Burschenschaft Danubia:Hetze gegen KZ-Überlebende

Burschenschaftshaus der Danubia in München, 2014

Das Burschenschaftshaus der Danubia in München.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Ein Mitglied der Burschenschaft Danubia hat in einem Artikel Befreite des KZ Mauthausen als Massenmörder bezeichnet.
  • In Österreich, wo die Zeitschrift erschienen ist, sind Politiker empört.
  • Die Burschenschaft äußert sich zu dem Text nicht.

Von Sebastian Krass

Fred Duswald ist Danubia-Jahrgang 1958. Damals ist er in die Rechtsaußen-Burschenschaft aus München eingetreten. Bis heute veröffentlicht er immer wieder Texte in einschlägigen Magazinen, manchmal ist seine Mitgliedschaft in der Danubia dabei erwähnt. Duswald trägt damit zum Bild seiner Burschenschaft in der Öffentlichkeit bei. Kürzlich hat Duswald für die österreichische Zeitschrift Die Aula einen Text geschrieben, und zwar über die Zeit nach der Befreiung eines Konzentrationslagers, "Mauthausen-Befreite als Massenmörder" lautet die Überschrift.

Nach ihrer Befreiung seien KZ-Insassen zu einer "Landplage" geworden, schreibt er da, bestritten werde das "nur noch von KZ-Fetischisten". Die befreiten "Kriminellen" seien "raubend und plündernd, mordend und schändend" umhergezogen. Eine "Horde von 3000 Befreiten" habe mit sowjetischen Soldaten "in der Begehung schwerster Verbrechen" gewetteifert.

Harald Walser, Nationalratsabgeordneter der österreichischen Grünen, sieht darin einen "neonazistischen Artikel" und hat angekündigt, Duswald wegen "Wiederbetätigung" anzuzeigen. In Österreich steht das für die Straftat, sich im Sinne des Nationalsozialismus zu betätigen.

Anfragen bleiben unbeantwortet

Was hält die Danubia von Duswalds Text? Teilen die Mitglieder sein Geschichtsbild? Wenn sie das nicht tun, sehen sie Anlass, Konsequenzen zu ziehen? Die Aktivitas, also die Gruppe der noch studierenden Mitglieder, die vom bayerischen Verfassungsschutz seit Jahren als rechtsextremistische Organisation geführt wird, lässt eine Anfrage dazu unbeantwortet. Einer, der im vergangenen Jahr für den Altherrenverband sprach, schreibt ebenfalls nicht zurück. Ein anderer aus der Gruppe antwortet, er werde die Anfrage an Duswald weiterleiten. Doch dann passiert nichts mehr.

Die Zeitschrift Die Aula, die österreichische Behörden als Plattform für rechtsextremistisches Gedankengut "knapp an der Grenze zur Strafbarkeit" einschätzen, wird im Altherrenverband der Danubia aber offenbar gelesen. Die Gruppe hatte den Chefredakteur Martin Pfeiffer im vergangenen Jahr zu einem Vortrag im Burschenschaftshaus an der Möhlstraße eingeladen. Pfeiffer ist auch Vorsitzender der Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), nach Einschätzung des bayerischen Verfassungsschutzes die "mitgliederstärkste rechtsextremistische Kulturvereinigung" in Deutschland. Als die Danubia in einer SZ-Anfrage zu Pfeiffers Funktion bei der GfP gefragt wurde, erklärte der Altherrenverband, das habe man nicht gewusst. Es handele sich um "ein bedauerliches Versehen". Man habe den Auftritt abgesagt.

Die Alten Herren sind öffentlichkeitsscheu

Eigentlich sind die Alten Herren der Danubia darauf bedacht, bei ihren öffentlich bekannten Kontakten nicht die Grenze zum behördlich definierten Rechtsextremismus zu überschreiten. Der Verfassungsschutz hat die Danubia als Ganze im Blick, sieht bei den Alten Herren aber "keine hinreichend gewichtigen tatsächlichen Anhaltspunkte dafür", dass die Gruppe "Bestrebungen verfolgt, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind". Duswalds Text in der Aula zeigt aber, welches Gedankengut dort kursiert und offenbar akzeptiert wird.

Einer der sonst öffentlichkeitsscheuen Alten Herren versucht gerade, bei der AfD in Bayern Fuß zu fassen. Benjamin Nolte ist seit kurzem stellvertretender Schriftführer des Verbands Oberbayern. 2014 noch musste Nolte den Posten als stellvertretender Vorsitzender der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative abgeben, nachdem seine Danubia-Mitgliedschaft publik geworden war. Eine Rolle dabei spielte wohl auch, dass Nolte 2009 auf einem Burschenschaftertreffen einem Dunkelhäutigen mit rassistischer Motivation eine Banane hingehalten haben soll. Er nennt das einen "Fehltritt unter erheblichem Alkoholeinfluss", von dem er sich "mehrfach distanziert" habe. Zum Text seines Verbandskollegen Duswald will Nolte keine Stellung nehmen, ihm sei "dessen Inhalt nicht bekannt".

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