Carlos Santana in München:Kuscheln mit dem Altmeister

CARLOS SANTANA

Rockgitarrist Carlos Santana (Archivbild) begeistert seine Fans noch immer. 

(Foto: DPA/DPAWEB)

Nicht mehr so entrückt und magisch wie einst, aber immer noch präsent genug: Beim Auftritt von Altmeister Carlos Santana in München prallen Woodstock-Erinnerungen auf Chart-Einerlei. Und am Ende gibt es den nostalgischen Kuschelfaktor.

Von Ralf Dombrowski

München hat bereits einige ungewöhnliche Santana-Konzerte erlebt. Zum Beispiel am 2. Dezember 1976 in der noch jungen Olympiahalle, als der Meister so gut in Form war, dass einige Stücke des Abends bald darauf auf dem Album "Moonflower" landeten. Oder am 9. Dezember 2002, als er im Deutschen Theater quasi einen Club-Gig für Freunde spielte.

Mit solchen magischen Momenten der musikalischen Stadtbiographie kann er beim Tollwood zwar nur schwer konkurrieren. Trotzdem gehört sein Gastspiel zu den Konzerten, das sich viele Menschen merken werden, nicht nur wegen der respektablen Ticket-Preise, sondern auch weil der 65-jährige Gitarrist zum Auftakt seiner Europatournee so entspannt und gut gelaunt wie schon lange nicht mehr auf der Bühne stand. Am Grundrezept seines Programms hat er prinzipiell nichts verändert, allerdings erlaubt er sich andere Zutaten als früher.

Blues zum Beispiel hört man gleich mehrfach in der Musikarena, nicht Santanas Kernkompetenz, aber solide umgesetzt. Zitate gibt es reichlich, von den Beatles über Sting und Gershwin bis hin zu Mongo Santamarias "Afro Blue", das unter anderem von John Coltrane, einem der Hausgötter des Gitarristen, bekannt gemacht wurde.

Überhaupt wirkt das gut zweistündige Programm wie ein buntes Potpourri aus Inspirationen, Klassikern und manchmal auch Belanglosigkeiten, die wild durchmischt aneinander gekittet werden. Da stehen große Songs wie "No one to depend on" oder "Oye como va" neben dem Latin-Geplänkel seines vergangenen Künstlerjahrzehnts, und Woodstock-Erinnerungen prallen auf Chart-Einerlei.

Die Dramaturgie der Abfolge ist nicht zwingend, die spielerisch Umsetzung jedoch perfekt, weil Santana auf erfahrene Kollegen wie den Conga-Spieler Raul Rekow, den Pianisten Dave Mathews, Drummer Dennis Chambers oder auch Sänger Tony Lindsay zurückgreift, die zum Teil schon seit Jahrzehnten ihm zur Seite stehen.

So kann er pentatonisch schwelgen und sich in seine Musik fallen lassen, nicht mehr so entrückt und magisch wie einst, aber immer noch präsent genug, um die Musik-Arena zu begeistern. Bin hin zu "Samba pa ti", der Jugendhymne mit dem nostalgischen Kuschelfaktor, auf die so viele im Zelt gewartet haben.

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