Süddeutsche Zeitung

Promi-Tipps für München:Die Woche von Carolin Hartmann

Lesezeit: 4 min

Die Schauspielerin freut sich in der Woche vom 24. bis zum 30. Oktober auf ihr Lieblingscafé, Kompositionen ihres Kindheitsfreundes und ihre Premiere im Volkstheater. Ein Gastbeitrag.

Die Schauspielerin und Synchronsprecherin Carolin Hartmann gehört zum Ensemble des Münchner Volkstheaters. Dort ist sie derzeit in mehreren Rollen zu sehen, unter anderem in "Der Selbstmörder", ihrem Lieblingsstück, wie sie sagt. Am Freitag kommt für sie ein weiteres Stück hinzu, dann feiert "Feeling Faust" in der Regie von Claudia Bossard Premiere.

Montag: Funday

In meinem Beruf ist es völlig wurscht, welcher Wochentag ist. Montage sind allerdings besonders. Komischerweise haben sie immer diese merkwürdige negative Glocke über sich baumeln und sind gefühlt dafür da, um erst einmal in die frisch angebrochene Woche hineinzustolpern. Gut, dass mir das Café Jasmin in der Steinheilstraße den perfekten Start dafür bietet. Dort kann man sich nicht nur in die gemütlichen Sessel brezeln, nein, man kann auch super-leckeren Kuchen essen. Meine Empfehlung ist der vegane Erdnuss-Bananen-Kuchen. Das eigentliche Highlight im "Café Jasmin" ist allerdings meine liebe Freundin Martina, die dieses Café schon seit vielen Jahren leitet und mit ihrem herzlichen Lächeln meinen mürrischen Monday in einen famosen Funday verwandelt.

Dienstag: Textsporttraining

Nachdem der Wochenstart geglückt ist, widme ich mich der Textarbeit. In meinen Hochleistungsphasen habe ich am Münchner Volkstheater dreizehn Stücke parallel gespielt. Solche Texte wollen wiederholt und aufgefrischt werden. Ich vergleiche meine Stücke gern mit unterschiedlichen Sportarten. "Der Selbstmörder" ist wie Tennis, "Der Kaufmann von Venedig" wie Volleyball und "Bunbury - Ernst ist das Leben" wie Fußball. Alle zu sehen am Münchner Volkstheater! Wenn man erst einmal alle Regeln beherrscht und die jeweiligen Sportgeräte dazu parat hat, dann schlägt man nicht mit einem Golfschläger auf einen Handball.

Mittwoch: Alles synchron

Herbst ist meine Lieblingsjahreszeit. Nach der Probe radle ich durch die mit bunten Blättern übersäte Geiselgasteigstraße. Für den Weg zum Synchronstudio auf dem Bavaria-Filmstadt-Gelände habe ich mir extra ein E-Bike gekauft. Ohne Mühe den Giesinger Berg hoch, herrlich! Von wegen, E-Bikes sind was für ältere Leute - ich bin eine 35-jährige E-Bike-Besitzerin und stolz darauf. Nach getaner Arbeit sitze ich mit meinem Partner auf dem Sofa, im besten Falle knistert das Feuer im Kamin und ich habe (zufällig) proben- und vorstellungsfrei. Zeit, endlich die letzte Folge der Serie "Die Ringe der Macht - Der Herr der Ringe" anzuschauen. Nicht nur aus Interesse, sondern auch, weil ich ein ganz klein bisschen stolz bin, mit der Heilerin Bronwyn eine der Hauptrollen synchronisiert zu haben.

Donnerstag: Musik zum Entfliehen

Einmal in der Woche mache ich meinen typischen "Büro-Hartmann-Tag". Für einen Bürotag untypisch, gehören für mich auch Tätigkeiten wie Wäschewaschen, Staubsaugen und Einkaufen dazu. Ich muss gestehen, ich hasse Einkaufen. Ich kaufe nämlich völlig planlos alles, was ich lecker und ansprechend finde, um mich dann wieder tierisch zu ärgern, weil ich wieder nur den kleinsten Rucksack für meine "Ach-nur-schnell-ein-zwei-Dinge-Besorgung" mitgenommen habe. In solchen Momenten hilft mir nur eines: die herrliche Musik von Martin Kohlstedt, den ich schon seit Kindertagen kenne. Keine Klaviermusik berührt mich so sehr wie seine. Als Kinder hatten wir zwei den vollkommen utopischen Traum (dachten wir zumindest), aus unserem kleinen Thüringer Dorf zu "entfliehen", um als Pianist und als Schauspielerin in die große, weite Welt zu ziehen. Heute ist Martin einer der gefragtesten deutschen Musiker und befindet sich gerade auf Tour. Morgen, am 28. Oktober, kommt sogar seine neue Single "LUV" heraus, was ich Ihnen hiermit exklusiv verraten darf.

