Olympiastadion:Alles über die drei Konzerte von „Coldplay“ in München

Lesezeit: 6 Min.

Chris Martin, Sänger der britischen Band „Coldplay“, bei einem Konzert in Düsseldorf. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Gibt es noch Karten? Hat Chris Martin neue Musik dabei? Und was tut die Band, um die schlechte Umweltbilanz ihrer Riesentourneen auszugleichen? Alle Informationen im Überblick.

Von Michael Zirnstein

Die seit zwei Jahren laufende Tournee „Music of the Spheres“ von Coldplay handelt von Planeten, Monden und Sonnen und jedes Konzert beginnt mit einem Instrumental-Stück aus dem Science-Fiction-Film „E.T.“. Wären die britischen Weltstars eine Figur im „Star Wars“-Universum, sie wären mit Sicherheit ein strahlender, durch und durch guter Charakter auf der Seite der Rebellen, niemals würden Chris Martin & Co. mit der dunklen Seite der Macht paktieren. Coldplay führen Stücke mit Gebärdensprache auf, ließen in Berlin einen ukrainischen Kinderchor im Song „Something just like this“ auftreten, setzen sich für die Entwicklungshelfer von Oxfam, für saubere Ozeane, für Amnesty und mehr Gutes ein.

Kritik an der Umweltbilanz von monströsen Welttourneen wie ihren begegnen sie damit, dass ihr kommendes Album in der Vinylpressung aus neun recycelten Plastikflaschen bestehen wird. Auch, so lässt ihr Konzertveranstalter Live Nation mitteilen, habe die aktuelle Tour 47 Prozent weniger CO₂-Emissionen verursacht als ihre vorherige Stadiontournee 2016/17. „Außerdem wurden für jeden Konzertbesucher bereits fünf Millionen Bäume weltweit gepflanzt“ – klingt gut, wobei wahrscheinlich nur ein Baum pro Besucher gemeint ist. Bei den drei Konzerten in München am 15., 17. und 18. August kämen so jedenfalls noch einmal dreimal 75 000, also 225 000 Bäume dazu, ein hübscher Wald.

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Beim ersten Konzert in München liefert die Band eine Mischung aus Lichtorgien, einem Überraschungsauftritt und zahlreichen Pop-Hits. Und sie schafft trotz der Routine solcher Shows individuelle Momente.

Von Michael Zirnstein

Gibt es neue Musik von Coldplay?

Coldplay haben ihr erstes Album „Parachutes“ (mit dem Hit „Yellow“) im Jahr 2000 veröffentlicht, seitdem haben sie 80 Millionen Tonträger verkauft. Das aktuelle, neunte Album von Coldplay, „Music of the Spheres“, nach dem auch die zweijährige Welttour benannt ist, stammt aus dem Jahr 2021. Es war nicht das erfolgreichste der britischen Band, die damit nur in ihrer Heimat an der Chartspitze landete, in Deutschland bloß auf Platz zwei.

Am 16. Juni spielte die Band erstmals einen neuen Song mit den typischen „Ohohoho“-Stellen live in Budapest: „Feels Like I’m Falling in Love“ oder „feelslikeimfallinginlove“. Fünf Tage später veröffentlichten sie ihn als Single und als Video mit Gebärdensprache. Es ist, so schrieben Coldplay auf Instagram, der Vorbote des ebenfalls vom schwedischen Hit-Bastler Max Martin produzierten zehnten Albums: „Moon Music“ soll am 4. Oktober 2024 erscheinen.

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Gibt es noch Karten und was ist bei den Tickets zu beachten? 

Nein. Der Veranstalter Live Nation teilte bereits am 28. Juli 2023 mit, dass alle drei München-Konzerte von Coldplay ausverkauft sind. Am 20. Juli 2023 waren zunächst Doppel-Shows im Münchner Olympiastadion (15. und 17. August 2024) und anderen deutschen Städten angekündigt worden, als Verlängerung der „Music Of The Spheres World Tour“. Die hatte im März 2022 begonnen, seit der Premiere waren damals schon mehr als 7,5 Millionen Karten verkauft worden, wie der Veranstalter mitteilte. Zum Pre-Sale für München hatten sich so viele Fans registriert, dass Coldplay auf ihrem Instagram-Kanal bald eine dritte Show für den 18. August ankündigten – für die die Tickets ebenfalls quasi mit dem Vorverkaufsstart vergriffen waren.

