Concierge des Jahres:Der Mann, der niemals nein sagt

Ein Tisch bei Schuhbeck an Weihnachten? Oder lieber kurz nach Paris zum stilechten Käsegenuss? Der Concierge Massimo Francucci macht's möglich.

Christina Warta

Manche wollen einfach nur Tickets für ein Champions-League-Spiel des FC Bayern, andere einen Tisch bei Schuhbeck am Weihnachtsabend - kurzfristig natürlich. Ein Dritter möchte seine Frau mit einem Rosenteppich im Zimmer überraschen, ein Vierter verspürt Lust auf französischen Käse - aber bitte nicht in München, sondern stilecht in Paris.

Massimo Francucci

Egal, ob Karten für die Champions-League oder ein Rosenteppich für die Dame des Herzens: Massimio Francucci kann es einrichten.

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Wenn das Telefon von Massimo Francucci klingelt, kann man von zweierlei ausgehen: Der Anrufer hat einen dringenden Wunsch - und er hat in der Regel das passende Portemonnaie, um sich diesen Wunsch auch erfüllen zu lassen.

Francucci ist Chefconcierge im Fünf-Sterne-Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski in der Maximilianstraße. Vom Busche-Verlag, der Hotel- und Gastronomieführer herausgibt, wurde der 49-Jährige nun zum "Concierge des Jahres 2009" gewählt. "Mein Herz hat ziemlich geschlagen, als ich das gehört habe", sagt er, "für mich ist das eine große Ehre. So eine Auszeichnung bekommt man ja nur, weil die Gäste mit einem zufrieden sind."

"Jeder Tag ist anders"

Der Begriff Concierge hat dabei nichts zu tun mit den aus Frankreich bekannten Hausmeistern oder Pförtnern. In Luxushotels ist der Concierge am Empfang tätig. Während sich seine Kollegen um den Check-in kümmern, organisiert der Concierge alles, was über das Standardangebot des Hotels hinausgeht: Tickets für die Oper oder das Theater, für ausgebuchte Restaurants oder Sportveranstaltungen, besondere Blumenarrangements oder spezielle Autos. "Jeder Tag ist anders", sagt Massimo Francucci, nur eines gelte jeden Tag aufs Neue: "Ich sage einem Gast niemals: Nein."

Und so kann Francucci eine Anekdote nach der anderen erzählen - zum Beispiel von dem arabischen Gast, der so gerne die Miniversion eines ganz bestimmten Autos für seinen Sohn kaufen wollte. Doch das wird gar nicht hergestellt, und so schlug Francucci vor, es doch mit einem anderen, von Haus aus sehr kleinen Auto zu versuchen. Der Gast war so begeistert, dass er den Smart in acht verschiedenen Farben erwarb.

Oder die begehrte Handtasche, die Francucci für die Frau eines Hollywoodstars organisierte. Normal Sterbliche müssen auf eine Kelly-Bag schon mal ein paar Jahre warten. Besagte Gattin dagegen musste sich nur drei Wochen gedulden - allerdings kostete das Stück dann auch 27650 Euro.

"Auch ein ganz normaler Gast kann einen ausgefallenen Wunsch haben"

Dabei sind es nicht immer die sehr reichen oder sehr berühmten Menschen, die die kompliziertesten Wünsche haben. "Auch ein ganz normaler Gast kann einen ausgefallenen Wunsch haben", sagt Francucci. Trotzdem ist es natürlich nicht selten eine Frage des Geldes, ob dieser Wunsch realisiert werden kann.

Und es ist immer eine Frage der Diskretion: Massimo Francucci nennt nie einen Namen, seine Arbeit lebt vom Netzwerken hinter den Kulissen. "Das ist ein Geben und Nehmen", sagt er über seinen Job. Europas Concierges, erzählt er, würden sich stets gegenseitig helfen. Ein Anruf beim Kollegen in Paris oder London - schon kann ein Problem gelöst sein. Und so klingelt auch sein Telefon "geschätzte 500-mal am Tag".

Der Mann, der niemals nein sagt

Seit 21 Jahren arbeitet der gebürtige Römer im Vier Jahreszeiten. Er hat als Doorman angefangen, war später Hausdiener, seit 1991 ist er Concierge, seit vier Jahren Chefconcierge. "Ich trage wohl ein Hotelgen in mir", sagt er, "meine Eltern haben auch in Hotels gearbeitet." Dieses Gen ist irgendwann durchgeschlagen - denn eigentlich ist Francucci gelernter Bankkaufmann.

Es dauert keine Minute, bis er die willkürlich auf dem Tisch abgestellten Schälchen und die Blumenvase ebenso unauffällig wie akkurat im rechten Winkel zueinander angeordnet hat. Dann verabschiedet sich der Mann mit der ruhigen Stimme, es ist sein letzter Arbeitstag vor dem Urlaub. Was er tun wird? Nach Italien fahren, sagt er. Und: möglichst nicht ans Telefon gehen.

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