Café Kosmos:Szenebar im Bahnhofsviertel

Cafe Kosmos

Schließt zu früh, zumindest nach Empfinden unseres Autors: das Café Kosmos.

(Foto: Robert Haas)

Wagemutig und gemütlich: Das Café Kosmos hat es geschafft, der verruchten Hauptbahnhofsgegend frisches Leben einzuhauchen.

Lisa Sonnabend

Das Café Kosmos - so besagt es zumindest der Name - könnte überall zuhause sein. Doch es hat vor gut einem Jahr nicht irgendwo im All aufgemacht und auch nicht im angesagten Glockenbachviertel. Nein, das Café Kosmos übt sich als Pionier und ist in die bislang nicht so ausgehverwöhnte Bahnhofsgegend gezogen.

Die Bar liegt neben einem Waffengeschäft, schräg gegenüber von einem Dönerladen und nur wenige Schritte von einer Spielhalle entfernt. Doch statt zwielichtigen Gestalten tummeln sich im Kosmos in der Dachauer Straße Studenten und Szenegänger. Das Café Kosmos hat es geschafft, einer verruchten Gegend neues Leben einzuhauchen.

Das Café Kosmos ist wagemutig. Das merkt man auch am Biersortiment. Welche andere Münchner Kneipe würde es wagen, dem Münchner Publikum, das gerne auch mal aus Maßkrügen trinkt, das Helle nur in 0,25 Liter Gläsern auszuschenken? Und auch die Getränkepreise im Kosmos sind fast schon riskant niedrig für Münchner Verhältnisse. Das kleine 0,25-Helle kostet 1,30 Euro, das Astra (0,3 Liter) 1,70 Euro und auch alkoholfreie Getränke sind unter zwei Euro zu haben.

Doch das Konzept scheint sich auszuzahlen. Das Kosmos ist jeden Abend voll, an den Wochenenden oft zu voll. Lieber mehr Bier billig verkaufen, als wenige zu Nepppreisen, denken sich wohl die Betreiber. Und auch die Longdrinks im Komos können sich sehen lassen. Charles Schumann, Münchens bekanntester Barkeeper, empfahl die Kneipe wegen der großen Gin-Auswahl.

Eines der Erfolgsrezepte im Kosmos ist sicherlich auch der längliche Raum. Um Bier zu holen, auf Toilette zu gehen oder um frische Luft zu schnappen, muss man sich an den anderen Gästen vorbeischlängeln. So werden intensive Blicke ausgetauscht, so entstehen Gespräche.

Eine Wendeltreppe, die einen ganz schwindelig macht, führt in das obere Stockwerk. Üppige Teppiche sind hier ausgerollt, alte Sessel sind um die Tische gruppiert, ein Fernseher aus längst vergangenen Jahrzehnten steht auf einer Kommode. Die Heizung lässt an kühlen Wintertagen die Temperaturen so hoch wie in Omas Wohnung steigen. Das Café Kosmos ist ein wenig wie das eigene Wohnzimmer: Gemütlich eingerichtet, Getränke in Reichweite, nette Leute zu Besuch.

Wahrscheinlich werden in der Gegend schon bald weitere Bars folgen, um die Nachtschwärmer aufzunehmen, die im Café Kosmos keinen Platz mehr finden. Und irgendwann wird man dann vielleicht sagen können: Das Café Kosmos hat das Bahnhofsviertel verwandelt.

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