PolizeiRazzia in Schwabing bei rechtsextremistischer Burschenschaft

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Seit 2016 hat die Danubia ihren Sitz in einer denkmalgeschützten Villa in der Potsdamer Straße 1a.
Seit 2016 hat die Danubia ihren Sitz in einer denkmalgeschützten Villa in der Potsdamer Straße 1a. (Foto: Robert Haas)

Am Dienstagmorgen durchsuchte die Polizei die Villa der Burschenschaft Danubia. Hintergrund ist eine wohl illegale Reise zu einer Veranstaltung der Identitären Bewegung in Mailand.

Wegen illegaler Ausreise ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ein Mitglied der rechtsextremistischen Münchner Burschenschaft Danubia. Bei einer Razzia am frühen Dienstagmorgen in der Potsdamer Straße stellten Polizisten Beweismittel sicher, verhaftet wurde niemand. Formell wird wegen möglicher Verstöße gegen das Passgesetz ermittelt.

Insgesamt wird fünf Personen vorgeworfen, entgegen einem Ausreiseverbot Mitte Mai zu einer Veranstaltung der Identitären Bewegung (IB) nach Mailand gereist zu sein. Diese hatte dort zum „Remigrationsgipfel 2025“ geladen, weshalb die Bundespolizei gleich mehrere Anhänger vorab mit zeitlich befristeten Ausreisesperren belegte. Dies soll verhindern, dass Personen bei Auslandsreisen etwa extremistische Veranstaltungen besuchen oder den Ruf der Bundesrepublik gefährden.

Die Anhänger flogen trotzdem hin und prahlten in den sozialen Medien mit den Worten: „Die Aktivisten haben sich nicht einschüchtern lassen.“ Drei Beschuldigte wurden bei der Wiedereinreise durchsucht, zwei weitere reisten „auf bisher nicht näher geklärtem Wege“ wieder ein, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag auf Anfrage mitteilt. Aus ihrer Reise machen auch die nun durchsuchten Anhänger kein Geheimnis: „Sie haben unser Haus umstellt, sie haben Räumlichkeiten verwüstet. Meine Tür haben sie wahrlich vernichtet“, moniert einer der Betroffenen am Dienstag in einem Video auf X. Sowohl die Danubia als auch ein Objekt im Landkreis Forchheim wurden durchsucht.

Die Danubia gilt als eine der am weitesten rechts stehenden Burschenschaften Deutschlands, ihre aktiven Mitglieder werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Es lägen „seit vielen Jahren Erkenntnisse über rechtsextremistische Bestrebungen“ aktiver Mitglieder vor, erklärt die Behörde am Dienstag auf SZ-Anfrage. In letzter Zeit hat der Verfassungsschutz zudem „eine besondere Nähe“ zu Organisationen wie der Identitären Bewegung festgestellt, die ebenfalls unter Beobachtung steht. So sollen Teile der Aktivitas, also der Studierenden innerhalb der Burschenschaft, an Aktionen der IB teilgenommen haben.

Vor drei Jahren registrierten die Ermittler im Haus der Burschenschaft Vorträge und Veranstaltungen, „die auch von Rechtsextremisten besucht wurden“, wie es im Verfassungsschutzbericht heißt. Zu Gast waren in der Vergangenheit etwa der einstige RAF-Anwalt und spätere Holocaust-Leugner Horst Mahler sowie Jürgen Schwab, der einmal bei der NPD aktiv war.

Die Ideologie der Mitglieder gilt als völkisch-nationalistisch, mit Bezug auf das deutsche Kaiserreich und revisionistische Geschichtsbilder. Der Wahlspruch lautet „Frei in Rede, kühn in Tat“. Auf ihrer Website bekennt sie sich zu „zur deutschen Kultur“ und „dem deutschen Volk“. Auf Anglizismen wird betont verzichtet. Die Telefonnummer wird als „Fernruf“ auf der Website vermerkt, die Homepage unter „Weltnetz“, die E-Mail-Adresse unter „E-Post“.

2001 fand in ihrem Haus ein Neonazi Unterschlupf, der einen Griechen halb tot geprügelt hatte. Seitdem beobachten die Verfassungsschützer die Burschenschaft. 2016 zog diese von Bogenhausen in die denkmalgeschützte Villa nach Schwabing, in der es nun zur Razzia kam. Die Staatsanwaltschaft kündigt an, dass nunmehr die sichergestellten Beweismittel, „insbesondere Mobiltelefone“, auszuwerten seien. Nach dem Passgesetz droht allen fünf Personen eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.

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SZ PlusVon Livia Hofmann, Leon Kaessmann, Ella Knigge und Katharina Wulff

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