Christkindlmärkte:Was Budenbesitzer sonst so machen

Lässt sich am Christkindlmarkt genug Geld verdienen, dass es das restliche Jahr reicht? Fünf Standbetreiber erzählen.

Von Elisa Harlan

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Sabine Gänsheimer, Christbaumschmuck am Sendlinger Tor

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Erdbeeren, Feen, Hunde, Schokolade, nackte Frauen - es gibt nichts, was nicht Christbaumkugel sein kann. Sabine Gänsheimer ist eigentlich Grafikerin, sie macht das Layout für Zeitschriften und Kunstkataloge, das Gefühl für Design liegt ihr im Blut. Seit fünf Jahren betreibt sie mit ihrem Mann den Stand. Sonst führen die beiden in der Gollierstraße einen kleinen Raritätenladen mit Werkstatt, in dem sie Kunst aus Glas und Holz verkauft.

Sorgfältig packt Gänsheimer für einen Kunden eine rosafarbene Fee in eine Schachtel. "Es gibt eine große Christbaumkugelszene", sagt sie. Außerdem verdiene man mit einem Raritätenladen heutzutage nicht viel. Für sie sind die feinen Formen Kunst. Die meisten ihrer Kugeln kommen aus Werkstätten in Thüringen, die Herstellung ist Handarbeit. Mit dieser Saison ist Gänsheimer bisher sehr zufrieden: "Uns gehen nur langsam die sexy Figuren aus, die nackten Männer und Frauen sind bald ausverkauft."

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Ulrich Ertel, Spanferkel am Wittelsbacherplatz auf dem Mittelaltermarkt

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Das Spanferkel steckt auf dem Spieß und glänzt, ein wenig Fett tropft auf den Boden. Es ist heiß. Ulrich Ertel macht das nichts aus. Ab neun Uhr morgens muss der Ofen angefeuert werden, mit Buchenholz, für das Aroma. Ertel hat einen Zehn-Stunden-Tag, wenn der Stand schließt, wird noch geputzt. Die meisten im Team nehmen sich für den Mittelaltermarkt extra frei, sie stehen auch in der restlichen Zeit des Jahres als Köche hinter dem Herd und verwandeln sich für die Adventszeit in mittelalterliche Gastronomen.

Trotz aller Koch-Kompetenzen ist das Team gemischt: Einer studiert BWL, ein anderer macht eine Weiterbildung zum Diätassistenten. Da ist das Braten des Spanferkels ein schöner Zuverdienst. Zehn Tage vor Beginn des Marktes muss das Holzhaus aufgebaut werden, da helfen schon alle mit, sie sind ein eingeschworenes Team, das sich seit vielen Jahren trifft. Für Vegetarier ist dieser Stand eher nicht geeignet, für Fleischliebhaber dafür umso mehr: Die Spanferkel sind das Highlight, sie wiegen ungefähr 16 Kilo, das ergibt zehn Kilo Fleisch. Mit einem langen Messer schneidet Ertel ein paar Scheiben ab und ruft einem Kunden zu: "Die Schwarte lassen wir dran, in Ordnung?"

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Franz Fill, Weihnachtskrippen am Weißenburger Platz

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Jedes Jahr überlegt sich Franz Fill, ob er noch mal den Stand mit seinen Krippenfiguren aufbauen soll, denn das Verkaufen in der Kälte ist anstrengend. Aber dann zieht es den 76-Jährigen doch nach München, ohne den Weihnachtsduft und seine Stammkunden geht es eben auch nicht. Seit 23 Jahren kommt der Mann aus Gröden in Südtirol auf den Markt in Haidhausen. Vor allem tut er das, um seine Söhne, die sich zu Hause um das Geschäft kümmern, zu unterstützen.

