Comics in Bayern:Roboter und Dotterzähler

Lesezeit: 2 min

Mit frechem Humor und sehr viel Ironie erzählt Lisa Neun in "Business Girl" von Susanne, die ein Roboterhuhn bauen will. (Foto: Lisa Neun)

Die Erlanger Comic-Zeichnerin Lisa Neun nimmt in "Business Girl" die Absurditäten der modernen Arbeitswelt aufs Korn.

Von Jürgen Moises, Erlangen

Eigentlich will Susanne Kalwin doch nur einen Roboter bauen. Aber im Informatikstudium geht es stattdessen um ein Flipflopschaltwerk für Verkehrsampeln. Sie haut dort ab und landet bei einer Firma, die vollautomatische Eierproduktionsanlagen herstellt. Ihre Idee: ein Roboterhuhn. Aber was man von Susanne will, ist, dass sie die Anzeige für den Dotterzähler programmiert. Sie rebelliert und wird ins Marketing versetzt. Danach ins Business Development. Und weder da noch dort will man von ihren Roboterhuhn-Ideen etwas wissen. Ob Susanne am Ende doch noch die Realisierung ihres Traums gelingt oder wenigstens der ersehnte Sprung ins Roboterland Japan? Das kann man im Comic "Business Girl" von Lisa Neun nachlesen.

Das kleine, feine Büchlein, in dem Lisa Neun mit frechem Humor und sehr viel Ironie die heutige Arbeitswelt aufs Korn nimmt, kam im Januar beim Verlag Schwarzer Turm in Weimar heraus. Neun selbst stammt aus Erlangen, wo die gebürtige Wienerin seit 1988 lebt. Sie trat von 1999 an als eine der ersten deutschen Webcomic-Zeichnerinnen hervor und hat drei Bücher im Eigenverlag herausgebracht. Ihr Buch "Business Girl" hat sie den "vielen Erfinderinnen, die in die Irre gelaufen sind", gewidmet. Dessen Protagonistin, deren Name nicht zufällig an den der Roboterpsychologin Susan Calvin aus Isaac Asimovs "Roboter"-Serie erinnert, ist ein Wirbelwind mit roten Haaren. Vielleicht etwas naiv, aber ihre Träume lässt sie sich nicht nehmen. Und sie erkennt schnell, dass Karriere nicht alles ist.

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Erzählt wird das in einem minimalistischen, lebendigen Stil, mit kräftigen Farben und einer bewussten Tendenz zur Überzeichnung. Es gibt ein Glossar mit wichtigen Business-Begriffen. Und auch wenn manches übertrieben klingt: Man hat die Ahnung, dass die reale Geschäftswelt noch verrückter ist. Wer will, kann darüber mit Lisa Neun im Erlanger E-Werk diskutieren. Denn dort stellt die Zeichnerin ihr Buch am 8. März in einer Verbindung von Lesung und Release-Party auf der Kellerbühne vor. Aber auch davor kann man ihr schon persönlich begegnen.

Seit 2018 ist Neun nämlich erste Vorsitzende des Comicmuseums Erlangen. Das erhoffte Museum gibt es unter www.comic-museum.org bisher nur online. Dafür darf der Verein seit 2020 aber einen Aktions- und Schauraum in der Schiffstraße bespielen. Für diesen bekommen sie "ab 2023 einen langfristigen institutionellen Mietzuschuss der Stadt", wie man von Lisa Neun erfährt. Und von 2024 an gibt es vielleicht sogar "eine bezahlte Geschäftsführung". Wie dem auch sei: Am 17. Februar wird dort um 19 Uhr mit " Independent Comics in Deutschland" eine Ausstellung zu "30 Jahre Gringo Comics" eröffnet. Der Verlag wurde 1992 in Esslingen am Neckar gegründet und in der Schau werden nun dessen wichtigste Serien und Zeichner vorgestellt.

Lisa Neun: Business Girl, Schwarzer Turm Verlag, 64 S., 15 Euro; Lesung am 8. März, 20 Uhr, Kellerbühne des Erlanger E-Werks (Fuchsenwiese 1)

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