Der Mann im Langmantel druckst nicht lange rum. Er steht am Eingang zur Kellertreppe. Er sagt: "Ich habe richtig Bock hier Geld auszugeben." Also Treppe runter, rein ins Call Soul.
Die Bar liegt etwas abseits vom Trubel der Münchner Freiheit. In einem Haus, das man durchaus als Stadtvilla bezeichnen kann. Die Barmänner tragen hier Fliege zur Lederschürze. Sie fragen höflich nach, ob man ein Foto machen will, wenn sie einen Cocktail servieren. Erst dann zünden sie das Thymian-Büschel im Glas an ("Ist ganz geil fürs Aroma").
Stereo Café:Frühstück in den Fünfzigerjahren
Samstags gibt es einen ausgiebigen Brunch im Stereo Café. Und wer das zweistündige Zeitfenster verpasst, wird mit Avocado im Glas oder Bananenbrot mindestens ebenso glücklich.
Ohne Zweifel: Das Call Soul ist eine Bar, die aufs große Spektakel setzt. Das fängt schon bei der Einrichtung an. Was sofort auffällt ist der Designer-Tresen, der sich im Kreis bis zur Decke hoch und einmal quer durch die Bar schlängelt. Außerdem gibt es noch: Designer-Tische, Designer-Lampen, Designer-Stühle. Irgendjemand hat sich hier sehr lange, sehr viele Gedanken über das richtige Konzept gemacht, das merkt man sofort.
Das eigentliche Spektakel fängt aber bei der Cocktailkarte an. Sie ist sehr üppig geraten und nach den Charakteren der Netflix-Serie "Breaking Bad" aufgebaut. Besonders empfehlen kann man den erfrischend süßen Sweet Death (13,70 Euro) oder den intensiven Burning Man mit Thymian und Heidelbeeren (12 Euro).
Weil das Call Soul außerdem über eine hauseigene Barmanufaktur verfügt, gibt es eine ganze Menge Eigenkreationen, angefangen bei selbstgemachten Limonade und Likören. Hergestellt wird hier auch ein eigener Gin, den es in sieben Varianten auf der Karte gibt. Wem das zu kompliziert ist, der kann sich immer noch ein Weißbier bestellen. Es kommt mit Deko-Getreidehalmen.
Trotz der Extravaganz: Eine gewisse Bodenständigkeit ist dem Barchef Adnan Alija wichtig. Eigentlich sollte die Bar nach der Breaking Bad-Figur Saul Goodman benannt werden. Gleich gegenüber liegt aber die St. Sylvester Kirche. Da wollten sie ein bisschen Respekt zeigen. Also haben sie den Namen etwas geändert: Von Saul zu Soul.