Süddeutsche Zeitung

Bar Coco:Wohlfühlen im gemütlichen Lampenmeer

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Das Coco an der Barer Straße ist Bar und Restaurant zugleich. Nicht nur Gin-Fans werden hier gut bedient.

Von Janina Ventker

Es gibt Lokale, die sind schön, das Essen ist gut, die Drinks sind es auch, aber man geht kein zweites Mal hin. Weil diese Läden keine Seele haben. Und dann gibt es Lokale, in denen man sich auf Anhieb wohlfühlt, ohne unbedingt zu wissen, warum. Weil sie ein Gefühl erzeugen, ein wohlig-warmes. Wie das Coco an der Barer Straße.

Das liegt auch an der Beleuchtung: Von der Decke baumeln 136 Metallröhrchen, gespickt mit kleinen Lampen, die in der Summe ein stimmungsvolles Licht erzeugen. Hinzu kommen freigelegte Backsteinwände und eine zwölf Meter lange Holzbank, die sich über den gesamten Raum erstreckt und ein kuscheliges Beieinandersitzen aller Gäste erzwingt. Charmant ist auch die Holztreppe, die abrupt in der Decke endet. Sie führte einst in eine Wohnung im ersten Stock, wurde dann verschlossen und geriet hinter einer Wand in Vergessenheit - bis Wirt Ivan Nisani sie voriges Jahr freilegte. "Manchmal setzen sich dort jetzt Leute hin und trinken einen Aperol", freut er sich.

Angenehm sind im Coco auch die durchweg freundlichen Bedienungen, die die Gäste mit einem Lächeln begrüßen. Ein Drink an der Bar oder ein Menü am Tisch? Hier ist beides für sich genommen eine gute Option. Oder beides nacheinander. Denn der Übergang vom Restaurant zur Bar gelingt hier mühelos.

Hinter der Theke hat man sich auf Gin spezialisiert. Ein Dutzend verschiedene Sorten der angesagten Spirituose stehen auf einer gesonderten Karte (ab 11,50 Euro). Der "Sipsmith Sloe" etwa kommt aus England, "Bobby's" aus Holland, "Monkey 47" aus Deutschland und der "Roku" aus Japan. Zu jedem Gin hält Barkeeper Serzan Celik ein passendes Tonic Water bereit. Im direkten Vergleich merkt man, wie unterschiedlich Gin schmecken kann - mal bitter, mal herb, mal fruchtig. Unterhaltsam wird es, wenn Celik zu jedem Gin eine kleine Geschichte erzählt. Dieser Gin ist aus Kartoffeln gemacht, die in Vulkanerde angebaut wurden - schmeckt man, oder?

Nach einem halben Jahr hat das Coco schon einige Stammgäste vorzuweisen, allen voran den "Whiskey-Mann", für den Nisani eigens die Whiskey-Auswahl erweitert hat. Das Coco ist Nisanis zweites Lokal nach dem "Okra Gemüsekebap" an der Schellingstraße. Dieses Mal sollte es jedoch mehr als ein Imbiss sein. Und so werden im Coco feine mediterrane Speisen serviert, der Fokus liegt auf Fisch und Fleisch. Die Karte ist übersichtlich und wechselt saisonal. Derzeit haben die Gäste etwa die Wahl zwischen Barbarie-Entenbrust vom Grill mit Rosmarinkartoffeln (17,50 Euro) oder Thunfischsteak mit Sesam-Pfeffer-Kräuterkruste (20,90 Euro). Für Vegetarier gibt es würziges Gemüse-Risotto mit Parmesanchips (11,90 Euro).

Das Publikum ist - obwohl das Lokal mitten im Univiertel liegt - angenehm gemischt. Davon zeugen auch die Polaroids, die an der Wand vor den Toiletten hängen. Besonders nette Gäste verewigt Wirt Ivan Nisani auf einem Foto. Zu finden ist da natürlich auch der Whiskey-Mann, selig lächelnd. Ob vom Whiskey oder weil er sich so wohlfühlte - das weiß wohl nur er selbst.

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Quelle:
SZ vom 29.03.2019
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