Clubtour durch München:"Ich glaub', die Party wird groß!"

Neuer Schwung auf Münchens Tanzflächen: In den vergangenen Monaten haben in der Innenstadt jede Menge neuer Clubs eröffnet. Die Geschichte einer Münchner Nacht.

Lisa Sonnabend und Beate Wild

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8below Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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Neuer Schwung auf Münchens Tanzflächen: In den vergangenen Monaten haben in der Innenstadt jede Menge neuer Clubs eröffnet. Ein Streifzug durch die Nacht.

23.30 Uhr: 8below

Am Eingang steht "Smells like teen spirit", man denkt an Nirvana, Grunge, Punkrock. Doch drinnen riecht es nach: Toast Hawaii. Das 8below in der Schützenstraße möchte ein Rocker-Club sein, ähnelt aber eher einem Jugendzentrum. Von den Wänden blicken irre Graffiti-Gesichter auf die Tanzfläche, 1500-LED-Leuchten an der Decke tauchen den Raum in verheißungsvolles rotes Licht, die Sitzmöbel sind aus Bierkästen gebastelt. An der Bar gibt es süße Cocktails, Wiener Würstel und eben Toast mit Käse, Schinken und Ananas.

8below Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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Erinnerungen an Abende in Vorstadt-Discos kommen hoch. So viele Dauerwellen und Skaterhosen auf einmal sind an sonst kaum einem Ort in München zu sehen. Die Landjugend aus Ebersberg, Erding oder Fürstenfeldbruck hat offenbar einen Ausflug ins Zentrum gemacht - der Hauptbahnhof liegt ums Eck. Besucher aller Jugendzentren der Stadt, vereinigt Euch. Im 8below

8below Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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An der Bar in der Mitte des Clubs stehen zwei Grüppchen, gerade der Minderjährigkeit entwachsen. Sieben Blondinen in der einen, in der anderen die Jungs. Man prostet sich über die Bar hinweg zu, verlegen lachend. Das Motto der Veranstaltung: "Rocken und Poppen". Im 8below duftet der Teenager-Spirit eben nach Toast Hawaii. Münchner über 20 dürften damit nichts anfangen können und suchen besser woanders ihr Glück.

8below, Schützenstraße 8, 80335 München

für: Rockmusik-Fans zwischen 18 und 25 Jahren

Ruby Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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0.15 Uhr: Ruby

"Heute Abend geht's wieder los, ich glaub die Party wird groß." Zwei muskelbepackte Mittzwanziger wippen zum "Promille Samba" der Monaco Brothers mit dem Kopf. Mit einer Hand halten sie sich an der Go-Go-Stange fest, mit der anderen am Cocktail. Gefällt ihnen eine Frau auf der Tanzfläche, schießen sie unauffällig ein Foto mit dem Handy.

Ruby Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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Es ist gerade einmal Mitternacht, doch im Ruby in der Neuhauser Straße ist die Stimmung bereits ausgelassen. Die Erwartungen an die Nacht sind groß. Wegen der Musik kommt hier niemand. Zu dumpf dröhnt der Beat der Monaco Brothers. Der Club bietet vielmehr eine Bühne für Jäger und Gejagte.

Ruby Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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Die männlichen Gäste sind eindeutig in der Überzahl, dafür stehen die weiblichen Gäste umso mehr im Fokus - und das wissen sie auch. Zwei junge Frauen in High-Heels, Glanz-Leggins und Rüschchenoberteil räkeln sich am Tresen. Drei ältere Männer in Jeans und Polohemd sitzen mit einem Champagner-Kübel an einem Bistro-Tisch und grinsen. Man kann froh sein, wenn man es ohne Anhang nach draußen schafft. Ein Paradies für Singles. Die Monaco Brothers singen derweil: "Wenn ich die Frau nicht krieg, ja dann besauf' ich mich, Hauptsache der Sound ist dick." Auch eine Möglichkeit.

Ruby, Neuhauser Straße 47, 80331 München

für: Singles aller Altersstufen

Blumenbar

Quelle: Lisa Sonnabend

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1.15 Uhr: Blumenbar

Vor der Blumenbar keimt Hoffnung auf, es könnte Freibier geben. Denn schon vor der Tür drängeln sich ungestüm die Menschen. Drinnen muss man sowohl in dem kleinen Raum im Erdgeschoss, als auch unten im Clubraum aufpassen, dass einem keiner auf die Füße steigt.

Als endlich die Theke erreicht ist, steht fest: Umsonst gibt es in der Blumenbar nichts. Aber was sonst? Jede Menge Vollbärte, Nerd-Brillen, um den Hals drapierte Schals. Die betonte Individualität wird in der überfüllten Blumenbar schnell zum Mainstream, die Accessoires der Alternativ-Intellektuellen gehören hier zur Standardausrüstung.

DAS VINYL LEBT - DIE SCHALLPLATTE IST NICHT TOT ZU KRIEGEN

Quelle: DDP

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Die Räume der ehemaligen Flashbox in der Thalkirchner Straße haben sich verändert. Die Wände sind nicht mehr weiß-steril wie in einer Arztpraxis, sondern gräulich wie in einem Hinterhof. Die bunt-blinkende Lichterwand ist verschwunden. Nun ist es so dunkel, dass die Tanzenden nur schwer erkennen, wer neben ihnen zappelt. Doch egal, die Musik ist gut - ein Mix aus Elektro und Indie.

