Champions-League-Finale:Polizei warnt vor Betrug beim Kartenkauf

Public Viewing in München? Voll! Bars? Ausgebucht! Und die Arena ist natürlich seit Wochen restlos ausverkauft. Jetzt schlägt die Stunde der Betrüger: Im Internet werden Tickets für das Endspiel der Champions League zu utopischen Preisen gehandelt.

Florian Fuchs und Melanie Staudinger

Internetnutzer "Sanson_15" hofft auf den großen Profit. Auf der Auktionsplattform Ebay bietet er zwei Karten für das Finale der Champions League in München an. Seine Preisvorstellung für die VIP-Tickets auf der Haupttribüne der Fröttmaninger Arena: 29 000 Euro. Sanson_15 ist einer von vielen, die mit dem Fußballspektakel das große Geld verdienen wollen. Im Internet tobt ein wahrer Wettstreit der Ticket-Anbieter - Finalkarten wechseln dort täglich für je ein paar tausend Euro den Besitzer. Obwohl die Uefa gegen illegale Anbieter vorgehen will, und obwohl die Polizei warnt, dass viele dieser Angebote wohl von Betrügern stammen.

adidas UCL 2012 Final Ball Launch

Das Finale der Champions League am kommenden Samstag zwischen dem FC Bayern München und dem FC Chelsea ist heiß begehrt. Im Internet werden die Karten zu utopischen Preisen gehandelt.

(Foto: Getty Images)

Über Offerten wie die von Sanson_15 können sie beim Kommissariat 75, das im Münchner Polizeipräsidium für Internetbetrug zuständig ist, nur den Kopf schütteln. Es ist kein neues Phänomen, das die Polizei vor dem Spiel am 19. Mai beobachtet. Im Grunde ist es bei jeder Großveranstaltung so, dass Fans auf dem sogenannten Graumarkt Tickets kaufen, die nicht direkt vom Anbieter stammen - und dann entweder gar keine Karten für ihr Geld erhalten, oder bei der Veranstaltung am Einlass abgewiesen werden.

Beim Konzert der Popgruppe Take That im vergangenen Sommer im Olympiastadion zum Beispiel gab es Ärger und große Enttäuschungen. Am Eingang schickte die Security zahlreiche Gäste wieder weg. Die Tickets waren personalisiert, der Veranstalter konnte nachvollziehen, wer seine Karte im offiziellen Verkauf erworben hat.

Auch für das Finale der Champions League ließ die Uefa die Karten personalisieren: Der Europäische Fußballverband hat bereits angekündigt, in Stichproben am Eingang mit Ausweiskontrollen zu überprüfen, ob das Ticket auch rechtmäßig erworben wurde. "Oft kommt es aber gar nicht so weit", heißt es bei der Polizei. Oft nämlich haben die Anbieter gar keine Karte, die sie verkaufen können.

Das sind ganz klassische Betrugsfälle", sagt ein Ermittler. Die Täter eröffnen mit einem gefälschten Ausweis ein Konto. Dann loggen sie sich mit einem Fantasienamen bei einer Internetplattform ein und locken mit einem Ticketangebot. Die Kunden überweisen den geforderten Betrag - und warten anschließend vergeblich.

Plötzlich verzögert sich der Versand, die Anbieter halten den Kunden hin, und dann bricht der Kontakt ganz ab. Das ist meist der Moment, in dem die geprellten Kunden erst die Polizei einschalten. Die Anzeigen "kommen erst kurz vor oder nach der Veranstaltung".

Neben der strafrechtlichen Verfolgung von Betrugsdelikten sind Ticketkäufe von Drittanbietern im Internet auch zivilrechtlich bedenklich. "Man kann weder den Kauf noch den Verkauf im Internet empfehlen", sagt Rechtsanwalt Ernst Tandler. Die Uefa als Veranstalter des Finales verbietet einen Weiterverkauf ausdrücklich.

Zwar habe der Bundesgerichtshof 2007 entschieden, dass Tickets privat weiterverkauft werden dürfen, wenn der Besitzer verhindert ist. Der Abnehmer handelt aber auf eigene Gefahr, bei personalisierten Tickets kann ihm der Eintritt verwehrt werden. "In diesem Fall macht sich der Weiterverkäufer schadenersatzpflichtig gegenüber dem Kunden", sagt Tandler. Selbst wer ins Stadion gelassen wird, ist nicht sicher. Das Ordnungspersonal könne den Zweitbesitzer auch während des Spiels noch hinauswerfen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: