China-Express:Schnelle Stäbchen

Thailändischer Imbiß in München, 2013

Stäbchen oder Besteck?

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Chinesen kommen wieder - und zwar entfettet und entrümpelt. In der Leopoldstraße hat seit Januar das stylishe Schnellrestaurant "China-Express" eröffnet.

Annette Wild

Im November 2009 erschien im SZ-Magazin ein Essen-und-Trinken-Special zum Thema "Chinesische Küche". Was man aus dem Heft erfuhr: Joël Robuchon, französischer "Koch des Jahrhunderts", hält die chinesische Küche für die bedeutendste neben der seines Landes. Und: Der Berliner Sternekoch Tim Raue glaubt, dass die ersten Chinesen, die nach Deutschland kamen, einfach nicht besonders gut kochen konnten.

So muss es wohl gewesen sein. Die Chinesen waren die ersten Asiaten, die den Deutschen ihre Küche näherzubringen versuchten - orientierten sich dabei aber sehr am westlichen Geschmack. Was zunächst goutiert wurde, stieß später auf Abneigung: zu viel Fett, zu viel Glutamat.

Den Deutschen dürstete außerdem nach exotischer Abwechslung. Also wechselte man vom Schweinefleisch süß-sauer zum Sushi, dann zum Thai-Curry, vor kurzem erst zur vietnamesischen Glücksrolle. Und nun kommen sie wieder, die Chinesen.

Immer mehr zeitgemäße chinesische Restaurants eröffnen, weit weg von rot-goldenem Buddha- und Drachenkitsch-Chop-Suey. Asiatisch-modern in Rot und Schwarz präsentiert sich seit Januar 2011 das Schnellrestaurant China Express in der Leopoldstraße. In den ehemaligen Räumen des News Café finden an die 95 hungrige Mägen Platz, 25 davon im Nebenzimmer mit chinesischer Seidentapete.

Das Praktische am China Express: Hier gibt es nicht nur chinesische, sondern auch japanische, thailändische und vietnamesische Klassiker. Nghi Ly, Geschäftsführer des "schnellen Chinesen", erklärt: "Ich bin zwar Chinese, aber nicht in China, sondern in Kambodscha aufgewachsen. Ich kenne die gesamte asiatische Küche sehr gut und habe für das China Express die beliebtesten Klassiker der verschiedenen Länder ausgewählt."

Die meisten seiner Gäste bevorzugten das Buffet, das es jeden Tag ab 12.30 Uhr gibt: "All you can eat" für 7,80 Euro inklusive einem Getränk (0,2 l). Man kann also so viel süß-sauer-scharfe Pekingsuppe, Salat, gebratenes Gemüse, Ente, Hähnchen, Rindfleisch, Schwein, Fisch, Garnelen, gebratene Nudeln und Obstsalat essen, wie man möchte.

Die einzelnen Speisen schmecken tadellos, klassisch und frisch. Abends schlappen gerne Jugendliche auf ihrem Gang über die Leopoldstraße ins Lokal, um sich eine Frühlingsrolle (mit Gemüse 2,10 Euro, mit Meeresfrüchten 2,90 Euro) oder eine Portion gebratener Nudeln (3,80 Euro) zu genehmigen. "Bei uns geht es schnell, es schmeckt und ist preiswert", fasst Ly zusammen.

Neben dem Buffet sind zudem die Suppen sehr beliebt. Es gibt sie mit dicken oder dünnen Nudeln, verschiedenen Kräutern, verschiedenem Fleisch und auf Basis verschiedener Fonds: Fleisch-, Fisch- oder Gemüse (6 bis 7 Euro). Hier findet man auf einem Schild ganz Asien in Suppenform vereint: Pho, die traditionelle vietnamesischen Nudelsuppe, Bun Cha, ebenfalls aus Vietnam aber mit Fisch, Udon, eine japanische Variante mit dicken, weißen Nudeln, und Laksa mit Tofu, eine südostasiatische Suppe aus Malaysia und Singapur auf Basis von Kokosmilch.

Über mangelndes Interesse kann sich das China Express nicht beschweren, obwohl es keine Werbung macht, es keine Webseite des Lokals gibt: "Manche Gäste rufen sogar an und wollen einen Tisch reservieren. In einem Schnellrestaurant!", wundert sich Ly.

Wir wundern uns nicht: Schließlich gibt es hier preiswertes, panasiatisches Essen in guter Qualität und großen Portionen getreu nach dem chinesischen Sprichwort: "Bei gutem Essen möchte man am liebsten platzen, bei schlechtem Essen am liebsten hungern." Wir platzen lieber.

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