Café Del Fiore:Lebensmittelwerkstatt am Gärtnerplatz

Del Fiore Stefano De Giglio (r.) und Partner Flavio Chouquer

Die Betreiber Stefano De Giglio (r.) und sein Partner Flavio Chouquer haben das Lokal in eine "Lebensmittelwerkstatt" verwandelt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Gärtnerplatzviertel wandelt sich wieder einmal: Aus Bars werden Restaurants, einst angesagte Lokale gibt es nicht mehr. Jetzt wird aus dem "Café Box" eine Mischung aus mediterranem Feinkostladen und Snackbar.

Von Astrid Becker

Wer in diesen Tagen durch das Gärtnerplatzviertel streift, wird sich verwundert die Augen reiben: Nichts ist hier mehr so, wie es einmal war. Wo sind sie hin, die Nachtschwärmer, die sich in den Kneipen und Clubs des Szeneviertels herumgetrieben haben? Abgewandert in die neuen Locations in der Sonnenstraße? Die Gastronomie im Viertel hat jedenfalls auf die durch den Bau von Luxuswohnungen und Gentrifizierung bedingte veränderte Klientel reagiert: Entweder, in dem sie gleich das Weite suchte oder sich nun mit einer kompletten Änderung ihres Konzeptes auf dem Markt dort behaupten will.

Jüngstes Beispiel: das ehemalige Café Box direkt am Rondell, das sich neuerdings als feiner Lebensmittelmarkt mit Frische-Imbiss präsentiert. "Del Fiore" haben Stefano De Giglio und Flavio Chouquer ihren neuen Betrieb getauft. Am besten, und so haben sie es sich auch bereits im September als Marke eintragen lassen, lässt sich ihr Konzept mit einem "officine alimentari" beschreiben - also als eine Art Lebensmittelwerkstatt oder noch besser gesagt: Wie eines dieser kleinen Geschäfte, die es Italien, Spanien oder Frankreich zuhauf gibt und die ein paar wenige, dafür aber ausgesuchte kulinarische Köstlichkeiten vertreiben.

Denn auch hier im Del Fiore ist das Sortiment nicht umfangreich. Aber angeboten wird alles, woraus sich ein schnelles, aber feines Abendessen zaubern lässt: Pasta, Reis, Wein, Gebäck, Olivenöl, italienischer Espresso, diverse Essige bis hin zu Wurstwaren aus dem Piemont, Milch vom Bauern aus der Region und hausgemachte Nudelsaucen im Glas - alles, was den Liebhaber südländischer Lebensart begeistern könnte.

De Giglio und Chouquer wollen dabei keineswegs als neue Feinkosthändler verstanden werden - zumal sie ohnehin auch weiterhin ihr Pizzeria- und Grillrestaurant "Nero" in der Rumfordstraße nur ein paar Häuserecken weiter betreiben. "Uns geht es nur darum, qualitativ gute Produkte, sogenannte Basics, von uns bekannten, meist recht kleinen Erzeugern anzubieten." Da ist zum Beispiel der Kaffee, der eigens für sie geröstet wird, da sind Vollmilch und Joghurt, die von der Familie Lanzl aus Neuching stammen, da ist das Gebäck der Meierei aus Starnberg, das eigens von dort nach München geliefert wird. Und da ist das Holzofenbrot, das frisch aus dem Pizzaofen im Nero kommt. Der Kunde, der ins Del Fiore geht, kann hier jedoch nicht nur einkaufen.

Der Gärtnerplatz wird langsam erwachsen

370.000 Euro haben die beiden Betreiber investiert, um ihr einstiges Lokal nicht nur in einen Laden, sondern in eine Snackbar zu verwandeln. Ein riesiger Tresen beherrscht den Raum, dort wird Kaffee verkauft - natürlich aus den exklusiv fürs Del Fiore gerösteten Bohnen -, aber auch frisch gepresste Säfte und Smoothies aus Obst, Gemüse und Kräutern. Dazu können die Gäste Sandwiches mit selbst gemachten Aufstrichen ordern. Es sind nur wenige Holztische, die noch stehen, anders als früher, wo sich Tisch an Tisch reihte und anfangs viel Prominenz zu sehen war.

Café Del Fiore: Das "Café Box" ist Geschichte, im neuen "Del Fiore" ist Selbstbedienung angesagt, für einen Kaffee muss man sich anstellen.

Das "Café Box" ist Geschichte, im neuen "Del Fiore" ist Selbstbedienung angesagt, für einen Kaffee muss man sich anstellen.

(Foto: Stephan Rumpf)

De Giglio und Chouquer hatten das Lokal 1996 als "Interview" übernommen, 2008 legten sie dann den Schwerpunkt auf italienische Küche und tauften es in "Box" um. Diese Zeiten sind vorbei - aus mehreren Gründen, wie De Giglio sagt: Zum einen hätten die Gäste ohnehin mehr getrunken und immer häufiger Snacks bestellt, zum anderen sei die Küche zu klein, um richtig zu kochen: "Der Aufwand war zu groß: Wir haben alles im Keller vorbereitet und brauchten viel Personal."

Jetzt ist Selbstbedienung angesagt. Die berühmte Terrasse mit ihren 75 Plätzen wird es jedoch im Sommer wieder geben, dann soll auch Eis selbst hergestellt und verkauft werden. In der wärmeren Jahreszeit wollen sie dann wieder länger als 20 Uhr - so wie jetzt - öffnen.

In jüngster Zeit sind bereits andere Kneipen und Restaurants im Viertel verschwunden oder haben ihr Konzept geändert: Das "Seven Fish" gibt es schon lange nicht mehr, stattdessen ist dort ein Café eingezogen. Das "Trachtenvogl", einst mehr Bar als Café, hat sich dafür in ein Esslokal verwandelt. Aus dem "K &K" ist das Partyvolk verschwunden, stattdessen werden hier in der "Bar Reichenbach" feine Cocktails kredenzt. Entmietungen und Luxussanierungen haben Spuren hinterlassen: Der Gärtnerplatz wird langsam erwachsen. Ob das gut ist, muss sich aber noch zeigen.

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