Freitag: Mythos Faust

Heute ist ein nervenaufreibender Tag. Ein Tag, an dem meine Beine durchweg zittern, mein Puls auf Hochtouren läuft und ich weder essen noch trinken kann, weil ich so aufgeregt bin. Ja, heute werde ich am Münchner Volkstheater Premiere haben, mit "Feeling Faust", in der Regie von der großartigen Claudia Bossard. Solche Tage sind immer sehr speziell. Meine Hauptfrage, die mich heute begleitet, ist: "Warum zur Hölle mache ich ausgerechnet diesen Beruf? Warum tue ich mir diese Aufregung nur freiwillig an?". Zahlreiche "Toi Toi Toi- Wünsche" muss ich mit "Anke" oder Herz-Emojis beantworten, weil diese Glückwünsche unter keinen Umständen mit dem üblichen "Danke" beantwortet werden dürfen. Warum nicht? Alter Theateraberglauben. Das bringt Unglück. Im Anschluss an die Vorstellung gibt es eine öffentliche Premierenparty. Viele meiner Freunde sind in ganz Deutschland verstreut, umso mehr freue ich mich, dass sie zu solchen Anlässen oft extra nach München kommen. Im "Zenetti Pils", einer urigen, kleinen Kneipe gegenüber vom neuen Münchner Volkstheater, werde ich später am Abend einen letzten "Absacker" mit Anna trinken, der charmantesten Kneipenbesitzerin, die ich kenne.

Samstag: Wiedergutmachung

Das Phänomen des heutigen Tages ist, denke ich, nicht ganz unbekannt. Eine Premiere verlangt einem, ähnlich wie eine Hochzeit, ein runder Geburtstag, eine große Veranstaltung oder andere besondere Ereignisse im Leben, ganz schön viel ab. Der große Tag selbst vergeht dabei wie im Flug. Das typische "Premierenloch" macht sich heute bemerkbar. Müde, abgeschlagen und auch etwas verkatert schaue ich mir den schon lange vorgenommenen Film "Glück auf einer Skala von 1 bis 10" an, in dem einer meiner ältesten Freunde, Jonas Lauenstein, dem Hauptdarsteller seine Stimme leiht. Später hole ich mir bei meinem Lieblingsvietnamesen "Ca Go Pho" in der Kapuzinerstraße vegetarische Gyoza und "Mamas Ramen". Eine perfekte "Wiedergutmachung" für meinen Körper.

Sonntag: Aktives Nichtstun

Die Dachterrassentür weit geöffnet, erklingt mir am Morgen der Glockenklang der nicht weit entfernten St. Andreas Kirche. Als "lauteste Glocken Bayerns" (laut einer Google- Rezension) müssen diese fünf Stahlguss-Glocken einem ganz schönen Shitstorm standhalten. Ich finde den Klang herrlich, wenn ich mit meinem frisch aufgebrühten Kaffee in der Hand genüsslich in der Sonne stehe. Die Glocken sorgen für echte Sonntagsstimmung. Der heilige Tag, an dem die Arbeit ruht. So lautet auch mein heutiges Tagesmotto: "Heute mache ich nichts." Jedoch bedeutet für mich "nichts machen" mit großer Wahrscheinlichkeit, dass ich meine Hörspielserie weiter schreibe, das mir empfohlene Buch von Ocean Vuong "Auf Erden sind wir kurz grandios" beginne, mit meiner Freundin Helene an der Isar spaziere oder ins Kino gehe. Das macht das "nichts machen" irgendwie nichtig und doch wunderbar zugleich. Und eh ich mich versehe, ist schon wieder Montag.

Die in Thüringen geborene Schauspielerin Carolin Hartmann lebt seit 2015 in München und gehört zum Ensemble des Münchner Volkstheaters, wo sie in zahlreichen Rollen zu sehen war und ist. Sie studierte an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" . Neben ihrer Tätigkeit am Theater kann man die 35-Jährige in etlichen Serien und Filmen als Synchronsprecherin hören. Auf die Rollen der Königin "Alicent" in "The House of the Dragon - Game of Thrones" sowie der Heilerin "Bronwyn" in "Die Ringe der Macht" ist sie besonders stolz.

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