Champions-League-Finale in München:Für 1300 Euro zum Endspiel - der Frauen

Jeder will die Bayern sehen. Doch manche Fans werden bei ihrer Jagd nach den letzten Tickets fürs Finale hereingelegt. So mancher bietet versehentlich im Internet für das Frauenendspiel, andere bezahlen mehrere tausend Euro für das Männer-Finale. Dabei gibt es bei diesen Tickets nicht einmal eine Einlassgarantie.

Stefan Galler

In der Parallelgesellschaft Internet ist das Zitat des Ökonomen Edgar K. Geffroy mittlerweile ein Klassiker: "Wer lesen kann, ist klar im Vorteil." Den Satz bekommen all jene entgegengeschleudert, die in Foren mit Nachfragen nerven, die längst beantwortet sind. Auch bei der Internetbörse Ebay werden Unachtsamkeiten bestraft. Ungenaue Lektüre der Angebote kann hier sogar richtig teuer werden.

People hold up letters that read 'Final' before the arrival of the Bayern Munich soccer team at Munich's airport

Gut eine Million Fußballfans wollen es live in der Allianz-Arena sehen, das Champions-League-Finale des FC Bayern München gegen Chelsea. Die meisten aber werden keine Karten bekommen.

(Foto: REUTERS)

So gingen in dieser Woche Tickets für das Champions-League-Finale der Frauen am 17. Mai im Olympiastadion für mehr als 1000 Euro pro Stück weg. Ein vermutlich besonders verblüffter Anbieter wies seine potentiellen Kunden am Mittwoch in einer Ergänzung zu seinem Angebot sogar noch einmal darauf hin, dass es sich um zwei Karten fürs Frauenfinale handelt, FÜRS FRAUENFINALE!

Dennoch wurde munter weitergeboten - bis zum Preis von 1300 Euro. Blöd für den Käufer, dass er bei München-Ticket zwei vergleichbare Karten für insgesamt 20 Euro hätte haben können, denn der Damen-Showdown zwischen Olympique Lyon und dem 1. FFC Frankfurt ist bei weitem nicht ausverkauft.

Der Finaleinzug des FC Bayern bei den Männern sorgt für Hysterie bei all denjenigen, denen es als unerträglich erscheint, diesem möglicherweise historischen Ereignis nicht beizuwohnen. Dass die Ebay-Preise für die Frauentickets vor allem unmittelbar nach dem Elfmeterdrama von Madrid noch einmal sprunghaft anstiegen, ist ein Beleg für die Verwirrung euphorisierter und eventuell auch alkoholisierter Fans.

Die Möglichkeiten, regulär an Tickets für Bayern gegen Chelsea am 19. Mai in der Fröttmaninger Fußball-Arena zu kommen, sind allerdings auch ziemlich begrenzt. Der offizielle Vorverkauf der Uefa wurde bereits über die Bühne gebracht, als noch nicht feststand, wer sich im Endspiel gegenübersteht.

In den ersten beiden Märzwochen konnten Interessenten ihre Kartenwünsche äußern, anschließend wurde das 7000 Tickets umfassende Kontingent verlost. Die Karten kosteten zwischen 70 und 370 Euro, sie sind personalisiert und können nicht zurückgegeben werden, so dass man auch nicht mit Rückläufern von enttäuschten spanischen Fans rechnen kann.

Mehr als die Hälfte der für dieses Spiel verfügbaren 62.500 Karten geht an die beiden Finalisten: Bayern und Chelsea erhalten jeweils 17.500 Tickets, die Münchner im Südteil der Arena. Das ist keineswegs selbstverständlich, wie Roland Schmerlab erklärt, Teamleiter Ticket- und Mitgliederservice beim FC Bayern: "Wir sind Finalist A, nur deshalb sitzen unsere Fans in unserer Heimkurve." Dem zugeteilten Kontingent von 17.500 Karten stehen die Wünsche von knapp 180.000 Mitgliedern und mehr als 3000 Fanclubs gegenüber.

"Bis zum Ende der Bestellfrist werden Aufträge für etwa eine Million Karten vorliegen", sagt Dirk Hauser aus der Pressestelle des Vereins. Deshalb hat man sich an der Säbener Straße dazu entschlossen, jede Karte zu verlosen. Zum Zug kommen aber nur Mitglieder und Fanclubs, "ohne Bevorzugung anhand der Mitgliedsnummer", wie es auf der Bayern-Homepage heißt. Jahreskarten haben für diese Partie keine Gültigkeit, auch nicht jene mit Champions-League-Abo.

Wer letztlich bei der Tombola um die Finalbilletts erfolgreich ist, wird den Abend ohne Begleitung verbringen müssen. Pro ausgelostes Mitglied wird nur eine Eintrittskarte abgegeben. Die glücklichen Fanclubs erhalten maximal vier Tickets. Bis zum Sonntag, 29. April, 18 Uhr, können Anfragen per Mail, Telefon oder Fax auf den Weg gebracht werden.

Wenn es nicht klappt, hilft nur noch der Schwarzmarkt - für jene, die riskieren wollen, bei einer Kontrolle vor dem Stadion als nicht rechtmäßiger Erwerber eines personalisierten Tickets entlarvt zu werden. Es ist ein teures Risiko, am Mittwoch zahlten Internetbieter bis zu 3300 Euro für ein Ticket. Wohlgemerkt: fürs Männerfinale.

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