SZ-Serie: Pixelhelden:Auf neuen Wegen

Pixel maniacs

Das Rennspiel "Can't Drive This" entstand in nur 72 Stunden.

(Foto: Pixel Maniacs)

Das Nürnberger Studio "Pixel Maniacs" entwickelt aus einfachen Grundideen populäre Spiele. Demnächst soll "Escape The Loop" auf den Markt kommen, in dem es um Zeitschleifen geht - und darum, die permanente Wiederholung zu durchbrechen

Von Isabell Nina Schirra

Alles kehrt immer wieder zurück. Wie in einer Zeitschleife, in der die Welt alle fünf Minuten in ihren Ursprungszustand zurückspringt. Nichts bleibt, außer den Erinnerungen und Erfahrungen aus den vorherigen Wiederholungen. Setzt man diese geschickt ein, gelingt es, die Ursache für die Zeitstörung herauszufinden und diese zu durchbrechen. Zugegeben, die Hintergrundgeschichte des Computer-Spiels "Escape The Loop" des kleinen Indie-Entwickler-Studios Pixel Maniacs aus Nürnberg erinnert ein wenig an Filmkomödien wie "Und täglich grüßt das Murmeltier". Zufall ist das nicht. "Das ist ein super Film", sagt Steve Crouse, Creative Director und Producer bei den Pixel Maniacs. "Escape The Loop" ist sein "Baby". Eine Faszination für Zeitschleifen habe es bei ihm schon immer gegeben. Er habe nie verstanden, warum man Zeitschleifen nicht in Video-Spielen aufgreife.

"Das ist doch das ideale Medium - auch beim Spielen macht man ja immer wieder dasselbe", sagt er. So entstand schon vor "Ewigkeiten", so Crouse, die Idee zum Game-Design. Aktuell steckt "Escape The Loop" mitten in der Entwicklung. Obgleich die Finanzierung solcher Projekte "eines der größten Probleme in der Spieleindustrie ist", wie Crouse sagt, können die Pixel Maniacs auf ein stabiles Fundament bauen. Zum einen hat der Film-Fernseh-Fonds Bayern den Prototypen des Spiels mit 70 000 Euro gefördert, die Creative Europe Media legte noch einmal 150 000 Euro obendrauf. Zum anderen konnte die Benjamin Lochmann New Media GmbH, so der Name des Unternehmens hinter der Marke Pixel Maniacs, viel Geld aus älteren Projekten mitnehmen, wie Crouse erklärt.

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Creative Director Steve Crouse.

(Foto: Pixel Maniacs)

Diese älteren Projekte waren vorwiegend Handy Apps - vom mobilen Kreuzworträtsel bis zum digitalen Stadt, Land, Fluss. Auf dem Höhepunkt des App-Business hatte Firmengründer Benjamin Lochmann mit seinen sechs Angestellten mehr als 150 Apps veröffentlicht - einige davon waren immens erfolgreich. Dennoch: "Das war nichts Originelles, wo man stolz nach Hause geht, da hat nichts von unserer Kreativität dringesteckt", erzählt Crouse. Außerdem: "Wir sind alle Zocker, wir hatten keinen Bock mehr auf casual Apps." Dann kam Ludum Dare, ein populärer sogenannter "Game Jam". Dort treffen sich Videospiel-Affine, um innerhalb eines Zeitraumes von etwa 24 bis 72 Stunden ein Spiel zu entwickeln. 2015 konzipierten die Pixel Maniacs beim Ludum Dare den Prototypen zu ihrem ersten Spiel "Chroma Gun". Das Hintergrund-Narrativ dieses ego-perspektivischen Puzzle-Spiels ist so einfach wie genial: Eigentlich muss man die einzelnen Testkammern der Firma "ChromaTec" bloß durch eine Tür betreten und durch eine andere wieder verlassen. Das Problem? Die sogenannten "Worker Droids", die den Spieler angreifen und zugleich als einzige Türen öffnen können. Doch sie werden von Wänden in der gleichen Farbe angezogen. Wer die mit den drei Grundfarben geladene "Chroma Gun" klug einsetzt, um Wände zu färben, kann sich unversehrt seinen Weg durch die Testlabore bahnen.

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Pixel-Maniacs-Gründer Benjamin Lochmann.

(Foto: Pixel Maniacs)

Das positive Feedback der Gamer-Community wurde damals zum Wendepunkt für die Pixel Maniacs. Sie entschlossen sich, "Chroma Gun" zu produzieren und das App-Business weitgehend hinter sich zu lassen. "Chroma Gun" ist mittlerweile für alle gängigen Betriebssysteme sowie für die PlayStation 4, Nintendo Switch und Xbox One erhältlich. Auch ihr zweites Spiel "Can't Drive This" entstand in nur 72 Stunden, beim Ludum Dare 2016. Das Multiplayer-Game ist ein Rennspiel der besonderen Art: Denn ein Spieler fährt auf der Fahrbahn, die der andere Spieler gerade erst im Begriff ist zu bauen. Nervenkitzel, Schreierei und Spaß sind dabei garantiert. Den der Videospiel-Szene gerne einmal nachgesagten thematischen Hang zur Gewalt sucht man bei den Pixel Maniacs vergeblich. "Wir wollen einfach ein anderes Feld von Spielen aufzeigen", sagt Crouse. Dass die Spiele Spaß machen und kein massenproduzierter Einheitsbrei sind, sei ihnen am wichtigsten. Mit "Chroma Gun" und "Can't Drive This" ist ihnen das gelungen. Für die Entwicklung von "Escape The Loop" wollen sich die Pixel Maniacs im Übrigen etwas mehr als 72 Stunden Zeit lassen. Einen Veröffentlichungstermin gibt es noch nicht. "Es ist fertig, wenn es fertig ist", sagt Crouse. Gut Ding braucht eben (fast immer) Weile.

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