Das große Thema des Abends ist die Midlifecrisis, oder, auf Neudeutsch, die "Alterspubertät", also jene Phase im Leben vor allem von Männern, in der versucht wird, dem zunehmenden körperlichen Verfall (der Rücken, die Augen) eine übertrieben an den Tag gelegte Jugendlichkeit entgegenzusetzen. Grad war ich noch so jung, jetzt kann ich doch nicht schon alt werden! Die Insignien dieser Phase sind sehr unterschiedlich. Oft ist Adrenalin im Spiel, mit dem Porsche über die Autobahn röhren, oder sich plötzlich unbedingt seiner eigenen Leistungsfähigkeit versichern wollen, anders sind die Kolonnen sich heftigst abstrampelnder mittelalter Radfahrer jedenfalls nicht zu erklären, die einem bei größter Hitze in den knallbuntesten Outfits gerne im Voralpenland begegnen.
So gesehen ist der Münchner Florian Gallenberger mit seinen 49 Jahren natürlich die Idealbesetzung als Regisseur für die Verfilmung des Bestsellers "Es ist nur eine Phase, Hase" von Jochen-Martin Gutsch und Maxim Leo, der am Dienstag Abend im Arri-Kino seine Premiere feierte - Kinostart ist der 14. Oktober. Darin schlittert ein scheinbar perfektes Paar (gespielt von Christiane Paul und Christoph Maria Herbst) mit drei aufgeweckten wie niedlichen Kindern in der Mitte des Lebens in eine heftige Krise, sie wollen heraus aus ihrem Alltag mit Beißschiene, Schlafbrille und Scharade-Spieleabenden und hinein in ein neues wildes Leben, das bitte auch jüngere Bettpartner und -partnerinnen bereithalte. Gallenberger, ganz in Schwarz, Anzug, Hemd, Lederschuhe, kommt federnden Schrittes am roten Teppich an, der hier ein taubenblauer ist, und bekennt sich dazu, seine eigene Zielgruppe zu sein. Man spüre eben, "nicht mehr ganz jung zu sein", dazu kommen andere weniger schöne Begleiterscheinungen: Bei ihm beispielsweise würden die Haare am Hinterkopf einfach deutlich "weniger" werden.
Haare, ja, natürlich auch ein klassisches Bestager-Thema, um ein weiteren Begriff zu bemühen. Wann er denn sein erstes graues Haar gesichtet habe, wird Premierengast Elmar Wepper, 77, ganz in Blau, gefragt, worauf er sich beherzt an seinen noch recht fülligen Schopf fasst: Bei ihm sei ja "nichts getönt", die wenigen grauen Sprenkler fallen da weniger ins Gewicht. Christoph Maria Herbst, 55, wiederum, braungebrannt und ganz in Grau gewandet, fällt zum Thema des Films wie des Abends ein, in dieser Zeit würden "Männer gerne eine Dummheit" machen. Er selbst habe mit 42 seinen Pilotenschein zum Gleitschirmfliegen gemacht, das allerdings habe sich nicht nur "geil angefühlt", sondern sei bis heute sein "Lieblingshobby".
Im Film, der später mit munterem Applaus beklatscht wird, verkörpert Herbst großartig einen früher sehr erfolgreichen und nun zweifelnden Schriftsteller. In einer schlaflosen Nacht kommt diesem eine Erkenntnis, die er auf Facebook postet, und die so schlicht wie weise ist: "Leben heißt alt werden."