Süddeutsche Zeitung

Corneliusbrücke:SPD und Grüne kritisieren Pläne für ein König-Ludwig-Denkmal

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Von Dominik Hutter, München

"Alles andere als zeitgemäß" - "Monarchistisches Riesenteil" - "Das Zeitalter der Königsstandbilder ist definitiv vorbei": Es waren böse Worte, die da im Stadtrat über den geplanten Wiederaufbau des monumentalen König-Ludwig-Denkmals auf der Corneliusbrücke fielen. Weder SPD noch Grüne wollen den meterhohen Kini neu aus Bronze gießen lassen.

Derartige figürliche Darstellungen seien "zu Beginn des 21. Jahrhunderts eigentlich nicht mehr die Ausdrucksform einer demokratischen Gesellschaft", befand SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Seine Partei setzte dennoch zusammen mit der CSU eine 120 000 Euro teure Machbarkeitsstudie durch. Aus Rücksicht auf den Bündnispartner, wie Reissl im Bauausschuss offen einräumte.

Denn die Christsozialen wollen den im Zweiten Weltkrieg zerstörten Brücken-Kini unbedingt wiederhaben - wegen der Persönlichkeit Ludwigs II. und seiner Verdienste um Kunst und Kultur, wie Bürgermeister Josef Schmid (CSU) erklärte. Zudem sei die Initiative aus der Bürgerschaft gekommen.

Ob die elf Meter hohe Nischenwölbung samt großer Terrasse und Freitreppe tatsächlich an ihren früheren Platz zurückkehrt, ist damit allerdings noch nicht entschieden. Eine Machbarkeitsstudie könne schließlich genauso gut eine Nichtmachbarkeitsstudie sein, betonte Reissl. Baureferentin Rosemarie Hingerl rechnet mit erheblichen Kosten.

Es ist mit Kosten in Millionenhöhe zu rechnen

Zwar sind 400 Einzelteile der Natursteinnische noch in einem städtischen Lager vorhanden. Die Terrasse wie auch die Treppe wurden jedoch 1969 auf Beschluss des Stadtrats abgebrochen, von der 3,20 Meter hohen Bronzefigur ist nur noch der Kopf vorhanden. Der Nachguss der Statue plus Wiederaufbau der Säulennische kostet mindestens 1,85 Millionen Euro, Terrasse und Treppe noch gar nicht eingerechnet.

Erheblich teurer wird es, falls auch das Fundament neu errichtet werden muss - allein die Nischenwölbung wiegt 170 Tonnen. Hingerl hält es allerdings für möglich, dass die alte Basis noch im Inneren der Brücke vorhanden ist. In welchem Zustand auch immer.

Diese Frage will das Baureferat nun in seiner Machbarkeitsstudie klären. Experten sollen in die Eingeweide der Brücke vordringen. Dazu kommt eine Untersuchung des Untergrunds der Bastion, die schließlich mitten in der Isar steht. Vor den Probebohrungen muss allerdings noch erkundet werden, ob im Boden Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg stecken. Die Isarbrücken waren ein bevorzugtes Ziel alliierter Bomber.

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Quelle:
SZ vom 01.06.2016
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