Wirtschaft:Wenn Start-ups in drei Minuten den Investor überzeugen

Wirtschaft: 50 haben sich beworben, sechs Unternehmer haben gewonnen: Ihre Ideen bekommen nun eine finanzielle Unterstützung.

50 haben sich beworben, sechs Unternehmer haben gewonnen: Ihre Ideen bekommen nun eine finanzielle Unterstützung.

(Foto: Stephan Rumpf)

Künstliche Intelligenz in der Wäscherei, Überwachung für Nikotinsüchtige und Sensoren für die Landwirtschaft: Beim "Cashwalk" präsentieren Unternehmen ihre Ideen und hoffen auf Geld.

Von Pia Ratzesberger

Es bleiben nur drei Minuten Zeit. Dann müssen die Investorinnen und Investoren von der Idee überzeugt sein. Im Senatssaal der Ludwig-Maximilians-Universität tritt ein junger Unternehmer nach dem anderen auf die Bühne - und in diesem Fall passt das Wort "Unternehmer" tatsächlich ganz gut: Meistens sind es Männer, die ihre Firmen vorstellen. Das Entrepreneurship Center der Universität hat zum sogenannten Cashwalk geladen, 50 Start-ups haben an diesem Dienstagabend die Gelegenheit, um neues Geld zu werben. Am Ende werden sechs Gewinner gekürt, wobei die erst einmal eine Urkunde bekommen und noch keinen Scheck. Drei Ideen zeigen, wie die Gewinner die Wirtschaft verändern wollen:

Hilfe für Raucher

Es gibt verschiedene Hilfsmittel, um dem Rauchen abzuschwören, Pflaster oder Kaubonbons zum Beispiel. Doch Daniel Kilger will nicht nur die körperliche Abhängigkeit von Nikotin angehen, sondern auch die mentale - und setzt dafür auf den Druck durch Familie und Freunde. Er hat gemeinsam mit seinen Kollegen von "Smokeless" eine App entwickelt, mit der man spielerisch die Sucht nach der Zigarette beherrschen lernen soll. Der Sohn zum Beispiel kann überwachen, wann der Vater doch wieder geraucht hat und Herzchen schicken, wenn er standhaft geblieben ist. Aber kann man nicht einfach heimlich rauchen, ohne die Zigarette in die App einzutragen? Daniel Kilger, 30, schüttelt den Kopf: "Kann man schon machen, aber wenn man sein Rauchverhalten verändert, werden wir das merken." Sein Team hat auch ein "smartes Inhaliergerät" entwickelt, so nennt es Kilger. Das soll einen "vollautomatisch" und Stück für Stück vom Nikotin entwöhnen, das Gerät ist mit der App verbunden. Wenn man länger nicht inhaliert, sondern wieder Kippen raucht, merkt die App, dass irgendwas nicht stimmen kann. Die Münchner Firma will im Sommer damit an den Start gehen, die drei Unternehmer werden die App selbst nicht mehr nutzen müssen. Sie ziehen heute an keiner Zigarette mehr, auch wenn sie früher einmal alle geraucht haben.

Roboter fürs T-Shirt

Irgendwann wollen Till Rickert und sein Team die Herstellung von Kleidung automatisieren, und gerade beginnen sie dafür erst einmal in der Wäscherei. Dort erledigten die meisten Arbeiten sowieso schon Maschinen, aber es gebe einen Schritt, sagt Rickert, den nach wie vor ein Mensch übernehmen müsse. Ein Handtuch zum Beispiel wird in der Maschine gewaschen, getrocknet, dann aber muss es jemand aus der Trommel nehmen und mit der Hand in die Faltmaschine einlegen.

Der Absolvent, 26, und seine zwei Mitstreiter arbeiten mit ihrem Münchner Unternehmen "Sewts" nun daran, dass auch dieser letzte Arbeitsschritt in Zukunft von einer Maschine übernommen werden kann - mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. Denn während andere Materialien wie zum Beispiel Stahl immer die gleiche Oberfläche haben, verändert sich die Struktur der Textilien, sobald man sie anhebt - und das macht es kompliziert. "Viele Wäschereien finden heute ohnehin kaum noch Mitarbeiter", sagt Rickert. In den Räumen ist es laut und warm, die Arbeit monoton - so dass es gut wäre, wenn Roboter übernehmen würden.

Bessere Ernten

Wenn es nach Nikita Gulin geht, sollen die Bauern noch mehr über ihre Felder erfahren, wie viel Wasser sie benötigen zum Beispiel und wie viel Dünger. "Meistens wird auf den Äckern viel zu viel Wasser verwendet", sagt Gulin. Er stellt mit seiner Firma Agranimo nun Sensoren her, die den Landwirtinnen und Landwirten helfen sollen, weniger Ressourcen zu verbrauchen und am Ende bessere Ernten zu erzielen. Agranimo ist eines der Unternehmen beim Cashwalk, das nicht aus München kommt, der Wettbewerb ist für Start-ups aus aller Welt offen. Nikita Gulin, 28, hat in London studiert und seinen Mitgründer in Chile kennengelernt. Die beiden vermieten ihre Sensoren heute dort an Bauern genau wie in Puerto Rico. Bald wollen sie in den deutschen Markt einsteigen und vor allem auch mit dem Handel zusammenarbeiten: "Wenn wir einem Supermarkt sagen können, in sechs Monaten wird es voraussichtlich so und so viele Blaubeeren geben, kann der viel wirtschaftlicher planen", sagt Gulin.

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