Champions League:Nächstes Finale dahoam

A supporter of Bayern Munich reacts as his team was defeated at penalty shootout by Chelsea during their Champions League final soccer match at the Allianz Arena in Munich

Das letzte Champions-League-Finale in der Fröttmaninger Arena haben viele Münchner nicht in bester Erinnerung.

(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)
  • Der Stadtrat entscheidet am Mittwoch, ob sich München für die Austragung des Champions-League-Finales 2021 bewerben soll.
  • Es scheint, als würden die Stadtpolitiker ein "Finale dahoam" befürworten. Lediglich die Grünen zeigen sich kritisch - insbesondere wegen der hohen Kosten.
  • Am Freitag wollen der FC Bayern und die Stadt die Bewerbung einreichen. Der einzige Gegenkandidat ist Sankt Petersburg.

Von Heiner Effern und Dominik Hutter

Die Stadt soll 8,5 Millionen Euro für die Organisation bezahlen, wenn der FC Bayern den Zuschlag für das Champions-League-Finale 2021 in der Arena in Fröttmaning erhält. Dazu müsste die Kommune sechs verschiedene Garantie-Erklärungen gegenüber dem Europäischen Fußballverband (Uefa) übernehmen.

Der Stadtrat wird am Mittwoch entscheiden, ob er dazu bereit ist. Es sieht aber danach aus: "Schön, so ein Finale zu bekommen. Es wäre ja komisch, wenn sich München als Fußballstadt da verweigern würde", sagte SPD-Fraktionsvize Verena Dietl. Abgesehen von der Niederlage der Bayern 2012 habe München das letzte Finale "als großes sportliches Fest in Erinnerung. Deshalb freut es mich auch, dass sich München wieder bewirbt", sagte Stadträtin Ulrike Grimm (CSU).

Bereits am Freitag müssen der FC Bayern und die Stadt die verbindliche Bewerbung und die Finanzzusage bei der Uefa einreichen. Einziger Gegenkandidat ist Sankt Petersburg in Russland. Dass der FC Bayern nach 2012 gerne wieder ein Finale dahoam organisieren würde, ist schon seit November bekannt. "Ich darf bestätigen, dass sich der FC Bayern gemeinsam mit der Stadt München um die Austragung des Champions-League-Finales 2021 in der Allianz Arena offiziell bewerben wird", erklärte damals Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde über den Beitrag der Stadt verhandelt, den nun das Referat für Bildung und Sport in der Beschlussvorlage für den Stadtrat ausführt.

Eines wird in den 14 Seiten schnell klar. Die Ansprüche der Uefa an den Gastgeber sind seit dem letzten Finale in München ähnlich explodiert wie die Transfersummen auf dem Spielermarkt. Die Anforderungen und Vorgaben für Neben-Events orientierten sich an der Europameisterschaft 2024, heißt es an der Vorlage. Teilweise seien sie sogar noch härter. "Sie gehen damit weit über die Anforderungen im Zuge des Champions League Finales 2012 hinaus." Doch Sportreferentin Beatrix Zurek, eher als Löwen- denn als Bayern-Fan bekannt, führt in der Gegenrechnung auch den enormen Gewinn an, den das Endspiel 2012 der Stadt gebracht habe.

Selbst ohne den Kauf von Fanartikeln und Eintrittskarten sowie den Verzehr der Fans im Stadion und den Public-Viewing-Arealen hätten die Besucher 47,6 Millionen Euro in der Stadt ausgegeben. Fast 100 000 Fans hätten das Spiel im Olympiastadion und auf der Theresienwiese auf Leinwänden verfolgt. Allerdings räumt Zurek auch ein, dass 2012 eine "Ausnahmesituation" gewesen sei, weil der FC Bayern das Finale in München mit seiner Teilnahme zum Finale dahoam machen konnte. Trotzdem sei auch bei zwei auswärtigen Teams mit großen "Rückflüssen" zu rechnen, von denen Hotellerie, Gastronomie und Handel profitieren könnten. Dazu würden viele Aufträge der Organisation im Vorfeld an Münchner Firmen gehen.

Kritisch zeigen sich die Grünen. "Geldverschwendung statt Sportförderung" steht über einer Mitteilung zur Bewerbung. "Bei Events anderer Sportarten diskutiert der Stadtrat oft um eine Förderung von ein paar zehntausend Euro hin oder her - aber beim Fußball werden Millionensummen ohne ordentliche Vorbereitung einfach durchgepeitscht." Für diese Art von Sportförderung stünden die Grünen nicht zur Verfügung, sagte Stadträtin Jutta Koller. Zudem wandte sie sich gegen "eine sehr unfaire Aufteilung von Lasten und Nutzen durch die Uefa. Da wird sehr viel von den Städten verlangt und sehr wenig gegeben".

Beim letzten Finale 2012 verlor der FC Bayern München im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea aus London. Das Spiel in der Arena hatte ein knapp einwöchiges Festival begleitet, doch 2021 werden die Begleiterscheinungen noch umfangreicher sein. Die Stadt muss ein eigenes Organisationskomitee bereitstellen, dem mindestens zwölf Personen angehören müssen. Daneben wird die Stadt einige Stellen in der Verwaltung schaffen müssen, da sie mit Fußballspielen auf europäischer Ebene derzeit bestens beschäftigt ist. Bei der auf mehrere Länder verteilten Europameisterschaft 2020 wird sie drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale ausrichten. Vier Jahre später hat Deutschland den Zuschlag für die ganze EM erhalten - mit München als Spielort.

Die Stadt hat für Bewerbungen also ein Vorwissen, doch sind die Vorgaben der Uefa für ein Finale von Clubmannschaften teilweise noch strenger. Das gilt zum Beispiel für die Trennung der beiden Fanlager. Für die Anhänger jeder Mannschaft muss ein Platz in München benannt werden, an dem sie getrennt voneinander bespaßt werden. Für das Finale 2021 sollen das der Odeonsplatz und der Alte Botanische Garten sein. Sorgen macht den Planern das Verkehrskonzept. Die Uefa verbietet Parkplätze direkt am Stadion, was das ohnehin angespannte Verkehrsnetz inklusive Shuttlebussen weiter belasten könnte. Da will die Stadt aber noch nachverhandeln. Gelingt das nicht, wird sich das auch auf die Kosten auswirken. Die sind momentan noch grob geschätzt, 20 Prozent sind als Puffer eingeplant. Das hat gute Gründe: Die Erfahrungen der Vergangenheit hätten gezeigt, dass die relativ unkonkreten Vorgaben der Uefa in der Umsetzungsphase stets zu Lasten der Host City angepasst würden, heißt es in der Vorlage.

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