar nicht mehr, wann er in die Schule gehen soll und wann nicht."

Dass die Eltern überhaupt eine Nachricht über das Ergebnis der Tests bekommen, ist keine Selbstverständlichkeit. Michael Hoderlein-Rein leitet die Grundschule an der Berg-am-Laim-Straße. Mit den beiden Sekretärinnen und seiner Konrektorin hat er ein Wochenende lang Hunderte Datensätze von Eltern per Hand in den Computer eingegeben. Komplett ist die Liste immer noch nicht, etwa 100 Eltern haben die E-Mail-Adresse nicht bestätigt, bei anderen ist sie nicht lesbar, wieder andere haben keine E-Mail-Adresse angegeben. Die ist aber nötig, um die Ergebnisse der Tests mitzuteilen. Also rufen sie all diese Eltern noch einmal an und fragen nach.

Bisher hatten sie noch keinen positiven Test, erzählt der Schulleiter. Der allererste Test vergangene Woche habe aber nicht funktioniert, sie hätten keine Rückmeldung vom Labor bekommen. Sie testeten dann am Tag danach noch einmal alle Kinder mit den bekannten Schnelltests. Inzwischen aber funktioniere es, sagt Hoderlein-Rein. "Der Aufwand ist immens. Aber der Zweck heiligt die Mittel." Eltern, Kinder, Lehrer und Erzieher sagten, sie fühlten sich nun sicherer in der Schule. Einen Verbesserungsvorschlag aber hat Hoderlein-Rein: Er wünscht sich, dass auch die Klassleitung an den PCR-Tests teilnehmen kann. Bisher ist das nicht vorgesehen.

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Ähnlich lief es bisher an der Grundschule an der Regina-Ullmann-Straße, auch dort gab es noch keinen positiven Test. Inzwischen laufe es gut, sagt Rektor Norbert Rinck. Der erste Test lief aber auch schief, die Software zeigte kein Ergebnis an. Er habe das als Probelauf abgehakt, sagt Rinck, habe von mehreren Schulen gehört, die solche Probleme hatten. Eine andere Schulleiterin, die nicht zitiert werden möchte, erzählt von einem positiven Pooltest in der vergangenen Woche. Am nächsten Morgen seien die Einzelergebnisse nicht rechtzeitig da gewesen.

Das Münchner Gesundheitsreferat sieht in so einem Fall vor, dass die ganze Klasse in Quarantäne bleibt, bis die einzelnen negativen PCR-Testergebnisse vorliegen. Gebe es in einer Klasse zwei oder mehrere infizierte Kinder, werde die ganze Klasse zehn Tage in Quarantäne geschickt, teilte ein Sprecher des Referats mit. Die könne frühestens nach fünf Tagen beendet werden. Ist es nur ein Fall, muss dieses Kind in Quarantäne, die Schulleitungen ermittelten dann über die Klassenlehrer die engen Kontaktpersonen und kontaktieren diese. Dem Gesundheitsreferat lägen keine Zahlen vor, wie viele positive PCR-Tests es an den Münchner Grund- und Förderschulen bisher gab. Diese werden nicht getrennt von anderen PCR-Tests in München erfasst.

© SZ vom 08.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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