Maßnahmen gegen Coronavirus:Die Kinder müssen es ausbaden

Coronavirus - Erster Schultag nach Sommerferien in Rostock

In München müssen die Kinder auch in der Klasse wieder Masken tragen.

(Foto: dpa)

Warum müssen Bayerns Schüler Maske tragen? Warum dürfen ungeimpfte Jugendliche nicht mehr ins Kino? Kaum steigen die Inzidenzen, wird vergessen, was den Jüngsten versprochen wurde.

Kommentar von Kathrin Aldenhoff

Es drängt sich der Eindruck auf, dass all die Reden vom Sommer wieder vergessen sind. Die Kinder und Jugendlichen sollten wieder Gemeinschaft erleben, hieß es, ihre Interessen und Bedürfnisse sollten im Mittelpunkt stehen - endlich, nach mehr als einem Jahr Pandemie sah es aus, als ob sich etwas ändert. Kinder und Jugendliche sollten wieder in die Schule gehen dürfen, statt zu Hause zu lernen, sollten auf Klassenfahrten gehen und gemeinsam Sport machen dürfen. Selbstverständlichkeiten, die verloren gegangen waren im ersten Jahr der Pandemie.

Doch kaum steigen die Inzidenzen in schwindelerregende Höhe, schon scheint das alles wieder vergessen. Schon scheinen die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen nicht mehr so wichtig zu sein - oder zumindest verhandelbar, angesichts einer vierten Welle.

Nun tragen die Kinder und Jugendlichen in den Münchner Schulen also wieder Maske - wie lange, das ist unklar, bis auf Weiteres soll die Maskenpflicht beibehalten werden, auch auf den Sitzplätzen. Außerdem gilt nun, seitdem die Krankenhausampel auf Rot steht, auch für Kinder ab zwölf Jahren 2G. Und das, obwohl Schülerinnen und Schüler wohl zu den am gründlichsten getesteten gesellschaftlichen Gruppen überhaupt gehören.

In anderen Bundesländern gelten 2G-Regeln erst ab 18 Jahren. Ja, es gibt eine Übergangslösung bis Ende des Jahres, solange dürfen auch ungeimpfte Jugendliche an einem Theaterprojekt teilnehmen. Ins Kino aber dürfen sie nicht. Und was ist danach? Werden Klassen dann getrennt? Dürfen Elfjährige zum Ausflug ins Museum - und ihre Sitznachbarn, die gerade zwölf Jahre alt wurden und noch gar keinen vollen Impfschutz haben können, sollen nicht mit? Und was ist mit den Zwölfjährigen, deren Eltern der Meinung sind, eine Impfung sei nicht gut für sie? Die bleiben ohnehin draußen?

Warum wird erst jetzt über 3G am Arbeitsplatz gesprochen? Warum dürfen Erwachsene ohne Maske in Restaurants, Bars und voll besetzten Fußballstadien sitzen und Grundschulkinder, die gerade lesen lernen, müssen auch auf ihrem Sitzplatz im Klassenzimmer eine Maske tragen?

Vielen Kindern und Jugendlichen geht es nach eineinhalb Jahren Pandemie nicht gut, das wissen wir jetzt, das sagen Studien, das sagen Kinderärzte, das sagen Sozialarbeiter. Es kann nicht sein, dass schon wieder die Kinder und Jugendlichen ausbaden müssen, was die Erwachsenen nicht hinbekommen.

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