Champions-League-Finale in München:Gute Geschäfte, teuer erkauft

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1,4 Millionen Euro zahlt die Stadt München für die Ausrichtung des Champions-League-Finales. Das Geld fließt unter anderem in Fanfeste und eine exklusive Party - deren Gästeliste die Uefa diktiert. Fraglich ist, ob sich diese Investitionen letztlich rechnen.

Michael Tibudd

Dass Touristen so etwas wie ein Langzeitgedächtnis hätten, diese Erkenntnis hat die Arbeit von Jürgen Schmude bislang nicht erbracht, im Gegenteil. "Touristen erinnern sich immer nur für kurze Zeit an bestimmte Ereignisse", sagt der Professor für Wirtschaftsgeografie und Tourismusforschung an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.

Der Glanz des Geldes: der Champions-League-Pokal im Münchner Rathaus. (Foto: Stephan Rumpf)

Als solcher hat er Erfahrung damit, wie Urlauber Nachrichten verarbeiten. "Naturkatastrophen vergessen sie schnell, Terroranschläge langsamer", sagt Schmude. Das sind Beispiele für schlechte Nachrichten, die viele Menschen eher abhalten, ein Ziel anzusteuern. Und große Sportereignisse? "Machen einen Ort für viele zum relevanten Reiseziel."

Insofern hat München also gute Chancen, vom Champions-League-Finale zu profitieren. Zigtausend Fußballfreunde, die ganz unmittelbar zum Spiel und womöglich für ein langes Wochenende anreisen sind das eine. Hunderte Millionen Menschen an den Fernsehschirmen in aller Welt sind das andere. "Das führt dazu, dass diese Leute München auf dem Schirm haben, wenn es etwa um eine Kurzreise geht", sagt Schmude. Nach dem Motto: Da könnten wir doch mal hinfahren.

Wobei die Sache mit dem Kurzzeitgedächtnis auch hier, bei grundsätzlich positiven Erfahrungen und Botschaften gilt. "Dieser Effekt ist eine Sache von Wochen und Monaten, nicht von Jahren", sagt Tourismusforscher Schmude. Die Münchner Hoteliers und Gastronomen sollten sich also allenfalls in den kommenden Sommermonaten auf höhere Übernachtungszahlen einstellen.

Wie viel Geld genau nach München fließt, ist schwer einzuschätzen. Eine Untersuchung ergab vor zwei Jahren, dass jeder Besucher eines Bundesliga-Spiels des FC Bayern zusätzlich zur Eintrittskarte 250 Euro in Läden, Hotels und Gaststätten lässt. Am kommenden Wochenende dürfte das deutlich mehr sein, schließlich verlangen alle Hotels enorme Zuschläge, vereinzelt wurden Zimmer zu 1000 Euro angeboten.

Diese Einnahmen für Geschäftsleute sind denn auch die Gegenseite zu den Kosten, die die Stadt zu schultern hatte, damit sich die Uefa für München als Austragungsort ihres Endspiels entscheidet. 1,4 Millionen Euro bewilligte der Stadtrat für eine ganze Reihe von Verpflichtungen, darunter die Ausrichtung des Fanfests im Olympiapark und die Bereitstellung des Olympiastadions für das Finale der Frauen am Donnerstag.

Eine VIP-Party im alten Postpalast am Abend vor dem Finale ist dabei ein exklusives Vergnügen zu diktierten Bedingungen: Die Stadt zahlt etwa 200.000 Euro dafür, die Uefa bestimmt die Gästeliste - und verbittet sich jedwede Öffentlichkeit oder Pressevertreter.

Exklusivität ist auch das Pfund, mit dem die Unternehmen wuchern, die eine der mehr als 100 Logen oberhalb des zweiten Rangs im Stadion mieten. Firmen wie die Lufthansa, die Hypo-Vereinsbank oder Eon laden dorthin wichtige Geschäftspartner ein. Dass man schon einen stattlichen Mietpreis für die normale Bundesligasaison überwiesen hat, hilft für den Finalabend nichts.

Die Uefa ist an diesem Abend Ausrichter und langt bei Unternehmen, die dabei sein wollen, schlicht und ergreifend noch einmal zu, zu Preisen von mehreren tausend Euro pro Sitzplatz. Auch große Unternehmen wie Eon oder MAN haben deswegen darauf verzichtet; die frei gewordenen Logenplätze waren dennoch in kürzester Zeit vergriffen.

© SZ vom 16.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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