Süddeutsche Zeitung

Café Vorhoelzer:Ganz in Weiß

Die Schickies sind in der Überzahl, aber man kann sich ja umdrehen und den Blick auf die Stadt genießen. Das Café Vorhoelzer in der Architektur-Fakultät der TU ist ein Wohlfühlort - trotz des schlichten Designs.

Von Florian Fuchs

Die Gänge von Universitäten machen eigentlich nicht unbedingt Lust auf einen Kaffee oder einen Longdrink - außer es ist ein Coffee-to-go auf dem Weg zur nächsten Vorlesung oder eine Feier nach einer schwierigen Prüfung. Es riecht dort nach Uni, es riecht nach Lehre, es riecht also definitiv nicht nach Entspannung. Insofern ist es in der Technischen Universität ein erstaunliches Erlebnis, wenn man an der Arcisstraße im Vorhoelzer Forum der Fakultät für Architektur den Lift nimmt und im fünften Stock aussteigt: Es ist weiß dort, es ist angenehm, es duftet nach Café - es riecht hier tatsächlich nach Entspannung, mitten in der Uni.

Das Vorhoelzer auf dem Dach der TU ist vielleicht das Café mit der schönsten Aussicht Münchens. Auf der Terrasse hat der Gast Königsplatz, Frauenkirche und Theatinerkirche im Blick, wenn er nun im Frühling wieder auf den Liegestühlen fläzt und bei einem Drink ins Licht blinzelt.

Namensgeber war Architekt Robert Vorhoelzer, später Rektor der Technischen Universität, und entsprechend durchgestylt ist die Ausstattung. Die Tische sind weiß, die Wände sind weiß, die Stühle sind weiß, die Bar: Sie ist weiß. Trotzdem sind die Räume nicht steril wie ein OP-Saal, wofür letztlich auch die nackten Glühbirnen verantwortlich sind, die von der Decke baumeln. Das Café Vorhoelzer ist ein Wohlfühlort, nicht nur auf der Sonnenterrasse, sondern auch im Innern.

Es gibt ein Frühstücksbuffet, auch später kann man noch Kleinigkeiten zum Essen bestellen. Kaffee und Tee machen einen Großteil der Karte aus, die Kellner bringen zwar keine Cocktails, dafür aber Wein, Bier, Blubberzeug und die auf der Karte so bezeichneten "Schickies": Sprizz, Hugo, das Übliche.

Das ist nichts Besonderes, es schmeckt aber trotzdem gut. Das Café Vorhoelzer zeichnet sich nicht durch eine ehrgeizige Bar aus, es macht leider auch abends meist bereits um 20 Uhr Schluss, nur im Sommer später. Aber das Vorhoelzer hat Ambiente und Aussicht.

Leider sind die Schickies auch an den Tischen oft in der Überzahl, Spötter sprechen von der Dominanz des Typus College Girl Oxford Classic mit einem Hauch Paris Hilton. Das ist aber nicht schlimm, man kann sich ja umdrehen: zum Ausblick über die Stadt.

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Quelle:
SZ vom 12.04.2013/tba
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