Kritik:Haderesk

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Seltener Moment: Die stoische Bühnenfigur des österreichischen Kabarettisten Christoph Fritz lächelt nur sehr selten. (Foto: Oliver Hochkeppel)

Clever und monströs: Der österreichische Kabarettist Christoph Fritz im Lustspielhaus.

Von Oliver Hochkeppel

Ein bisschen was ist im Lustspielhaus schon anders als vor drei Jahren im Vereinsheim. Damals war Christoph Fritz als frisch gekürter Förderpreisträger des Österreichischen Kabarettpreises zu seinem München-Debüt gekommen. Sah noch weit jünger aus als seine 25 Jahre (Titel seines Programms: "Das jüngste Gesicht") und stand so schüchtern im Backstage wie auf der Bühne, wo er dann hinreißend morbid von seiner Jugend in "Kleinschramming am Winzling" erzählte.

Jetzt kam er mit diversen Begründungen für den Satz "Christoph Fritz ist geil" auf die Bühne (darunter: "Weil er Taxifahrern Trinkgeld gibt, obwohl er zu Fuß gegangen ist"). Und befand zu dieser Selbstaffirmation: "Es funktioniert."

Natürlich ist das, wie dann so vieles in seinem neuen Programm "Zärtlichkeit", nur ein ironisches Spiel mit Wahrnehmungs-, Sprach- und Identitätsebenen. Denn daran hat sich nichts geändert: Mehr denn je wirkt Fritz wie eine junge Ausgabe von Josef Hader. Schon wegen des Sprach-Singsangs und des stoischen Auftritts, der kaum Gestik, Mimik oder gar Requisiten bemüht. Vor allem aber wegen der Inhalte und ihrer Verarbeitung.

Da ist der völlige Verzicht auf aktuelle politische Anspielungen. Stattdessen werden Alltagssituationen zu aberwitzigen Illustrationen des Allzumenschlichen. Hier etwa - man erinnere sich an den Programmtitel, Fritz ist auf der Suche nach Zärtlichkeit und Sex - die erstmalige Konsultation eines Urologen, die fast zur Beschreibung eines Liebesspiels wird. Ein running gag ist die Zwiesprache mit TherapeutInnen, die an ihm verzweifeln.

Und immer wieder baut Fritz Erwartungen beim Publikum auf, die er dann virtuos ins Leere laufen lässt. Gerne drehen seine Geschichten auch ab ins Fantastische, Halluzinatorische. Etwa in einer Pissoir-Szene, in die er relativ unverschlüsselt Josef Hader selbst hineinimaginiert. Der ist zwar laut Fritz kein Vorbild, aber es ist eben alles ähnlich klug und witzig. Oder, um es im Programmduktus zu sagen: Christoph Fritz ist geil.

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