Süddeutsche Zeitung

Café Fräulein:Frühstücken wie zu besten Studentenzeiten

Ins Café Fräulein am Viktualienmarkt passen nur sieben Tische. Wer einen von ihnen ergattert, den erwarten leckere Zimtschnecken und eine große Kuchenauswahl.

Von Isabel Meixner

Wer das Café Fräulein am Viktualienmarkt nicht kennt, kann zumindest im Winter, wenn keine Tische vor der Tür stehen, leicht daran vorbeilaufen, so klein und unscheinbar wirkt es von außen. Das wäre allerdings schade. Denn innen erwartet den Besucher ein gemütliches Café mit einer großen Kuchenauswahl, das zumindest denjenigen gefallen dürfte, die kein Problem damit haben, wenn andere Gäste quasi mit am Tisch hocken.

Denn das muss man vor dem Besuch im Café Fräulein schon wissen: Die Tische in dem kleinen Raum in der Frauenstraße stehen eng beieinander. Für zwei Personen ist zwar ausreichend Platz, spannender wird es allerdings, wenn man zu dritt oder zu viert frühstücken will. Denn auch dann sitzt man eng gedrängt an einem der Miniaturtische und muss sich als Stapelkünstler beweisen. Fast wie in der Studenten-WG damals: Auch dort mussten die Bewohner bei gemeinsamen Kochabenden mit Freunden improvisieren, und nein, es war nicht die schlechteste Zeit.

Wenn man den Blick durch das Café schweifen lässt, fühlt man sich ebenfalls in diese Zeit zurückversetzt. Die Teller, die Stühle und die kleinen Decken sind bunt zusammengewürfelt, ebenso die Sitzkissen mit ihren unterschiedlichen Bezügen. An den Wänden hängen Bilder von Stillleben und Fotos von Schauspielern wie Mario Adorf. Das indirekte, teils rosafarbene Licht verbreitet einen heimelige Stimmung. Die Bedienungen sind freundlich und mit ihren Besuchern gern mal per Du. Das Lieblich-Kuschelige zieht - der Name des Cafés verrät es - tatsächlich überwiegend junge Frauen an, die sich ein paar gemütliche Stunden machen wollen.

Wegen der begrenzten Platzverhältnisse - ins Café passen gerade einmal sieben kleine Tische - ist es ratsam, für das Frühstück zu reservieren. Spontane Besucher gehen oft leer aus. Der Stolz der Betreiber ist die hausgemachte Zimtschnecke, die bei jedem Frühstück (Ausnahme: Annamierl) mitserviert wird. Ansonsten sind die fünf Frühstücksvariationen klassisch, ohne große Überraschungen und dennoch gut: Bei "Hildegard" (9,90 Euro) gibt es Müsli mit frischem Obst und Joghurt, bei "Jenny" (10,90 Euro) eine Portion Rühreier und Käse und bei "Annamierl" (12,90 Euro) Wurst und Käse, gekochtes Ei, Obst und ein Glas Prosecco dazu.

Das Frühstück "Peter, Paul und Mary" für zwei Personen bietet für 29,90 Euro Wurst und Käse, Räucherlachs samt Meerrettich, Rührei, Müsli mit Joghurt und frischem Obst und zwei Gläser frisch gepressten Orangensaft. Und wer es lieber weniger opulent mag: Bei "Antoinette" (6,90 Euro) bekommt man lediglich Semmeln, Marmelade und Zimtschnecke.

Brot, Marmelade, Honig, Erdnussbutter und normale Butter holt sich der Gast selbst von einem Servierwagen. So sehr die Zimtschnecken beim Frühstück positiv hervorstechen, so sehr fallen dagegen die Semmeln ab: Sie kommen nicht frisch vom Bäcker, sondern sind Aufbackware, wie es sie in Discountern zu kaufen ist. An manchen Stellen sind die Semmeln noch weiß und teigig-weich, an anderen dagegen schon sehr dunkel und hart.

Schade drum, denn beim Rest des Frühstücks, etwa dem Käse, achtet das Café durchaus auf Qualität und Geschmack.

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