Circus Krone:Das Leben ist ein Zirkus

Das Winterprogramm ist der im Juni verstorbenen Christel Sembach-Krone gewidmet. Jana Mandana Lacey-Krone folgt der Grande Dame des Circus als neue Chefin nach

Von Barbara Hordych

Schon im Alter von drei Jahren ritt sie auf einem winzigen FalabellaPony in die Manege des Circus Krone. Unter der Aufsicht von "Mapa" - das war der Name, den Jana Mandana und ihre Schwester Nina der Freundin ihrer Eltern gaben, der im Juni gestorbenen Prinzipalin Christel Sembach-Krone. "Sie war wie ein dritter gleichberechtigter Elternteil für uns, hat mit uns Hausaufgaben gemacht, auf uns aufgepasst, uns getröstet, wenn wir Ängste hatten", erzählt Jana Mandana, 37. Am ersten Weihnachtsfeiertag hat sie eine große emotionale Herausforderung zu bewältigen: Sie muss erstmals als offizielle Krone-Chefin das Winterprogramm im Münchner Stammhaus eröffnen.

Circus Krone: Jana Mandana Lacey-Krone ist mit Akrobatik seit ihrer Kindheit vertraut.

Jana Mandana Lacey-Krone ist mit Akrobatik seit ihrer Kindheit vertraut.

(Foto: Catherina Hess)

Christel Sembach-Krone hat nicht nur bei der Auswahl ihrer Artisten Weitblick bewiesen (oft wurden die von ihr engagierten Künstler später mit höchsten zirzensischen Auszeichnungen bedacht), sondern auch in der Nachfolgeregelung. Jana Mandanas Eltern, beide Schweizer, sind seit jeher zirkusbegeistert. Ihr Vater Urs Pilz organisiert seit Jahrzehnten das internationale Zirkusfestival von Monte Carlo, in stetigem Kontakt mit der ebenfalls zirkusbegeisterten Prinzessin Stéphanie von Monaco. "Christel Sembach-Krone schätzte immer seinen Rat, er sitzt bis heute in jeder unserer Premieren. Er arbeitete nicht für sie, aber immer im selben Metier, sie wusste, von ihm bekommt sie eine ehrliche Rückmeldung." Aus familienstrategischen Gründen adoptierte die kinderlose Krone-Chefin die damals Zwanzigjährige Jana Mandana, seitdem fungierte sie als Juniorchefin. Zwar ist auch ihre Schwester Nina dem Zirkus verbunden geblieben, sie heiratete einen Artisten und leitet das Kassenwesen und die Gastronomie. Aber Jana Mandana war diejenige, die den Zirkus einmal fortführen sollte. Warum? "Bei mir stimmte halt das Gesamtpaket, da ich auch selbst in der Manege auftrete." Wie einst die verstorbene Circus-Prinzipalin führt sie Pferdedressuren und Elefanten, die Wappentiere des Krone Circus, vor.

Circus Krone: Mario Berousek gilt als schnellster Jongleur der Welt.

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(Foto: Anton Belyakov)

Auch wenn ihre geliebte "Mapa" bei der Eröffnung des Winterprogramms nicht dabei sein wird, ist sie nicht alleine. Ihr zur Seite steht Ehemann Martin Lacey Jr., der hochdekorierte englische Raubtierdompteur, in Las Vegas zum "Showman of the Year" gekürt und engagierter Aufklärer in Sachen Tierhaltung im Circus. Ein Reizthema für viele, gewiss. Aber das Direktorenpaar hält unverdrossen am Konzept des klassischen Circus fest, der eben auf drei Säulen beruhe, wie Jana Mandana erklärt: Artistik, Tierdressur und Clownerie.

Circus Krone: Stars in der Manege: Direkt von einer Papst-Audienz weg wurden die „Black Blues Brothers“ engagiert

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(Foto: Gianluigi Di Napoli)

Kennengelernt hat sie ihren Mann, den sie vor zehn Jahren in München heiratete, als er seinerzeit mit seiner Löwennummer im Circus Krone engagiert war. "Er begegnete mir mit zwei Milchflaschen im Arm und fragte, ob ich seine Babylöwen anschauen wolle", sagt Jana Mandana. Ein Angebot, das sie ablehnte. Zunächst einmal. "Ich dachte mir eben, das ist seine Masche, mit der er jede Frau beeindruckt", sagt sie und lacht. Eine Ehe mit einem Mann, der nicht im Zirkus arbeitet, ist für sie nicht vorstellbar. "Er versteht, wenn ich fünf Mal am Tag zu meinen Tieren raus muss, und ich verstehe, wenn er seine jungen Löwen rund um die Uhr füttern muss. Das sprengt jeden gemütlichen Fernsehabend und macht einen pünktlichen Kinobesuch schwierig, unser Leben wird vom Rhythmus der Tiere vorgegeben", sagt die neue Krone-Chefin.

In der Manege präsentiert sie sich als glamouröse Zirkusprinzessin, das gehört zum Showgeschäft. Lange Glitzer-Roben, hohe Sandaletten, auf denen sie zierlich über die Sägespäne tänzelt oder elegant auf den Rüsseln ihrer Elefanten in die Höhe schwebt. Doch trifft man sie privat, trägt sie Jeans und Sweater, die hüftlangen schwarzen Haare zu einem praktischen Pferdeschwanz gebunden. Sie ist von unkompliziertem, ja kumpelhaft-direktem Naturell. Und legt keinen großen Wert auf unnötigen Firlefanz. "Es gibt Seiltänzerinnen, die brauchen alleine eine Stunde für ihre Frisuren. So ein Typ bin ich nicht. Bei mir muss es schnell gehen. Ich bin in zwanzig Minuten fertig für den Auftritt, mit Schminke und allem."

Wo sieht sie in Zukunft ihre größte Herausforderung? "Die ,Mapa' hat alle Nummern selber ausgesucht. Das ist eine wichtige und unglaublich zeitaufwendige Arbeit", sagt Jana Mandana. Rund zwanzig Anfragen erreichten den Zirkus täglich, in Form von Links und DVDs. "Viel sortieren wir direkt wieder aus. Aber anschauen müssen wir es uns trotzdem, es könnte ja das berühmte Goldkorn darunter sein", sagt sie.

Auf Beistand kann sie auch hier zählen. Wie die verstorbene Chefin vertraut sie den Empfehlungen des langjährigen Krone-Talent-Scouts Frank Keller. Genau wie Jana Mandanas Vater reist er durch die ganze Welt, um Acts zu besichtigen und vorzuschlagen. So auch die "Black Blues Brothers" aus Kenia, die er bei einer Papstaudienz im Vatikan entdeckte. Einer der Höhepunkte des ersten Winterprogramms, die Christel Sembach-Krone sozusagen vom Papst weg engagierte. Wie übrigens alle Nummern dieses Programms noch von ihr selbst zusammengestellt wurden. Darunter ist auch Mario Berousek, einer ihrer erklärten Lieblinge, Guinness-Buch-verbrieft als "schnellster Jongleur der Welt". Wert legte Sembach-Krone auch immer auf die Meinung des Nachwuchses, sagt die neue Krone-Chefin. "Bringt mir mal die Kinder!", lautete ein geflügeltes Wort. Gemeint waren der neunjährige Alexis und seine zehnjährige Cousine Shirin, die Kinder der beiden Schwestern Jana und Nina. "Sie sind wie Zwillinge", sagt Jana Mandana. Im vergangenen Jahr hatten beide zusammen ihre Manegenpremiere, mit einem kleinen Pony. Die Familienbande, sie dürften halten.

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