Eigentlich ist er in Pension, sein Leben lang hat er als Drechsler gearbeitet. Holz war schon immer sein Element, früher formte er Schalen und Holzkreisel, jetzt hängen Engel von der Decke seines Standes. "Am besten verkaufen sich die Krippen", erzählt er. Anfang der Neunzigerjahre hat er mit seinen beiden Söhnen das Geschäft in seiner Heimat gegründet. Damit aus Holzklötzen einmal fein bemalte Figuren werden, sind mehr als 20 Arbeitsschritte nötig. Erst wird das Holz gefräst, geschliffen, geputzt und dann in vielen Schritten mit Ölfarbe bemalt und poliert. "Viele Familien kommen jedes Jahr zu mir und kaufen eine neue Figur hinzu, zum Beispiel einen Schäfer", sagt Fill. Deshalb kommt er immer noch gerne nach München, er hat ja auch die Zeit: Das Geschäft läuft natürlich nicht schlecht mit seinem Stand in München - und Spaß hat er auch: "Eigentlich gehört es zu meinen Jahr dazu."

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Alexander und Anja Paulus, Gemälde am Marienplatz

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Quelle: Alessandra Schellnegger

Auf einem kleinen Schild, das an einen opulenten, silbernen Rahmen geklemmt ist, steht das Wörtchen "handgemalt" in acht Sprachen. "Russische, japanische und amerikanische Touristen machen tatsächlich inzwischen einen großen Teil unseres Geschäfts aus", sagt Alexander Paulus. Der Kunsthändler betreibt seit 2002 mit seiner Frau einen Stand auf dem Christkindlmarkt, mit Blick aufs Rathaus.

Zusätzlich bauen sie ihren Stand drei Mal im Jahr auf der Mai,- Kirchweih,- und Jakobidult in München auf. Davon können die beiden leben, ihre Arbeit richtet sich ganz auf diese vier Ereignisse im Jahr aus. Sie beziehen ihre Gemälde von verschiedenen Künstlern, die ihnen Stahlstiche oder mit Ölfarbe auf Leinwand oder auf Holz gemalte Bilder liefern. Die Motive ähneln sich: Frauenkirche, Stillleben mit Apfel und Birne, ein Hühnerhof. Münchner Motive stehen hoch im Kurs: "Der Viktualienmarkt im Schnee ist ein Dauerbrenner", erzählt Paulus. Da begeistern sich sowohl Touristen, als auch die Münchner dafür. Am Ende einer Saison seien meist alle Bilder ausverkauft.

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Robert Maier-Kares, Glühwein bei Pink Christmas am Stephansplatz

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Quelle: Stephan Rumpf

LED-Regentropfen in den Bäumen, an deren Äste wohlgenährte Weihnachtsmänner hängen, pink-blühende Eisbäume, blinkende Bambis und ganz viel Glühwein: Robert Maier-Kares hat sich sein etwas anderes Weihnachten geschaffen. Seit mittlerweile elf Jahren gibt es den schwul-lesbischen Weihnachtsmarkt am Stephansplatz, Maier-Kares wollte der Szene einen ganz besonderen weihnachtlichen Treffpunkt anbieten. Das Konzept Pink Christmas hat er sich patentieren lassen. Gleich neben dem alten Südfriedhof werden hier Schlager gespielt, abends wird der Platz zur Bühne für Travestie-Künstler.

Maier-Kares ist der Chef, charmant begrüßt er zwei VIP-Gäste mit Küsschen. Der 43-Jährige wollte "einfach mal von diesem ewigen Tannengrün wegkommen". Neben Kirschglühwein, Marillenpunsch und Cranberry-Maracuja-Punsch gibt es auch Jagertee. "Das macht die Besucher in der Kälte richtig warm", sagt Meier-Kares. Für ihn hat das Jahr einen festen Rhythmus: Von März bis November hat er mit seinem Mann Marcus das Eiscafé Eismeer im Glockenbachviertel, im Dezember ist Pink Christmas an der Reihe. "Januar und Februar mache ich Urlaub in Asien", sagt er. Dann bereite er sich schon wieder auf die Eissaison vor.

© SZ/axi
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