Chronologie der Krise:Löwen im Wechselbad der Gefühle

Zweimal standen die Löwen kurz vor dem Aus. Zweimal schien die Rettung in Sicht - und entpuppte sich als Irrtum. Banken, Politiker und sogar der Erzrivale wurden um Hilfe gebeten - umsonst. Und plötzlich wendete sich das Blatt doch wieder.

Elisabeth Schmidt

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Zweimal standen die Löwen kurz vor dem Aus. Zweimal schien die Rettung in Sicht - und entpuppte sich als Irrtum. Banken, Politiker und sogar der Erzrivale wurden um Hilfe gebeten - umsonst. Und plötzlich wendete sich das Blatt doch wieder. 14. November 2010: neuer Finanz-Kopf für die Löwen Löwen-Geschäftsführer Robert Niemann wirft nach nur 106 Tagen im Amt hin - der Verein ist zu der Zeit schon finanziell angeschlagen. Jetzt soll es Robert Schäfer richten (im Bild links). Seit 2008 ist der Jurist Projektleiter beim Sportvermarkter IMG, der die Vermarktungsrechte der Löwen besitzt. Bei Amtsantritt sagt Schäfer nicht viel Neues: Die Einnahmen müssten steigen, die Ausgaben sinken, er ist für einen Verbleib des Klubs in der Allianz-Arena und will mit dem FC Bayern verhandeln. Schäfer ist aber nicht der einzige neue Kopf in der Chefetage.

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6. Dezember 2010: Otto Steiner neuer Aufsichtsratschef Neues altes Gesicht: Otto Steiner übernimmt den Vorsitz im Aufsichtsrat. Der Medienunternehmer war bereits seit November 2009 im Kontrollgremium und von März bis Juli 2007 als Vizepräsident bei den Löwen tätig. Er ist optimistisch, den Verein bis 2013 zu sanieren.

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15. Januar 2011: Traum vom Aufstieg geplatzt Der Liquiditätsnachweis bei der Deutschen Fußball Liga gelingt, allerdings platzt der Traum vom Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga. Gegen Bochum verliert der Verein am 15. Januar mit 1:3. Es ist die fünfte Saisonniederlage und die siebte Partie hintereinander ohne Erfolg. Damit ist ein weiterer Rettungsanker dahin, die Löwen werden so bald nicht in größeren Stadien mit mehr Publikum spielen. Die Suche nach einem millionenschweren Investor wird dadurch noch einmal schwieriger.

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7. Februar 2011: Dieter Schneider wird Löwen-Präsident Schon als Löwen-Vize galt Dieter Schneider als fähiger Sanierer. Seit dem 23. Oktober 2010 erarbeitete sich Schneider bei Geschäftspartnern, Banken und beim Arena-Vermieter FC Bayern Respekt - wichtige Basis für die Mission "Löwen-Rettung". Schneiders Motto ist Kontinuität, schnelle Anteilsverkäufe schließt er erst einmal aus.

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(Foto: Robert Haas)

18. März 2011: Löwen droht das Aus Bis Ende Mai muss der Verein 3,5 Millionen Euro aufbringen, um die restliche Saison zu finanzieren, berichtet die SZ. Die Altlasten summieren sich inzwischen auf rund 12 Millionen Euro. Will man die Saison 2011/12 weiter bestreiten, fehlen nochmal acht bis neun Millionen zusätzlich. Wie die Sechziger das Geld auftreiben können, ist zu diesem Zeitpunkt völlig unklar. In der Zwischenzeit verzichten die Spieler auf zehn Prozent ihres Gehalts.

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23. März 2011: Kabinett sagt "nein" zu Staatshilfen Ministerpräsident Horst Seehofer und sein Kabinettskollegen sind sich einig: Geld vom Freistaat für die Löwen gibt es nicht, weil man sonst einen Präzedenzfall schaffen würde. Vor allem Umweltminister Markus Söder (CSU) spricht sich massiv gegen eine Finanzspritze vom Staat aus - mit Verweis auf den 1. FC Nürnberg, der seine Probleme in der Vergangenheit auch alleine lösen musste. Im Gespräch ist aber eine Bürgschaft der staatlichen Förderbank LfA für einen zwei-Millionen-Kredit von der Landesbank.

