Chang:Asiatisches Allerlei

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Sushi-Curry-Wok-Restaurant mit Ambitionen: Die Küche des Chang in Grünwald deckt die Geschmacksrichtungen des asiatischen Kontinents ab.

Hanne Rübenbauer

"So spät?", fragt die Stimme mit thailändischem Sing-Sang, als wir einmal für 21 Uhr einen Tisch im Chang bestellten. Das klang nicht gerade sehr einladend, ein wenig, als ob man Gäste zu dieser Zeit nicht mehr bewirten wolle. Doch dann waren trotz später Uhrzeit fast alle Tische im elegant-schlichten Innenraum besetzt, die Kellner flitzten herum.

Elegant und schlicht: Das "Chang" am Grünwalder Marktplatz. (Foto: Foto: Hess)

Das war ein ungewohnter Anblick an dieser Ecke des Grünwalder Marktplatzes. Denn obwohl sich hinter der grünen Hecke eine der schönsten Terrassen des Ortes verbirgt, wo man trotz des Verkehrs lauschig sitzt, scheint die Adresse Gastwirten bisher wenig Glück gebracht zu haben: Das Foresta Verde musste schließen, das Finini hielt sich gerade einmal 13 Monate. Herr Chang dagegen scheint sich, ein Jahr nach der Eröffnung, das Vertrauen der Grünwalder erkocht zu haben. Er schüttelt Hände, tätschelt Rücken und setzt sich zum Schwätzchen zu seinen Stammgästen. Der Laden brummt.

Jetzt mag man einwenden: Asiatisch geht immer. Wer Sushi, Currys oder Wok-Gerichte auf der Speisekarte hat, braucht sich trotz Wirtschaftskrise kaum Sorgen zu machen. Purist darf man freilich nicht sein, wenn die Geschmacksrichtungen eines gesamten Kontinents munter kombiniert werden. Von der Masse der Sushi-Curry-Wok-Anbieter hebt Chang sich allerdings wohltuend ab.

Der Amuse-Gueule - ein Happen Lachs-Tempura mit angenehm scharfer Soße - verspricht viel und lässt ahnen, dass der thailändische Koch Ambitionen hat und Spezialitäten nicht nur aus seiner Heimat beherrscht. Klar, dass er als Suppe eine schön scharfe Tom Yam Gung servierte. Aber auch die Misosuppe, anderswo oft arg fad, war hier anregend gewürzt.

Der Salat aus zweierlei Algen (Goma Wakame und Hijiki) war schmackhaft mit Sesamöl angemacht, der pikant abgeschmeckte Tartar vom Blauflossen-Thunfisch überzeugte durch seine Frische. Nur die Hähnchenflügel enttäuschten wegen ihrer zu kompakten Panade, sie hätten auch von Kentucky Fried Chicken stammen können.

Immer frischer Fisch

Wie frisch der Fisch ist, der zwei Mal wöchentlich von Frankreichs Atlantikküste geliefert wird, kann der Gast an der Vitrine begutachten. Mit ein wenig Glück lässt sich auch ein Blick auf den Koch erhaschen, wie er Sushi und Sashimi-Happen kunstfertig präpariert. Ob Toro (das fette Fleisch vom Bauch des Thunfischs), Sake (Lachsfilet), Shiromi (Loup de Mer), Unagi (gegrillter Aal), Hotategai (Jakobsmuschel) oder Ika (Tintenfischfilet) - alle Zutaten waren stets perfekt. Diese Spezialitäten haben freilich ihren Preis: Selbst zum Mitnehmen ist ein Set Sushi für eine Person nicht unter 18 Euro zu haben.

Wer sich hier an den Fisch hält, macht also nichts falsch. Das Thunfischfilet war perfekt gebraten. Das Wolfsbarschfilet, in Bananenblättern gedünstet, die kunstvoll am Tisch ausgepackt werden, zerging auf der Zunge. Doch auch die Thai-Currys oder Wok-Gerichte sollte man probieren: zum Beispiel die zarten Rinderlenden aus dem Wok mit grünem Pfeffer und Basilikum oder die knusprige Entenbrust, die sich harmonisch mit Cocktailtomaten und Zuckererbsen verband. Monieren ließe sich allenfalls, dass so ein Curry ruhig ein wenig schärfer sein darf.

Japanisch frittieren

Nur für die Tempura-Gerichte hätten wird den Koch gerne zum Nachsitzen geschickt. Die "Luxus"-Kombination für immerhin 22 Euro bestand aus zwei Stück Fisch und drei Garnelen sowie ein paar Stückchen Karotten und Zucchini. Nach fünf Minuten war die Panade durchweicht. Wer dennoch die japanische Variante des Frittierens probieren will (es heißt, die Japaner hätten die Zubereitung von portugiesischen Jesuiten im 16. Jahrhundert gelernt), dem sei als Nachtisch eine Tempura-Banane empfohlen, selbst wenn diese letztendlich doch nicht mit einem bayerischen Apfelküchl mithalten kann.

Ohnehin sind asiatische Nachtische kein Muss, und Herr Chang sieht das wohl auch so: Für ein Euro pro Stück gibt es Pralinen, eine hübsche Idee. Vorspeisen kosten zwischen fünf und 15 Euro, Sushi pro Stück zwischen 2,50 und 5 Euro. Für Hauptgerichte muss man zwischen 20 und 30 Euro rechnen, für Desserts etwa fünf und zehn Euro.

© SZ vom 06.07.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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