Truderinger Festwoche:Aktivisten stürmen Bühne bei Özdemir-Rede

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Während der Rede von Cem Özdemir stürmen junge Menschen mit Plakaten die Bühne. (Foto: Florian Peljak)

Der Minister spricht auf der Truderinger Festwoche im Landtagswahlkampf. Großen Applaus erhält er für ein Lob, das bei den Grünen früher unwahrscheinlich gewesen wäre.

Von Heiner Effern

Die Grünen sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wenigstens wenn man als Kriterium die Fähigkeit heranzieht, im Wahlkampf in München ein Bierzelt zu füllen. Die Tische waren dicht besetzt, manche Zuhörer standen sogar, als am frühen Sonntagabend der Stargast aus der Partei, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, seine Rede auf der Truderinger Festwoche hielt. Für manchen Umweltschützer, das wurde gleich zu Beginn des Vortrags plastisch deutlich, sind die Grünen offenbar auch politisch viel zu sehr in der Mitte angekommen. Mehrere junge Menschen stürmten die Bühne, hielten Plakate mit Botschaften wie "Ausstieg statt Umstieg" und gegen Massentierhaltung in die Höhe.

Sinnigerweise startete die Aktion, als Özdemir in seiner Rede in aufrichtigem Ton gerade die Polizei lobte - und dafür, was bei den Grünen sehr lange eher unwahrscheinlich gewesen wäre, deutlichen Applaus erntete. Der Minister stellte den Gegensatz im Vergleich zur Türkei dar, aus der seine Familie stammt. In Deutschland würde die Polizei Veranstaltungen schützen, um einen freien, demokratischen Wahlkampf zu ermöglichen, sagte Özdemir. In der Türkei würde die Polizei missbraucht, um einen solchen Wahlkampf zu verhindern.

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Die Sicherheitskräfte im Truderinger Festzelt brachten die jungen Umweltschützer flott von der Bühne, eher rigoros denn sehr freiheitlich. Sie sollten nur ein wenig mehr Geduld haben, empfahl ihnen Özdemir, zu ihren Themen werde er gleich kommen.

Der Bundeslandwirtschaftsminister schlug dann einen weiten Bogen, von der Außenpolitik und der Abhängigkeit von russischem Gas zu erneuerbaren Energien. Von den Verdiensten des Grünen-Wirtschaftsministers Robert Habeck zur Reform der Landwirtschaft, die er in seinem Ressort vorantreiben will. Natürlich verschonte er im Landtagswahlkampf auch die CSU und ihren Ministerpräsident Markus Söder nicht, doch nicht nur einmal bot er auch Zusammenarbeit in wichtigen gesellschaftlichen Fragen an. Der gemeinsame Feind lauere woanders, die demokratischen Parteien müssten gegen Faschisten und Rechtsextreme zusammenhalten, sagte Özdemir.

Fürs Lokalkolorit in Trudering sorgten als Anheizerin Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und zur Abrundung das Spitzenduo für die Landtagswahl, die beiden Landtags-Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze und Ludwig Hartmann. Der Wahlkampf in München verspricht spannend zu werden, in der Landeshauptstadt haben die Grünen viel zu verteidigen. Bei der letzten Landtagswahl wurden sie nicht nur stärkste Fraktion, sondern gewannen sensationell mit fünf Direktmandaten eins mehr als die CSU.

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