Club Registratur:Die Registratur darf wieder wummern

Club Registratur: Speis und Trank und Tanz: Nachbarn der Registratur beschwerten sich massiv über den Lärm der Bar an der Müllerstraße.

Speis und Trank und Tanz: Nachbarn der Registratur beschwerten sich massiv über den Lärm der Bar an der Müllerstraße.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Die Registratur an der Müllerstraße musste vor Kurzem schließen, weil die Nachbarn wegen des Lärms geklagt hatten.
  • Der Betreiber fühlt sich von der Stadt ungerecht behandelt und will nun in Berufung gehen.
  • Solange das Verfahren läuft, darf das Lokal aufbleiben. Am 24. März ist Wiedereröffnung.

Von Laura Kaufmann

Betrunkenes Partyvolk ist nicht immer das rücksichtsvollste, in der Müllerstraße schon gar nicht. Die Gastronomen wollen ihren Lebensunterhalt mit dem Ausschenken alkoholischer Getränke finanzieren, aber die Anwohner wollen schlafen. Und die alkoholisierten Grüppchen, die aus den Kneipen herausfallen, die rauben den Müden in den Wohnungen darüber ihre Nachtruhe.

Wenn es um die Hausnummer 42 geht, sind die Fronten verhärtet. Bis vor Kurzem lud die Registratur zu Speis, Trank und Tanz. "Das Wummern ging durch die Wände bis in den vierten Stock hoch", sagt Anwohner Ulrich Pfeiffer. Jedes Wochenende, bis in den frühen Morgen. Die Nachbarn zogen vor Gericht, die Bar schloss. Jetzt will Betreiber Christian Reuter in Berufung gehen und zum 24. März wieder aufsperren. "Wir wollen den Gästen die Registratur zurückgeben", sagt er. "Ich kann absolut nachvollziehen, dass die Anwohner genervt sind."

Es herrscht ein schlimmer Grundlärmpegel auf der Straße durch die vielen Gaststätten und die Tram, die alle zehn Minuten durchfährt. An ihm werde ein Exempel statuiert, findet Reuter. "Meine Baugenehmigung wird aufgehoben und trotzdem wird eine neue Genehmigung nach der anderen in der Müllerstraße erteilt. Das sehe ich absolut nicht ein."

Ulrich Pfeiffer ist über 80 Jahre alt, seit 1985 wohnt er im Haus nebenan. "Wir müssen uns jetzt von den Leuten, die unten feiern, sagen lassen, wir sollen doch aufs Land ziehen", sagt er. Als er vor 30 Jahren einzog, war das Nachtleben überschaubar. Es gab das Pimpernel, den Ochsengarten und weiter unten, in der Reichenbachstraße, die Deutsche Eiche. "Das waren kultivierte Leute", sagt er, "aber jetzt ist eine andere Klientel in Sachen Feiern gekommen. Das hat doch mit Geselligkeit nichts mehr zu tun." Mittlerweile zählt die Müllerstraße 29 Gastronomiebetriebe von Sendlinger Tor bis Rumfordstraße.

Es gibt Geräusche, an die gewöhnt man sich. Eine Tram, die unter dem Fenster vorbeifährt, die hört man irgendwann nicht mehr. Aber ein Wummern, das aussetzt, wieder anfängt, den Takt ändert - schwierig. "Schlimm ist das Gekreische", sagt Pfeiffer. "Ein hohes Kreischen, das reißt einen immer aus dem Schlaf." Die Stadt gibt sich Mühe. Ein runder Tisch mit Gastronomen, Anwohnern, Vertretern der Stadt und Polizei berät zwei Mal im Jahr. Kreisverwaltungsreferat und die Polizei kontrollieren öfter.

"Imbisse und Bars haben zusammen Türsteher beauftragt, die für Ruhe und Sauberkeit nicht nur vor ihrer eigenen Tür verantwortlich sind", sagt Brigitte Gans vom Sozialreferat. Die Gastronomen arbeiten an Plakaten, die die Feiernden daran erinnern sollen, dass sie sich in einem Wohngebiet befinden. Gab es 2015 noch 25 Beschwerden, waren es 2016 drei - ein Erfolg? Ulrich Pfeiffer sieht das anders. Er rufe nicht jedes Mal die Polizei, wenn ihn eine brüllende Bande aus dem Schlaf reiße.

Christian Reuter wird nun in Berufung gehen und kann die Registratur, so lange das Verfahren läuft, weiterbetreiben. Sein Pachtvertrag läuft Ende April 2018 aus. Dann soll das Gebäude luxussaniert werden. Eine Gastronomie ist dann nicht mehr vorgesehen.

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