Internationales Restaurant Maxvorstadt "Cohen's":Familie und andere Köstlichkeiten

Familiär ist ein strapazierter Begriff, doch für Cohen's gibt es keinen besseren. Hier wird der Gast mit jüdischen Köstlichkeiten und koscheren Weinen umsorgt und manchmal hilft er sogar mit.

Berit Uhlmann

Es verwundert nicht, dass "Cohen's" lange ein Geheimtipp war. Das Restaurant für jüdische Spezialitäten erreicht nur, wer von der Theresienstraße aus in einen dunklen Hinterhof einbiegt. Das Interieur ist schlicht, so schlicht, dass man sich im ersten Augenblick fragt, ob man hier noch im Ausbau begriffen ist. In der von Gaststätten gesäumten Theresienstraße ist dies mit Sicherheit kein Lokal, das Laufkundschaft anzieht.

Wein bei Cohens

Koschere Weine bei Cohen's

(Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Umso überraschender, dass der große Saal des Restaurants an diesem Montagabend randvoll ist. Und dies ist keine Ausnahme, wie wir erfahren.

Die Familie Cohen bietet eine Mischung aus osteuropäischer und orientalischer Küche. Die Speisen können auf Anfrage koscher zubereitet werden. Die Weine entsprechen immer den jüdischen Speisegesetzen. Koschere Weine gelten als Garant für oberste Hygiene und den Verzicht auf Enzyme, Bakterien und eine Reihe von Zusätzen. Und wir können sagen, der Rote, den man uns empfiehlt - ein Merlot von den Golanhöhen, der gar nicht auf der Karte steht - ist köstlich: vollmundig und fruchtig im Geschmack.

Aus den Vorspeisen wählen wir einen sehr empfehlenswerten israelischen Auberginensalat und das "Original New Yorker Pastrami". Das sind Scheiben von geräuchertem und gewürztem Fleisch, die - werden sie optimal zubereitet - von einer fantastischen Zartheit sind. Die Cohens scheint unsere Wahl zu freuen; wenig später fragen sie uns nachdrücklich nach unserer Meinung und wir verstehen, dass Pastrami ihnen eine Herzensangelegenheit, wenn nicht gar eine Mission ist.

Ein Hauch Dramatik

Pastrami war einst in Europa heimisch, ist heute aber nur noch in den USA verbreitet. Könnte man es nicht - ähnlich wie den Bagel - hierzulande wieder einbürgern? Mit dem optimalen Lieferanten? Nachdem suchen die Cohens und wir können das Vorhaben nur unterstützen, sind vorerst aber auch mit dem jetzigen Pastrami nicht unzufrieden.

Mit dem Hauptgericht kommt ein Hauch von Dramatik. Wir hatten die Spezialität des Hauses, Hühnerleber mit Püree, bestellt und nun kehrt Herr Cohen die Handflächen nach oben: "Wir können die Kartoffeln nicht stampfen!". In einem ersten Impuls wollen wir unsere Hilfe anbieten, und erfahren später, dass wir damit gar nicht so falsch lagen: Hier haben durchaus schon Gäste beim Service mitgeholfen.

Familie und andere Köstlichkeiten

Doch in Sachen Püree hören wir, dass die warmgehaltenen Kartoffeln zu fortgeschrittener Stunde allenfalls noch einen klebrigen Brei ergeben würden, und so etwas könnten die Cohens nun einmal nicht servieren. Verblüfft weichen wir auf Ferfel, die ungarischen Nudeln aus. Die Leber ist kräftig und schnörkellos - so wie die meisten Gerichte: Essenziell wie die Einrichtung sind auch die Speisen. Viele der Gäste bestellen das Wiener Schnitzel, es ragt auf beiden Seiten über den Teller hinaus und hat sich den Ruf erworben, das beste der Stadt zu sein.

Als Dessert wählen wir einen Nachtisch namens Povideldatschgerl und den heiß empfohlenen Apfelkuchen. An den Tisch kommen dagegen zwei Apfelkuchen; und als sie so frisch und warm vor uns stehen, wollen wir einfach nicht mehr widerrufen. Wir haben ohnehin längst begriffen, dass "Cohen's" kein Ort ist, an dem man auf die Karte oder gar Prinzipien pocht. Und dies beruht auf Gegenseitigkeit. Nicht umsonst schrieb eine Galeristin den Cohens ins Gästebuch, sie gehörten zu den ganz wenigen Münchner Gastronomen, die selbst mit "exzessfreudigen Künstlern" einen "charmant-souveränen Umgang" pflegten.

Später kommt dann doch noch der Povideldatschgerl, "Geht aufs Haus", heißt es, als wir den Irrtum erklären. Und obwohl wir bereits sehr satt sind, sind wir froh, auch noch das zweite Dessert probieren zu können, denn die mit Nüssen und Pflaumenkonfitüre gefüllten warmen Teigtaschen schmecken vorzüglich.

Als am Ende unser Kaffee auf der Suche nach dem richtigen Tisch durchs Lokal irrt, betrachten wir dies gelassen wie selten. Der Service im "Cohen's" ist sicher nicht im klassischen Sinne perfekt, aber wir haben solches Vertrauen in die Familie und ihre Empfehlungen gefasst, dass uns nichts mehr beunruhigt und wir gerne wiederkommen.

Restaurant Cohen's, Theresienstr. 31, 80333 München, Telefon: 089-280 95 45, Montag bis Samstag 12:00 bis 15:00 Uhr und von 18:00 Uhr bis open end

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