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24. März 2011: Investoren sollen Löwen retten Plötzlich scheint sich das Blatt zu wenden: Ein offenbar seriöser Investor aus dem Ausland, eine deutsche Privatbank, dazu die Bayerische Landesbank, die Stadtsparkasse und der FC Bayern wollen die Löwen-Pleite abwenden. Innerhalb weniger Tage will man sich mit den verantwortlichen Managern einig werden, welche Kredite und Bürgschaften vergeben werden können.

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25. März: Krisenrunde am Münchner Flughafen scheitert Enttäuschung für Löwen-Boss Dieter Schneider: Eigentlich stand das Rettungskonzept schon, doch auf einer Krisenrunde am Münchner Flughafen bleibt der erhoffte Durchbruch aus - ein namhaftes privates Kreditinstitut, die Bayerische Landesbank, die Münchner Stadtsparkasse und weitere Beteiligte können sich auf Details der geplanten Löwen-Sanierung nicht einigen. Strittig bleibt, welche Bank welche Bürgschaft übernehmen soll.

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26. März: Kritik an Hoeneß-Intervention Samariter oder eiskalt-berechnender Geschäftsmann? Geht der TSV pleite, dann brechen dem FC Bayern jährlich 4,5 Millionen Euro weg, die die Sechziger als Miete für die Allianz-Arena bezahlen. Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat angeboten, acht Millionen Euro an die Bayern-LB "günstig" zu vergeben. Die Bank könnte den Sechzigern mit dem Geld einen Kredit gewähren - kein selbstloser Akt meinen zahlreiche Löwen-Fans, denn die Bayern würden bei Rückzahlung von den Zinsen profitieren. Am 26. März gipfelt die Kritik am Erzrivalen mit einer Farbbeutel-Attacke auf das Bayern-Service-Gebäude in der Säbener Straße.

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28. März 2010: Aufsichtsrat tagt ohne Ergebnis Eigentlich sollte an diesem Montagabend ein Rettungs-Konzept vorgelegt werden. Nach den Hoffnungen der letzten Woche heißt es aber nur, "Die Rettung braucht noch Zeit". Die an diesem Tag fälligen Spielergehälter werden nicht ausgezahlt - mit den Banken, der Politik und dem FC Bayern muss neu verhandelt werden. Die Sparkasse will erst einsteigen, wenn der Verein seine Altschulden getilgt hat - mittlerweile werden diese mit 14 Millionen angegeben. Eine Lösung scheint wieder in weiter Ferne.

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30. März 2011: Wieder kreist der Pleite-Geier Den Löwen läuft die Zeit davon: Es fehlen noch zwei bis drei Millionen Euro von privaten Banken, um wenigstens die laufende Spielzeit finanzieren zu können, berichtet die SZ. Kommt das Geld nicht in den nächsten Tagen zusammen, droht der Verein als erster Profi-Klub während der Saison Pleite zu gehen.

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31. März 2011: Öl-Scheichs sollen Löwen retten Es könnte wie Weihnachten und Ostern zusammen werden: Nach SZ-Informationen verhandelt der TSV 1860 München mit einem Investor vom Persischen Golf, der einspringen will, falls die Bankenlösung nicht klappt. Eine Privatbank ist mittlerweile aus den Verhandlungen ausgestiegen. Der mögliche Geldgeber aus Abu Dhabi sei dagegen bereit, sofort gut zwölf Millionen Euro zu zahlen - und bekäme dafür 49 Prozent Anteile an der Fußball GmbH & Co. KGaA des Zweitligisten. Dass der Investor damit auch weitreichenden Einfluss auf die Spielerauswahl hätte, nimmt man in Kauf.

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1. April 2011: Zeitaufschub in letzter Sekunde Gegen 16 Uhr und somit absolut pünktlich schickt der TSV einen Liquiditätsnachweis in Höhe von 1,7 Millionen Euro an die Deutsche Fußball-Liga. Retter in der Not ist eine Bank der Sechziger, mit denen der Zweitligist bereits Geschäfte macht. Außerdem weist Geschäftsführer Robert Schäfer an, die März-Gehälter an die Spieler zu überweisen. Hoffnung gibt außerdem ein Abkommen mit dem Wettanbieter "Bet3000", das den Sechzigern in den nächsten drei Spielzeiten jeweils mindestens 1,5 Millionen Euro Einnahmen garantieren will - vorausgesetzt die Sechziger erhalten die Lizenz für die nächste Saison. Das Drama geht weiter.

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