Auch auf den offiziellen Wiederverkäufer-Portalen wie Ticketmaster oder Fan-Sale wird momentan nichts angeboten. Auf dem Graumarkt, wie etwa Privatauktionen auf Ebay, werden für Stehplatzkarten etwa 250 Euro verlangt – bei solchen Angeboten kann es allerdings immer sein, dass man einem Betrüger aufsitzt.

Wann geht es los und welches Vorprogramm gibt es?

Der Einlass zu den drei Konzerten in München beginnt um 16.30 Uhr. Los geht es dann um 18.30 Uhr, zunächst mit der Berliner Pop-Musikerin Wilhelmine (deren Album „Wind“ 2022 auf Platz zehn der Album-Charts landete). Um 19.15 Uhr beginnt der „Main Supportact“, also das Haupt-Vorprogramm: Es spielt die US-amerikanische Singer-Songwriterin Maggie Rogers. Die 30-Jährige machte 2016 Furore, als Pharrell Williams ihren Song „Alaska“ in den Social-Media-Kanälen lobpreiste. Mit dem Album „Heard It in a Past Life“ kam sie in den USA auf Platz zwei.

Chris Martin, Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman von Coldplay erscheinen um 20.30 Uhr vor dem Publikum, um spätestens 23 Uhr muss das Konzert den Regeln im Olympiastadion zufolge beendet sein.

Welche Setlist ist geplant?

Im Konfettiregen: „Coldplay“-Frontmann Chris Martin bei einem Konzert in Düsseldorf im Juli 2024. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Wenn die simple Tonfolge aus „Light Through the Veins“ des Elektro-Produzenten John Hopkins aus den Lautsprechern ertönt, wird es ernst. Und nach dem „Flying Theme“ von John Williams aus „E.T.“ hebt das Konzert wirklich ab. Auf ihrer „Music Of The Spheres World Tour“ spielen Coldplay in der Regel 21 oder 22 Songs, unterteilt in vier Akte. In Düsseldorf am 23. Juli lief das Konzert so ab:

  • Im ersten Akt „Planets“ spielen sie „Music of the Spheres“, „Higher Power“, „Adventure of a Lifetime“, „Paradise“ und „The Scientist“ (mit ein paar Anklängen von „Oceans“).
  • Akt zwei führt zu den Monden („Moons“) mit „Viva la Vida“, „Hymn for the Weekend“, „Everglow“, „Charlie Brown“ und „Yellow“.
  • Akt drei reist zu den Sternen („Stars“) mit den Stücken „Human Heart“, „People of the Pride“, „Clocks“, „Infinity Sign“ (mit Auszügen aus „Music of the Spheres II“ und „Every Teardrop Is a Waterfall“), „Something Just Like This“, „My Universe“ und „A Sky Full of Stars“.
  • Im vierten Akt geht es heim („Home“), mit „Sunrise“, „Sparks“, „The Jumbotron Song“, „Fix You“, „Good Feelings“ und „Feels Like I’m Falling in Love“.

„Coldplay“ in München – gab es das schon mal?

Was für eine Frage! Coldplay haben sich im Laufe ihrer nun 28-jährigen Karriere auch an der Isar ein treues Publikum live erarbeitet. Schon im Dezember 2000 sollten sie nach München ins Colosseum (die heutige Tonhalle) kommen, mit ihrem Durchbruch-Album „Parachutes“. Auf einer „Roadshow“ sollten sie sich die Bühne mit zwei weiteren Newcomern teilen: der britischen Band Toploader und dem amerikanischen Songwriter Keith Caputo, heute Mina Caputo. Allerdings wurde das Konzert wegen Krankheit abgesagt, Coldplay wurden durch Starsailor ersetzt.

Ihr erstes Konzert in München war dann zwei Jahre später im Zenith. Mit einem Grammy und der neuen Platte „A Rush of Blood in the Head“ spielten sie in der (mit Tüchern verkleinerten) ehemaligen Eisenbahnreparaturhalle – und warben für „fairen Welthandel“.

