Süddeutsche Zeitung

Vegetarisches Restaurant Maxvorstadt "Café Ignaz":Fleischlos glücklich

Crêpes, Gnocchi, Kuchen und Biobier: Das Café Ignaz in der Georgenstraße beweist, dass auch die vegetarische Küche vielseitig sein kann.

Rebecca Brielbeck

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Samstag, 19:30 Uhr: Es ist voll im kleinen Café Ignaz in der Georgenstraße. Ohne Reservierung sieht es schlecht aus mit einem Platz. Die Gäste sind bunt gemischt. Von schicken Mittdreißigern über das Seniorenehepaar bis hin zum alternativen Studenten ist hier alles vertreten. Das mag vor allem daran liegen, dass das Café Ignaz eines der wenigen Lokale ist, das vegetarische und vegane Speisen anbietet.

Betritt man das Restaurant, muss man erst einmal an der hauseigenen Bäckerei vorbei, die ebenfalls zum Lokal gehört. Diverse Gemüsekuchen, Käsekuchen in verschiedenen Sorten und unterschiedliche Obstkuchen regen den Appetit an. Im Speisesaal angekommen, beschleicht einen gleich ein heimeliges Gefühl. Gedämpftes Licht, sonnengelbe Wände und die Kerzen auf den Tischen geben dem Raum eine gemütliche Atmosphäre. Wechselnde Künstler stellen hier ihre Werke aus und dürfen sie verkaufen.

60 Kombinationsmöglichkeiten

Von der Speisekarte ist man erst einmal erschlagen. Als Nicht-Vegetarier überrascht es sehr, dass es derart viele fleischlose Gerichte gibt. Den Vegetarier hingegen beschleicht ein ungewohntes Gefühl: In Lokalen, die auch Fleischgerichte anbieten, kann man in der Regel zwischen etwa fünf vegetarischen Gerichten wählen. Hier hat man allein bei den Crêpes die Wahl zwischen sechs verschiedenen Teigen und zehn unterschiedlichen Füllungen. Das macht 60 Kombinationsmöglichkeiten. Hinzu kommen gebratene Gnocchi, Gemüsepflanzerl, Couscous, Kartoffelgratin und vieles mehr. Für Veganer gibt es eine extra Karte, die ebenfalls sehr umfangreich ist.

Fast alles, was in dem Lokal angeboten wird, stammt aus biologischen Anbau. Auch die Getränke. Man hat die Wahl zwischen Bieren aus kleinen Brauereien, wie Neumarkter Lammsbräu oder Unertl und verschiedenen Weinen. Zudem gibt es noch diverse Säfte und Schorlen, verschiedene Shakes und warme Getränke. Bei soviel Auswahl kann die Entscheidungsfindung sowohl beim Essen als auch den Getränken etwas dauern.

Glücklicherweise steht uns der ausgesprochen freundliche und engagierte Kellner mit Rat und Tat zur Seite und beantwortet nicht nur geduldig, sondern mit Feuereifer all unsere Fragen. Er gibt Tipps und sorgt sich auch um unsere Finanzen : "Das wollt ihr alles essen? Das ist aber echt viel. Und wenn ihr dann noch eine Vorspeise...Ich weiß ja nicht. Spart Euch doch lieber das Geld und teilt Euch eine Hauptspeise. Die langt locker!"

Über die Kosten müsste sich allerdings nicht mal ein notorisch nicht-liquider Student Gedanken machen. Mit etwa acht bis elf Euro für eine Hauptspeise und großen Portionen ist das Café Ignaz im Preis-Leistungsverhältnis vorne dabei. Zudem dürfen sich die Gäste zu jedem Hauptgericht noch ein Stück Kuchen aussuchen. Wenn man die Speisen mitnehmen will, wird es noch billiger: Alle Hauptgerichte "to take away" kosten 4,50 Euro.

Der Kellner hat Recht

Im Grunde hat der Kellner aber Recht. Allein die Vorspeise - Karottensalat mit Walnüssen, Rotkraut und einem interessanten Balsamicodressing für 4,90 Euro - macht ziemlich satt. Das Gemüse ist knackig und die Walnüsse geben dem Salat eine ungewöhnliche Note. Leider ist vom Kürbis in der Kürbis-Kartoffelsuppe für 2,50 Euro nicht so wirklich viel zu schmecken. So teilen wir uns den Salat und lassen noch ein bisschen Platz für die Hauptspeise.

Das Kürbis-Shitakepilz-Gemüse auf mit Käse gefülltem Crêpe von der Tageskarte für 10,90 Euro schmeckt dafür genau so lecker wie es aussieht. Der Crêpe ist luftig und das Gemüse auf den Punkt gebraten. Der Kürbis hat die angenehme Süße, die er entwickelt, wenn man ihn backt oder brät. Da es ein relativ leichtes Gericht ist, muss man auch trotz Vorspeise nichts übrig lassen. Die Gnocchi mit Käse-Tomaten-Zucchini-Sauce für 7,90 Euro sind hingegen für eine Person eigentlich nicht zu schaffen. Obwohl sie gut schmecken - die Zucchini sind knackig, die Tomaten schmecken wirklich nach Tomaten und die Gnocchi sind auf den Punkt gekocht - bleibt die Hälfte übrig. Wer will, kann sich den Rest aber mit nach Hause nehmen.

Platt und glücklich

Obwohl wir eigentlich schon satt sind, können wir der Kuchen-Versuchung nicht widerstehen. Immerhin ist es ja umsonst. Der Käsekuchen mit Schokolade ist ein Highlight. Der Käse-Nuss-Kuchen ist dagegen nicht ganz so gut: Das liegt vor allem daran, dass die Nussmasse ein bisschen zu süß geraten ist und wir auch einfach schon zu satt sind. Wir schaffen nur noch ein paar Bissen.

Danach sind wir platt. Platt und glücklich. Nicht nur wegen dem Essen, auch die Rechnung hebt die Stimmung: Rund 45 Euro inklusive Trinkgeld für je zwei Vor-, Haupt- und Nachspeisen sowie je zwei Gläser vom französischen Hauswein und einen Liter Wasser ist deutlich unter dem, was wir erwartet haben.

Fazit: Das Café Ignaz ist eine Adresse für hochwertiges, biologisches und gleichzeitig günstiges Essen. Der Service ist nicht nur für Münchner Verhältnisse ausgesprochen freundlich und das Lokal beantwortet die Frage "Was isst du eigentlich als Vegetarier?" mehr als befriedigend. Selbst die Veganer, die es noch ein bisschen schwerer haben beim Essengehen als die Vegetarier, kommen hier voll auf ihre Kosten.

Café Ignaz, Georgenstraße 67, Tel.: 2716093, www.ignaz-cafe.de

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.537611
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/sonn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.