Chipkarten für Studenten der LMU:"Willkommen im Jahr 2001"

Man kann damit in der Mensa zahlen oder sich bei Prüfungen ausweisen: Viele Unis nutzen Chipkarten als Studentenausweis. Nur die Ludwig-Maximilians-Universität setzt noch auf Papier.

Von Sebastian Krass

Wofür elektronische Chipkarten nicht alles gut sind: Inhaber einer Dauerkarte kommen damit durch das Drehkreuz vor dem Fröttmaninger Fußballstadion, Nutzern des Carsharing-Dienstes Stattauto verschaffen die Karten Zugang zum Autoschlüssel. Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) können schon seit vielen Jahren mit einer Chipkarte in den Mensen des Studentenwerks ihr Essen bezahlen. Und bald können sie mit dieser Karte auch ihre Kopien in den Bibliotheken der LMU bezahlen.

Das kündigt die Uni auf ihren Internetseiten an. 464 Kopierer würden binnen der nächsten sechs Wochen ausgetauscht. Die bisherige Bezahlung mit Papierkarten und Bargeld entfällt dann.

Die ersten Kommentatoren auf der Facebook-Seite der LMU allerdings sind wenig begeistert. Einer schreibt: "Willkommen im Jahr 2001." Ein anderer fragt, wann denn "eine Karte für alles (Bibliothek, Mensa, Studentenausweis, MVG, Kopierer)" komme, die gebe es "doch an jeder anderen Uni auch".

Tatsächlich hinkt die LMU, immerhin die größte Hochschule Deutschlands und für ihre Forschung mit dem Label einer "Elite-Uni" ausgezeichnet, in dieser Hinsicht ihrer Zeit gewaltig hinterher. Die lokale Konkurrenz von Technischer Universität (TU) und Hochschule München (HM, früher Fachhochschule) hat bereits seit 2007 eine Chipkarte für alles. Die HM ermöglicht damit zum Beispiel auch den Zutritt zu bestimmten Räumen.

Die LMU hingegen schickt ihren 50 000 Studenten nach alter Väter Sitte jedes Semester einen Studentenausweis aus Papier zu. Auf der Rückseite steht der Hinweis "Nur gültig in Verbindung mit einem amtlichen Lichtbildausweis!". Die "Student Card" der TU hingegen ist mit einem Foto versehen und dient bei Prüfungen als Nachweis, dass derjenige, der die Prüfung ablegt, auch derjenige ist, der sie ablegen soll.

"Wir haben es schon ein paar Mal zur Sprache gebracht."

Michelle Klein ist seit Jahren in der Studentenvertretung (Stuve) der LMU aktiv, derzeit sitzt sie im Senat der Uni. "Das Thema Chipkarte treibt uns seit Jahren um", sagt Klein. Für die Stuve ist klar: Sie wollen die Chipkarte für alles, so schnell wie möglich. "Wir haben es schon ein paar Mal zur Sprache gebracht." Offenbar bisher ohne durchschlagenden Erfolg bei Leitung und Verwaltung der LMU.

Ein bisschen Verständnis hat Klein sogar: Schließlich sei eine Umstellung mit erheblichen Kosten verbunden, und man brauche das Geld womöglich an anderen Ecken dringender. Allerdings verschlingen Papierausdruck und Postversand Jahr für Jahr auch stattliche Summen.

Anderer Eindruck als ein Papierstück

Mit ihren papiernen Studentenausweisen ist die LMU nicht nur im deutschlandweiten Vergleich ein Kuriosum. "Es gab schon mehrere Studenten, deren LMU-Ausweise an ausländischen Unis erst einmal nicht anerkannt wurden", berichtet Klein. Letztlich sei es auch eine "Imagesache" für die LMU: "Eine Chipkarte macht einfach einen anderen Eindruck als ein Papierstück."

Fragen, ob und wann die LMU die Einführung einer Chipkarte als Studentenausweis plant, blieben am Ende der vergangenen Woche unbeantwortet. Das lasse sich erst an diesem Montag klären, richtete eine Sprecherin aus. Studentenvertreterin Michelle Klein geht aber davon aus, dass es "eher ein mittel-bis langfristiges Projekt" ist.

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