2005 waren Coldplay bereits in den Pop-Olymp aufgestiegen und spielten erstmals im Olympiapark: Bei einem Tages-Open-Air auf dem Coubertinplatz waren sie mit der Platte „X&Y“ die Hauptattraktion, allerdings war Richard Ashcroft („Bitter Sweet Symphony“) vor ihnen auch extrem lässig. Nach erfolgreich ausgeräumten Trennungsgerüchten kamen sie mit dem umgekrempelten Sound auf „Viva la Vida“ 2008 in die Olympiahalle. Der Look der Show und die Stimmung waren wie bei einer riesigen Kindergeburtstagsparty – von der Decke hingen illuminierte Riesenbälle.

2012 füllten Coldplay zum ersten Mal Münchens damals größten Konzertort, das Olympiastadion. Sie trotzten dem Wetter und ihrem mäßigen Album „Mylo Xyloto“ – und begeisterten den SZ-Kritiker Bernhard Blöchl: „Besser geht nicht. Nichts anderes ist man von dem sanftesten Superlativ namens Coldplay gewohnt. Willkommen in Liga eins, willkommen bei U2.“

Als man dachte, Coldplay werden immer größer und größer, spielten sie in München ihr kleinstes Konzert: 2014 traten die Stadionrocker vor 1500 handverlesenen Fans in der BMW-Welt auf und ließen sich danach bei der VIP-Party mit der BMW-Eignerfamilie blicken. Die Stimmung war tatsächlich eher mäßig, weil die Fans alles mitfilmten und keine Hand zum Klatschen freihatten.

Die „Head Full of Dreams“-Tour brachte sie 2017 wieder ins Olympiastadion zurück, zum seither letzten Auftritt in München. Die Fans bekamen am Einlass Armbändchen, die dann während des Konzerts überraschenderweise bunt und rhythmisch zu blinken begannen – hatte man bis dahin noch nicht gesehen in der Pop-Welt. Taylor Swift hat sich den Kniff für die aktuelle Eras-Tour abgeschaut – vielleicht hat Chris Martin die US-Kollegin beim Konzert in Düsseldorf 2024 daher gegrüßt, unter dem Motto: „Wer hat’s erfunden?“

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Anfahrt – wie kommt man zum Olympiastadion? 

Es empfiehlt sich, mit dem Fahrrad oder öffentlich zu den Konzerten anzureisen. Konzerttickets, auf denen das Logo des MVV (Münchner Verkehrs- und Tarifverbund) aufgedruckt ist, erlauben die kostenlose Nutzung des Nahverkehrs.

  • Anreise mit der U-Bahn: mit der Linie U3/U8 bis zur Haltestelle Olympiazentrum; zu Fuß sind es dann noch etwa zehn Minuten. Von der U-Bahn-Station Gern aus, die die U1 anfährt, lässt sich das Olympiastadion ebenfalls erreichen; hier dauert der Fußweg etwa 30 Minuten.
  • Anreise mit dem Bus: mit den Bus-Linien 144, 173, 177 oder 178 bis zu den Haltestellen Spiridon-Louis-Ring, Olympiasee, Olympiaberg, Olympiazentrum, Olympia-Eissportzentrum oder Petuelring.
  • Anreise mit der Straßenbahn: mit den Tramlinien 20 oder 21 bis zur Haltestelle Olympiapark West an der Dachauer Straße oder mit der Tramlinie 27 bis Haltestelle Petuelring.
  • Anreise mit dem Auto: Wer mit dem Auto anreist, kann direkt vom Mittleren Ring aus (Landshuter Allee) über den Sapporobogen in die Parkharfe einfahren. Mit dem neuen Reservierungssystem kann man sich unter www.rkb-parken.de am gewünschten Tag samt Uhrzeit und geplanter Verweildauer einen Platz vorab buchen. Die Zahl der Parkplätze ist begrenzt, es empfiehlt sich auch, das Auto bei einem Park-&-Ride-Parkplatz abzustellen. Behindertenparkplätze für Rollstuhlfahrer gibt es beim Parkdeck am Olympiaturm, in der Parkharfe am Olympiastadion (20 Plätze im Block 3) und beim Parkplatz am Olympia-Eissportzentrum.
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