Demonstration in München:Holla, die Waldfee

Demonstration in München: Demonstrantin? Gegendemonstrantin? Das ist an diesem Tag oft schwer zu unterscheiden. Die Seifenblasenfrau wurde kurz zuvor von der Polizei aufgefordert, eine Maske anzuziehen. Das machte sie, zumindest halb.

Demonstrantin? Gegendemonstrantin? Das ist an diesem Tag oft schwer zu unterscheiden. Die Seifenblasenfrau wurde kurz zuvor von der Polizei aufgefordert, eine Maske anzuziehen. Das machte sie, zumindest halb.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Corona-Demo in München ist ein Fest für Empörte, Esoteriker und andere Erleuchtete. Mit dabei, wenn auch ohne Fahnen: mehr als 40 bekannte Figuren der rechten Szene.

Von Alex Rühle

Gegen Ende der Demonstration, die Sonne gießt ihr letztes Untergangsgold über die Theresienwiese, stapft ein gemütlicher, älterer Herr im rot karierten Hemd auf die Bühne, der sich selbst als "Lehrer Lothar" vorstellt. Lothar unterrichtet seit 34 Jahren an einer Waldorfschule in Landshut und sagt, er habe sich intensiv mit dem Werk Rudolf Steiners auseinandergesetzt. Die Anthroposophie, so Lothar, sei die Lehre von der Weisheit, "die der Mensch hervorbringen kann, wenn er sich für Ursachen interessiert". Zum Beispiel für die von Covid-19. Da könne man ja eine ganz wichtige Sache lernen von Steiner. Der habe nämlich anlässlich der Spanischen Grippe 1918 geschrieben: Wenn jemand behaupte, dass er von Viren krank werde, dann sei das ungefähr so bizarr, als würde man sagen, der Regen kommt von den Fröschen, die während des Regens quaken. Lothar sagt dann noch dies und das, etwa dass wir endlich aufhören müssen, an die Unfehlbarkeit der Medizin zu glauben und stattdessen "spüren, worum es wirklich geht", schließlich hätten wir alle "ein Wahrheitsorgan in uns", aber da wird er freundlich gebeten, zum Schluss zu kommen, schließlich rennt den Veranstaltern längst die genehmigte Zeit davon.

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