Blumenbar, Thalkirchner Straße 10, 80337 München

für: alternativ-intellektuelles Publikum um die 30

Harry Klein Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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2 Uhr: Harry Klein

Die Tür zum Clubraum geht auf. Pfiffe, Gekreische, Begeisterungsrufe. Der Sound und die Licht-Projektionen saugen alles und jeden hinein auf die Tanzfläche. Willkommen im Kosmos Harry Klein. Hier regiert der Techno - auch nach dem Umzug vom Optimolgelände in die Sonnenstraße.

Harry Klein Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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Techno ist nicht out. Er wird jetzt nur liebevoll Electro genannt. Statt schrill mit Trillerpfeifen wird im Harry Klein kurzerhand mit den Fingern gepfiffen. Statt Plateauschuhen und bauchfreien Oberteilen tragen die Anhänger des Techno 2.0 Turnschuhe, Jeans und schlichte T-Shirts. Alles andere würde von der Musik ablenken.

Harry Klein Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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Sind sonst eher bunt blinkende Discos im Trend, kontert das Harry Klein mit grauem Betoncharme. So großstädtisch wirkt München an kaum einem anderen Ort. Eine individuelle Note erhält der Club durch die liebevollen Details lokaler Künstler: Auf der Männertoilette beobachten hunderte künstliche Augenpaare die Geschäfte.

Dann bewegt die DJane einen Regler - und sofort kreischen die Tänzer in einer anderen Tonart. Auf der Galerie beugen sich zwei Gäste über das schräge Geländer. Es scheint, als schweben sie über der Tanzfläche. Die Musik macht es einem schwer zu gehen.

Harry Klein, Sonnenstraße 8, 80331 München

für: Electro-Fans zwischen 25 und 35 Jahren

P1 Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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3.15 Uhr: P1

Vorhang auf, für einen neuen Akt im P1. Die Bühne ist nach der Umbaupause nur geringfügig verändert: eine große Tanzfläche, umgeben von einigen Säulen und zahlreichen Bars. Die Handlung ist auch nach 60 Disko-Jahren die gleiche: Junge, gut aussehende Frauen treffen auf ältere, wohlhabende Männer. Auf die bewährten Requisiten will das P1 weiterhin nicht verzichten: ein strenger Türsteher, Alkohol in überdimensional großen Flaschen, weiße Hosen, tiefe Dekolletés, Chart-Musik und jede Menge Mammon.

P1 Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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Nur einen neuen Handlungsstrang gibt es in dem renovierten Schickimicki-Club: die Toiletten. In kleinen abgetrennten Logen verrichtet man nicht nur sein Geschäft, sondern trifft sich zu Small-Talk, Foto-Sessions und anderen Aktivitäten. Das auffälligste Kostüm an diesem Abend trägt ein junger Mann, der eben die Tanzfläche entert: ein hautenger Animal-Print-Catsuit.

P1 Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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Auch das Personal hat Spaß an der zigsten Aufführung. Die Barkeeper tanzen hinter dem Tresen, Resident-DJ Petko flirtet mit den weiblichen Gästen. München ist immer noch süchtig nach dieser Inszenierung, die sich Wochenende für Wochenende wiederholt. Ganz München? Nein, denn einige merken schnell, dass sie in der falschen Vorstellung sind und ziehen weiter.

P1, Prinzregentenstraße 1, 80538 München

für: Münchens Schöne oder Reiche von 20 bis 60 Jahren

Bob Beaman Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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 4.15 Uhr: Bobbeaman

Auf der Tanzfläche ein alter Bekannter: der Mann im Animal-Print-Catsuit. Auch er ist vom benachbarten P1 herübergekommen, um das Bobbeaman, den neuen Club in der Gabelsbergerstraße, auszuprobieren. Seit Wochen ist der Club das Gesprächsthema im Münchner Nachtleben. In ist, wer schon einmal hin ist. Denn wer sich als Hipster fühlt, muss dagewesen sein. Dementsprechend viele Hedonisten sind hier anzutreffen.

Die Wände sind schwarz, bunt blinkt nur die LED-Decke. Der Raum ist klein, die Decken niedrig. Es herrscht Sauna-Atmosphäre. Der Altersdurchschnitt ist ein wenig höher als in anderen Clubs. Viele der Gäste kennen sich untereinander.

Bob Beaman Club München

Quelle: Lisa Sonnabend

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An der Bar versuchen lässige Typen der Nacht noch einmal neuen Schwung zu verpassen und adrette Münchnerinnen für sich zu begeistern. Manchmal gelingt dies nicht mehr so ganz. Zu dieser Uhrzeit haben die Anmachsprüche an Originalität verloren: "Du hast aber einen hübschen Ausschnitt!" Dann übernimmt Resident-DJ David Muallem die Plattenteller - und plötzlich stürmen die Gäste zuhauf auf die Tanzfläche. Euphorie kommt auf. Mit dem Bobbeaman hat München einen veritablen Club bekommen. Ein regelmäßiges Wiedersehen ist wahrscheinlich. Und auch in dieser Nacht kann der Morgen noch lange warten.

Bobbeaman, Gabelsbergerstraße 4, 80333 München

für: Hipster um die 30

© sueddeutsche.de
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