Bandenkriminalität:Clan rückt mit Machete und Baseballschlägern zum Geldeintreiben an

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Die Polizei hat drei Wohnanwesen von Tatverdächtigen in München, Puchheim und Gersthofen durchsucht (Symbolbild). (Foto: Carsten Rehder/dpa)

Innerhalb einer Großfamilie eskaliert ein Streit um mehrere Hunderttausend Euro. Die Polizei verhindert einen Überfall im letzten Moment. Bei einer Razzia wurden nun vier Männer festgenommen.

Von Martin Bernstein

Schwer bewaffnet hat ein Clan aus dem Münchner Stadtteil Untermenzing versucht, bei einem anderen Zweig derselben Großfamilie mehrere Hunderttausend Euro einzutreiben. Bei der stolzen Summe handelte es sich um geforderte Unterhaltsleistungen für ein uneheliches Kind. Die Münchner Polizei stoppte die Attacke in letzter Minute – und holte jetzt zum Gegenschlag aus. Bei einer Razzia gegen die Großfamilie wurden in Untermenzing, Puchheim und Gersthofen bei Augsburg vier Verdächtige festgenommen.

Die vier Männer im Alter zwischen 28 und 54 Jahren stehen im Verdacht, am gewaltsamen Geldeintreibeversuch Ende November beteiligt gewesen zu sein. Hintergrund war laut Polizei eine in die Brüche gegangene Beziehung innerhalb der aus Rumänien stammenden Großfamilie. Ein junger Mann hatte nach Polizeiangaben seine langjährige Freundin verlassen – und mit ihr ein gemeinsames Kind. Daraus resultierten, so zumindest die Auffassung des einen Familienzweigs, erhebliche finanzielle Forderungen.

Weil die sich offenbar friedlich nicht durchsetzen ließen, rückten am 30. November, einem Samstag, kurz vor Mitternacht etwa 15 bewaffnete Personen mit mehreren Fahrzeugen vor einem Wohnanwesen der Gegenpartei im Münchner Osten an. Die Geldeintreiber hatten Schusswaffen, eine Machete und Baseballschläger dabei. Offenbar wollten sie damit ihrer Forderung Nachdruck verleihen.

Der geplante Angriff endete jedoch an der Wohnungstür. Ehe die Angreifer mit Gewalt eindringen konnten, rückte die von den Überfallenen eilig alarmierte Polizei an. Die Bewaffneten ergriffen daraufhin die Flucht. Sechs von ihnen konnten die Ermittler inzwischen identifizieren.

„Solche Zustände können und wollen wir überhaupt nicht hinnehmen“, sagt Erster Kriminalhauptkommissar Hans-Peter Chloupek, der Leiter des auf die Bekämpfung von Bandenkriminalität spezialisierten Kommissariats 33 der Münchner Kriminalpolizei. Mit kriminellen Clans hat Chloupek langjährige Erfahrung: Früher legte er mit einem Spezialistenteam Telefonabzockern aus Polen und der Türkei das Handwerk.

Inzwischen hat Chloupek ein Auge auf andere Zweige der organisierten Kriminalität. Schwerer Landfriedensbruch und räuberische Erpressung – so etwas verlangt eine Antwort der Sicherheitsbehörden. Die erfolgte nun am vergangenen Donnerstag.

Die Polizei findet Gegenstände, die weitere Straftaten nahelegen

Ausgestattet mit richterlichen Beschlüssen durchsuchten Polizisten, darunter auch Spezialeinheiten, und Staatsanwälte in den Morgenstunden gleichzeitig drei Wohnanwesen von Tatverdächtigen in München, Puchheim und Gersthofen. Sie konnten mehrere Gegenstände sicherstellen, die wahrscheinlich bei dem vereitelten Überfall Ende November verwendet worden waren. Darunter waren laut Chloupek mehrere Schreckschusswaffen, Äxte, eine Machete und ein Baseballschläger.

Die Ermittlungen werden sich nach der Razzia wohl noch ausweiten. Denn die Beamten stießen auch auf eine größere Menge Bargeld, verschiedene Wertgegenstände „und zahlreiche Fahrzeugschlüssel, bei denen ein Zusammenhang mit Straftaten nahe liegt, sowie augenscheinliches Diebesgut“. Die Einziehung der verwendeten Fahrzeuge werde derzeit noch geprüft.

Vier der Tatverdächtigen wurden bei der Razzia festgenommen und nach Abschluss der erkennungsdienstlichen Behandlung sowie weiterer polizeilicher Maßnahmen wieder entlassen. Mehrere identifizierte Tatverdächtige waren bereits polizeibekannt. Nach ihren Komplizen wird gefahndet. „Unsere Ermittlungen gehen intensiv weiter“, verspricht Chloupek.

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