Cocktailbar Schwabing "The Potting Shed":Cocktails, die nach Apfelstrudel schmecken

Auf einen Chili-Mango-Caipirinha zwischen Tolstoi und Flaubert: In die Bar "The Potting Shed" geht man, um sich bei exotischen Cocktailkreationen zu unterhalten.

Susanne Popp

Im Potting Shed scheint es, als hätten die Besitzer einfach gemischt, was ihnen gefällt. Schlichte Holzmöbel, alte Weinregale und Deckenleuchter, die Kuchenvitrine im Ikea-Stil und einen riesigen Wandspiegel, um wahlweise sich selbst oder den Tischnachbarn zu beobachten.

The Potting Shed

Im Potting Shed gibt es Mix-Getränke der englischen Bar-Szene: ob Chili-Mango-Caipirinha, Wasabi Macadamia Martini oder Dessertmartinis, die tatsächlich nach Crème Brûlée oder Apfelstrudel schmecken.

(Foto: online.sdemuenchen)

Das passt zwar nicht unbedingt zusammen, aber es wirkt authentisch. Und so stören weder weiß-graue Fließen aus den siebziger Jahren, noch das leise Mainstream-Gedüdel von Robbie Williams im Hintergrund. Die Bar ist eben ein bisschen von allem - Irish-Pub, Cocktailbar und irgendwie auch schickes Weinlokal.

Denn in die Occamstraße kommt man nicht, um wilde Partynächte zu feiern oder das berühmte "sehen und gesehen werden" zu zelebrieren, sondern einfach zum Unterhalten. Und um die exotische Getränkeauswahl zu probieren.

Vom britischen Understatement der Einrichtung ist da nichts mehr zu finden. Statt einer normalen Karte gibt es die "Barbel" mit vergoldeten Buchstaben. Dahinter verbergen sich sechs Seiten Cocktailkreationen und fünfzehn internationale Weine (0,2 Liter zwischen 4,50 Euro und 9 Euro). Das entspricht vielleicht nicht biblischen Ausmaßen, ist aber in der Hauptstadt des Bieres durchaus bemerkenswert.

Die Idee, ausgesuchte Weine und Cocktails mit Burgern zu kombinieren, kam den Besitzern Michael Rentsch und Gregor Naehring in London. Dort sammelten beide erste Gastro-Erfahrungen. Neben klassischen Drinks (Sprizz für 5 Euro, Bier ab 3 Euro) servieren sie deshalb im Potting Shed beliebte Mix-Getränke der englischen Bar-Szene.

Dazu zählen zum Beispiel Chili-Mango-Caipirinha, Wasabi Macadamia Martini oder Dessertmartinis, die tatsächlich nach Crème Brûlée oder Apfelstrudel schmecken. Günstig ist das nicht: Cocktailpreise um neun Euro erklären, dass Studenten eher selten zu Gast sind. Dagegen schätzt vor allem das Publikum zwischen 30 und 50 Jahren die entspannte Atmosphäre der Bar.

Auf gemütliches Hinlümmeln in Sofas muss man an den hohen Tischen und Barhockern im Potting Shed überwiegend verzichten. Einzig in der hinteren Ecke verwandelt sich die Bar in eine Art Kaminzimmer. Um ein niedriges Tischchen gruppieren sich Hocker mit Tierfellen und ein weißes Sofa. Das Bücherregal mit Leo Tolstoi, Gustave Flaubert und Jules Verne macht das englische Landhaus-Klischee perfekt. Bei den Gästen findet die angebotene geistige Kost allerdings selten Zuspruch, ganz im Gegensatz zur kulinarischen.

In einer kleinen Küche kreiert Michael Rentsch Tapas und Burger. Letztere sind nach Ländern benannt und sollen geschmacklich einmal um die Welt führen. Das klingt wie diverse McDonalds-Werbeaktionen, aber die Burger im Potting Shed sind um Klassen besser als die Fast-Food-Variante: egal ob thailändisch mit Curry, Kokos und Mango oder typisch bayerisch (mit Bratwurst, Sauerkraut, Bautzner Senf und Spiegelei).

Grundsätzlich werden nur ökologisch erzeugte Produkte verwendet und extravagante Spielereien wie der Bio-Cachaca aus dem Holzfass stolz auf der Theke präsentiert. Dieses Spezialitätenbewusstsein kommt beim Münchner Publikum nach wie vor an und lässt die üppigen Preise (Burger ab 10,90 Euro) verschmerzen. Immerhin wird so dafür gesorgt, dass die Bar bereits zur Happy Hour (17-20 Uhr) gut gefüllt ist.

Auf Drinks und Burger muss man auch dann nicht lange warten. Sparsam dekoriert, fast ohne Fruchtstückchen und Eisschirmchen, kommen Forest Caipiroska (Absolut Kurant, Limone, Erdbeer-, Himbeer- und Schwarzbeersaft, Zucker, Chambord) und Montgomery Martini (Grasovka Bison Vodka, Honig-Likör, Ananassaft, Ingwer, Honig) auf den Tisch.

Optisch mag das enttäuschen, der Geschmack aber überzeugt. Und als dann aus den Boxen die Beatles mit "A Hard Day's Night" tönen, passt sogar das "Cheers" von Gregor Naehring irgendwie dazu.

"The Potting Shed", Eingang Haimhauser Straße/Occamstraße 11, 80802 München, Telefon: 089/34077284, www.thepottingshed.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag ab 17 Uhr

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