Busunglück:Mulmiges Gefühl

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Vor 22 Jahren stürzte ein Bus in den Truderinger Krater

"Ja, es war schon sehr lange Zeit ein mulmiges Gefühl, hier mit dem Bus vorbeizufahren", sagt der Mann in der blauen MVG-Kluft. Seinen Namen will er nicht nennen, nur, dass er seit 25 Jahren als Busfahrer bei der Stadt arbeitet - und sein Leben lang das Unglück am Truderinger Krater nicht vergessen wird. Damals, als sich hier die Erde auftat, kamen drei Menschen ums Leben.

Es war der 20. September 1994. Damals wurde am Truderinger Bahnhof gerade die U-Bahnlinie 2 gebaut. Die Röhre befand sich unter dem Grundwasser, und das lief durch feine Sandrisse in den Tunnel. Die Kiesschicht rutschte nach, an der Erdoberfläche brach die Asphaltschicht auf und ein acht Meter tiefes Loch klaffte im Boden.

Es war das Bild von dem Linienbus, der nur noch mit dem Führerhaus nach oben aus dem Krater herausschaut, das um die Welt ging. Heute steht an der Stelle ein schräger Granitblock, entworfen vom Architekten Peter Bohn. Und direkt daneben ein Fahrradständer. Am Boden ist ein Schild angebracht: "Bitte keine Fahrräder am Denkmal abstellen." Drei Menschen ließen hier ihr Leben, zwei Leichen konnten erst acht Monate später aus dem mit Wasser gefüllten Krater geborgen werden, zu groß war die Gefahr, dass wieder Kies nachrutscht und die Taucher in den Tod reißt. Die Straße blieb jahrelang gesperrt.

Das Unglück jährt sich am 20. September zum 22. Mal. Der Bahnhof präsentiert sich heute modern, mit kleinen Shops. Von den Verkäufern, die dort arbeiten, kennt keiner die Unglücksstelle. Aber die Truderinger erinnern sich - und natürlich die Fahrer der Busse.

© SZ vom 06.08.2016 / wim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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