Aufs Klo zu gehen, das ist etwas, was die allermeisten Menschen am liebsten alleine tun. In einer Bar läuft das Ritual darum üblicherweise so ab, dass man sich möglichst unauffällig entschuldigt, seine Notdurft verrichtet und dann zum Händewaschen schreitet - idealerweise ohne mit irgendjemandem Blickkontakt aufzunehmen. Der einzige Blickkontakt, der erlaubt ist, ist der mit sich selbst - wenn man den Blick beim Händewaschen hebt und in den Spiegel schaut. Genau in diesem Moment aber lauert im noch recht neuen Salong der Schrecken: Da, wo das eigene Antlitz sein sollte, ist: ein Fremder. Damen- und Herrentoilette haben im Salong denselben Grundriss, sind aber spiegelverkehrt angelegt - und da, wo in beiden Räumen der Spiegel sein müsste, ist eine rechteckige Öffnung in der Wand. Statt eines Spiegels gibt es also eine Art Fenster in den Waschraum der anderen. Um die Lippen nachzuziehen, ist das zwar unpraktisch. Dafür bekommt man aber nicht nur ein ebenso verdutztes Gegenüber, sondern auch Einblick in einen Raum, der sonst tabu ist. Ist am Ende aber, wenig überraschend, auch nur ein Clubklo.
Foto: Robert Haas