Carlito's Minibar:Absacker in der Au

Berlin hat eine Minibar. Und das Westend. Natürlich. Die Au jetzt auch. Dort ist das Konzept allerdings aus der Not geboren. Und Carlito's Minibar ist nicht nur klein, sondern auch sehr vielseitig - zum Fußball gibt es Gin und Gratisbrezen.

Anna Fischhaber

Berührungsängste sollte man in Carlito's Minibar nicht haben. Die Bar in der Ohlmüllerstraße 11 ist klein. Sehr klein. Und derzeit oft ziemlich überfüllt. Das liegt vor allem daran, dass der Wirt alle EM-Spiele überträgt. Allerdings so leise, dass man sich auch als Nichtfußballfan wohlfühlt. Ein Kunststück, denn in dem Lokal gibt nur eine lange Theke, eine Bank am Fenster und zwei kleine Tische im hinteren Bereich. Mehr nicht.

Auch Berlin hat eine Minibar. Und das Westend natürlich. In der Au wurde allerdings nicht ein Hauptstadttrend kopiert, das Konzept ist aus der Not geboren. 2010 musste Carlito, der eigentlich Caius Prien heißt, sein wesentlich größeres Lokal direkt gegenüber zumachen. Doch ein anderes Viertel als die Au, das kam für ihn nicht in Frage. "Ich habe überall in München gelebt, aber so was, das gibt es nur einmal", sagt Prien und beginnt vom Malzgeruch, der von der nahen Brauerei herüberweht, der Isar und den netten Nachbarn zu erzählen.

Dafür nahm er auch in Kauf, dass in seiner neuen Bar für Pizza und frisches Eis kein Platz mehr ist. Stattdessen bringt sein Schwager, ein Konditormeister, nun ab und an frische Brezen vorbei, die der Wirt an die Gäste verschenkt. Dazu gibt es Bier vom Fass und starke Longdrinks. Vor allem die Gin-Auswahl kann sich sehen lassen.

Früher war in dem Lokal die Pilsklause. Die alten Fliesen und die Holzvertäfelung mit der eingeschnitzten 1973 stammen noch aus dieser Zeit. Anfangs schien auch das Publikum dasselbe zu sein, inzwischen ist es durchmischter. Priens alte Stammgäste schauen oft vorbei, der Wirt begrüßt sie mit Handschlag. Überhaupt geht es sehr familiär zu. Und weil es noch immer keine Karte gibt, kommt man auch als Neuling schnell mit Carlito, der fast immer eine Schirmmütze trägt, ins Gespräch.

Hip ist seine Bar eher nicht, dafür sehr gemütlich. Das Licht ist gedimmt, zahlreiche Kerzen stehen auf der grünen Theke. British Racing Green nennt Prien das, der eine Vorliebe für englischen Kolonialstil hat. An der Wand hängen Zeichnungen von Drinks, die seine Schwester gemacht hat. Die ist nicht nur Grafikerin, sondern hat viele Jahre selbst in der Münchner Gastroszene mitgemischt. Sie betrieb die legendäre Rakete.

Auch Carlito's Minibar hat das Zeug zur Kultbar. Zumindest für einen Absacker in der Au, wo es nicht gerade viel Konkurrenz gibt. Wem es doch einmal zu voll wird, der kann an die Tische draußen ausweichen - viel Platz ist allerdings auch dort nicht. Wie es sich für eine Minibar gehört.

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