Chorkonzert:Schalmeien für den Frieden

Der Chor des Bayerischen Rundfunks singt im Prinzregententheater Werke von Heinrich Schütz. Entstanden sind sie zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Von Klaus Kalchschmid

Heinrich Schütz, 100 Jahre vor Bach geboren und am 6. November 1672 im Alter von damals biblischen 87 Jahren gestorben, mithin vor 350 Jahren, war vielleicht der erste große deutsche Komponist mit einer unverwechselbaren Handschrift. Zu Recht wurde er immer wieder gerühmt für seine prägnante Sprachvertonung und schrieb 1627 die erste, heute leider verschollene, deutsche Oper "Dafne".

Wie schön, dass der Chor des Bayerischen Rundfunks sein zweites Abo-Konzert im Prinzregententheater Schütz' "Begräbnismusik" seiner dreiteiligen halbstündigen "Musikalischen Exequien" widmete. Sie stellen fast ein Requiem dar und sind aus Anlass des Todes von Schütz' Landesherrn 1636 entstanden. Dazu erklangen "Nun danket alle Gott" sowie "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" und als Zugabe "Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten". Beide Motetten komponierte Schütz für seine "Geistliche Chormusik 1648" und nannte nicht ohne Hintersinn im Titel das Jahr, in dem der Dreißigjährige Krieg zu Ende ging.

Zusammen mit der großartigen elfköpfigen Capella de la Torre und ihren Renaissance-Instrumenten Schalmei, Zink, Altpommer, Bassdulzian, Posaune, Geige, Violone, Theorbe und Truhenorgel bot der BR-Chor unter Florian Helgath eine in Artikulation, Phrasierung und Tongebung mustergültige Aufführung.

"Buccinate in neomenia tuba" von Giovanni Gabrieli, einem Lehrer von Schütz, und ein "Komm, Jesu, komm" des Schülers Johann Schelle machten sehr fein die Unterschiede zu Schütz deutlich. Leider konnte "Meine Seel erhebt den Herren" des Zeitgenossen Michael Praetorius mit seinen vielen heiklen Gesangssoli wohl nicht hinreichend geprobt werden. Dafür waren immerhin zehn der 33 Chor-Mitglieder an diesem Abend aufgeboten. Und so erlebte man den BR-Chor hier einmal nicht auf dem hohen Niveau wie sonst immer - und auch zumeist in diesem Konzert.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung des Textes wurde Florian Helgath als neuer Leiter des BR-Chors benannt. Das ist jedoch Peter Dijkstra.

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