Corona-Krise:Hoffnung mit Hygienesiegel

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Spielstättenprogramm verlängert. Stadt und Staat regeln Hilfen neu

Von Michael Zirnstein, München

Der Kritik an der Corona-Kulturhilfe der Staatsregierung begegnete Ministerpräsident Markus Söder Ende Oktober im Landtag mit einem Bekenntnis: Künstler gäben "uns mehr als eine Dienstleistung, sie geben uns auch Hoffnung und Freude, was vielleicht in den nächsten Monaten besonders wichtig ist... Deswegen sollten wir sie besonders unterstützen." Daraufhin lockerte Söder nicht etwa die Publikumsbeschränkungen, sondern nahm gemeinsam mit der Bundeskanzlerin und den anderen Landeschefs durch den "Lockdown light" Musikern, Schauspielern und Tänzern nahezu jede Auftrittsmöglichkeit. Allerdings hat Söder jetzt einen Teil des Versprechens auf finanzielle Unterstützung konkretisiert. Seit dem gestrigen Montag gilt ein bis Juni 2021 verlängertes und erweitertes "Spielstätten- und Veranstalterprogramm", wie Kulturminister Bernd Sibler verkündet hat.

Nun würden auch Veranstalter ohne eigene Spielstätte, Konzertagenturen etwa, bis zu 300 000 Euro Finanzhilfe erhalten. Das lässt sich der Freistaat zu den bereits bereitgestellten 30 Millionen Euro bis zu 15 Millionen Euro mehr kosten. "So stabilisieren wir diesen für die Kulturlandschaft Bayerns unverzichtbaren Teil der Branche", sagte Sibler. Förderung beantragen dürfen Betreiber von Theater-, Musik- und Kabarett-Spielstätten mit bis zu 1000 Plätzen mit Sitz in Bayern sowie dezentrale Kulturveranstalter. Pro Jahr müssen diese mindestens 24 öffentlich zugängliche "künstlerische Veranstaltungen", denen "kreative Eigenleistungen der Künstler" zugrunde liegen, anbieten (im ländlichen Raum reichen zwölf). Sie dürfen dabei nicht mehr als zehn Millionen Euro Umsatz im Jahr machen und nicht zu mehr als 50 Prozent öffentlich institutionell gefördert werden. Genaue Informationen zu den Fristen und Bedingungen gibt es unter bayern-innovativ.de/spielstaettenprogramm und der Hotline 09 11/20 67 13 44.

Derweil bemühen sich auch Münchner Stadtpolitiker, die lokale Kulturstruktur zu erhalten. Die Regierungskoalition hat dazu zwei Anträge erarbeitet, die die Grünen allerdings aufgrund der derzeit hohen Infektionszahlen noch zurückhalten möchten. Gerade das zusammen mit dem Verband der Münchner Kulturveranstalter und 70 Clubbetreibern erarbeitete Konzept zur Wiederöffnung der Nachtkultur nach dem Stuttgarter "Lehmann-Modell" sei derzeit nicht vermittelbar - diesem Modell zufolge sollen registrierte Gäste in zumindest einem virussicheren Lokal ausgehen dürften. Bei entspannterer Lage solle jedoch auch ein Modellversuch für mehr Publikum in Theatern, Konzertbühnen und Kinos starten. Zudem sollen mehr Zwischennutzungs- und Auftrittsmöglichkeiten geschaffen werden, und man votiert dafür, ein Hygienesiegel zu etablieren, das in der Bevölkerung Vertrauen aufbaut.

Die SPD mit ihrem Partner Volt hat die Konzepte schon publik gemacht, um jetzt "ein wichtiges Signal zu senden". Das sagte Julia Schönfeld-Knor, kulturpolitische Sprecherin der SPD: "Wir wollen gerade der freien Szene zeigen, Ihr seid uns eine Menge wert." Diese trage zu Vielfalt und Qualität der Kulturlandschaft Münchens bei, wobei sie besonders auf städtische Hilfe angewiesen sei. Deswegen solle die freie Kulturszene nicht nur von den angekündigten Haushaltseinsparungen für das Kulturreferat in Höhe von 6,5 Prozent ausgenommen werden, sie soll nach dem Willen der Regierungskoalition zudem mehr Geld erhalten. Sollten Spielstätten eventuell bereits staatliche Hilfe erhalten, solle diese die städtischen Notration "nicht auffressen", so Schönfeld-Knor.

© SZ vom 17.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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