Cantina Machete:Wo der Azteke mit dem Spanier kocht

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Zu den Cocktails kann man im Machete auf alle Fälle raten. Auch das traditionelle Gericht Molcajete weiß durchaus zu überraschen. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Machete am Giesinger Berg will eine anspruchsvollere Küche bieten, als die gewöhnliche Tex-Mex-Kneipe. In der Praxis bleibt aber noch viel Luft nach oben.

Von Paula Morandell

Als in den Achtzigerjahren in einem Dorf südlich von München eine Scheune in ein Tex-Mex-Lokal verwandelt wurde, geriet das oberbayerische Landvolk in Ekstase. Der Laden war allabendlich voll, die Leute kippten Unmengen Corona und Tequila mit Salz und Zitrone und labten sich an Chili-con-Carne-Töpfen.

Das hatte zwar nicht viel mit ursprünglicher mexikanischer Kost zu tun, abgesehen davon, dass das Bier aus Mais, der Schnaps aus Agaven und der Eintopf mit Bohnen gemacht wird. Aber es fühlte sich irgendwie sehr exotisch an. Der Laden ist längst geschlossen, und nicht nur dort war die Pseudo-Mexiko-Welle eine flüchtige Erscheinung. Zurück blieb der Eindruck, dass die Küche des nordamerikanischen Landes halt nicht viel mehr zu bieten hat als das, was findige Gastronomen in den USA als geschmacklich zweifelhaftes Taco-Nacho-Gemisch in alle Welt exportieren.

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Am Giesinger Berg versucht sich jetzt ein mexikanisches Lokal mit einem originelleren Angebot. Die Cantina Machete wirbt jedenfalls mit der "kulinarischen Vereinigung von ursprünglich aztekischen Zutaten wie Mais, Bohnen, Kürbis, Schokolade und Chilis mit den Mitbringseln der spanischen Eroberer wie Südfrüchte, Reis und Fleisch". Das Resultat soll, so liest sich das in der recht unbescheidenen Eigenwerbung, eine der interessantesten Küchen der Welt ergeben. Das ist bemerkenswert, weil selbst in Mexiko lange keine wirklich ambitionierte Küche existierte. Es ist noch keine 20 Jahre her, dass Enrique Olvera in der Hauptstadt mit seinem Pujol das erste Gourmetrestaurant des Landes eröffnete. Allerdings zählt man das Lokal inzwischen zu einem der besten Restaurants weltweit.

Wo einst das Kaffee Giesing war

Die Machete, um zum bescheidenen Münchner Rahmen zurückzukehren, befindet sich in den Räumen der einstigen Künstlerkneipe Kaffee Giesing, die früher mal der Liedermacher Konstantin Wecker führte. Heute blicken in dem Backstein-Raum mit Säulen und hohen Decken goldene und bronzene Stierköpfe von den Wänden auf die Teller der Gäste. Und die Gäste schauen manchmal ratlos zurück.

Ein noch recht positiver Einstieg war die zu Tortilla-Chips gereichte Guacamole (5,80 Euro), die nichts mit der pampigen Variante zu tun hatte, wie sie gern in Großkinos angeboten wird. Der Dip aus frischen Avocados war mit Kräutern angerührt und schmeckte schön würzig. Die Chips dazu lässt sich das Lokal direkt aus Mexiko liefern, was erst einmal positiv klingt. Aber der lange Weg bekommt ihnen gar nicht. Die gebackenen Scheibchen aus Maisteig waren eine arg ölige Angelegenheit.

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Deutlich frischer dann die Meeres-Vorspeise, der lateinamerikanische Klassiker "Ceviche": In Limettensaft gegarter Fisch - über die Sorte schwieg sich die Karte aus -, zu mundgerechten Happen zerpflückt und mit Tomaten, Koriander, Zwiebeln und Karotten angemacht. Die Ceviche Acapulco (9) war schön zitronig, aber leider hielt sich der Koch beim Abschmecken nicht mit dem Koriander zurück, der alles dominierte. Was komplett fehlte, war die für mexikanische Speisen typische Schärfe. Auf der Karte war der Fischsalat mit einer Chili-Schote gekennzeichnet, was einen milden Schärfegrad ankündigen sollte. Doch es kitzelte nicht einmal im Mund.

Staunende Azteken in Giesing

Offenbar war der Küche an diesem Abend eine wesentliche Zutat ausgegangen, denn selbst den Camarones a la Diabla, mit immerhin drei teuflischen Schötchen deklariert, fehlte jedes Feuer. Mit 14,50 Euro war die stattliche Portion Black-Tiger-Garnelen, sautiert in Tequila, wahrlich nicht überteuert. Doch leider schmeckte das Meeresgetier genau so, wie man es eben von Exemplaren kennt, die in Aquakulturen gezüchtet werden: Das muffige Aroma kam deutlich durch. Auch der Tomaten-Reis enttäuschte. Richtig sonderbar wirkte die Gemüsebeilage: eine typisch deutsche Fertigmischung aus Brokkoli- und Blumenkohlröschen sowie Karottenscheiben. Die Azteken hätten gestaunt.

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Ungewohnt für europäische Esser präsentierte sich in optischer wie geschmacklicher Hinsicht das Gericht Molcajete (17,50). Übersetzt bedeutet der mexikanische Begriff Mörser, und in dem steinernen Küchenutensil wurde die reichhaltige Mischung dann auch serviert: gegrillte Scheiben von Rinderfilet, Hühnerfleisch, Grillkäse und der pikanten Wurst Chorizo sowie zwei Scampi, dazu Frühlingszwiebeln und Kaktus-Gemüse.

Man warnte uns gleich, den Kaktus ordentlich zu salzen, weil er sonst nach überhaupt nichts schmecke. Das stimmte nicht ganz, immerhin mit einer etwas wässrigen Gartengurke konnte es der Geschmack aufnehmen. Zum bunten Molcajete-Allerlei reichte die Küche Bohnenpüree, einen schön würzigen Dip aus grünen Tomaten und warme Tortillas. Jede Zutat für sich genommen - nicht gerade spektakulär. Packte man aber alles zusammen in einen der Fladen, ergab sich eine erstaunlich gelungene Kombination.

Eine der interessantesten Küchen der Welt war dies alles nun nicht, da konnte uns auch das Pan de Platano, ein mit Bananen und Nüssen gebackenes Brot (5,50), nicht mehr umstimmen. Eine Stärke der Cantina ist eindeutig ihre gut bestückte Bar, die tadellose Cocktails wie den auf Tequilabasis gemixten Mexico meets Asia (12,50) kreiert.

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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