Ach, was macht es Spaß, seinen 30. Geburtstag mit einem rauschenden Fest und vielen Freunden zu feiern. Cornelia Melián zelebrierte im "Schwere Reiter" zwar nicht ihren eigenen, aber den ihrer "Micro Oper München". Das "inszenierte Konzert" zur CD-Veröffentlichung von Liedern Erik Saties mit der Pianistin Sabine Liebner war 1991 der Urknall. Der darauf folgende Schöpfungsakt galt ein Jahr später doppeldeutig einem Abend namens "Satierikon". Schwarzweiße Fotos in einer ansonsten wunderbar bunten Festschrift zeugen davon.
In netto gut zwei Stunden wandelt Cornelia Melián immer gelöster singend und spielend in Vergangenheit wie Gegenwart, zitiert in Outfit wie Musik den Beginn und spätere Stationen, während auf Großleinwand in einer Endlosschleife, bestechend gestaltet von Anton Kaun, stumm, aber beredt die lebendigen Bilder aus 30 Jahren vor dem Auge vorüberziehen.
Meliáns Herkunft aus der Alten Musik spiegelt sich im "Ensemble Marsyas Baroque" mit Cello, Cembalo und Blockflöte, das Purcell, Legrenzi und Corellis "La Follia" zum Besten gibt. Die drei Frauen begleiten auch bei Monteverdis "Lamento d'Arianna" und "Lamento della Ninfa", einmal übermalt von Helga Pogatschar oder zusätzlich improvisiert durch Ernst Bechert (Komposition und Keyboard), Gunnar Geisse (Laptop-Gitarre), Pit Holzapfel (Posaune, E-Gitarre), Georg Karger (Kontrabass, E-Bass) und Masako Ohta am Flügel.
Entzückend sind mit diesen Musikern auch die von Melián als Chansonette erzählten "Abenteuer des kleinen Hausstaubs", die Uraufführung von Gryphius-Liedern Becherts und John Cages herrliche Opern-Parodie. Das Geburtstagsständchen "Dreißig!" von Michael Emanuel Bauer ist genauso verrückt und anspielungsreich wie alles an diesem Abend. Und die allerletzte Zugabe, bevor es Sekt und Suppe für alle gibt, endet mit: "Ich weiß nichts mehr, fangen wir an!" Ein Toast auf die nächsten 30 Jahre "Micro Oper München"!