Bunt kickt gut:Die Welt zu Gast in München

Brasilien, Togo, China: Die "International Streetfootball League" bringt in München 500 junge Fußballer aus über siebzig Nationen zusammen. Eine Welt-Meisterschaft noch vor der WM.

Florian Falterer

Das Motto der FIFA beansprucht die Stadt München für sich, noch bevor die WM begonnen hat: "Die Welt zu Gast bei Freunden." Bis zum 11. Juni kicken über 500 jugendliche Straßenfußballer in der "International Streetfootball League". Die "Courts" auf dem Odeonsplatz und am Marienhof werden täglich bespielt. Insgesamt treten 64 Teams an, sie kommen aus China und der Ukraine, dem Kashmir, Zimbabwe, Brasilien und vielen anderen Ländern. Aus Deutschland sind es 32 Teams.

Bunt kickt gut: Viele Nationen, ein Ziel.

Viele Nationen, ein Ziel.

(Foto: Foto: BKG)

In den letzten Wochen und Monaten konnten sich die Mannschaften qualifizieren. In Brasilien etwa kämpften an die tausend Jugendlichen um ein Ticket nach München, allesamt organisiert in einem vom brasilianischen Sportministerium geförderten Projekt für Straßenkinder in Bahía. Am Freitag nun ist der Flieger mit einiger Verspätung gelandet. Mehr Sorgen bereitet den Veranstaltern die immer noch wacklige Teilnahme eines Teams aus Pakistan. Vier Wochen lang schon zieht sich das Hin und Her mit der Visavergabe. Doch immer noch hofft man auf einen positiven Ausgang. Eine solche Hoffnung hat sich beim Team aus Kamerun schon zerschlagen - die Einreiseerlaubnis wurde verwehrt.

"Kontrast zum Kommerz"

"Die Welt zu Gast bei Freunden" also, egal ob die Welt nun einreist - sofern sie es überhaupt darf - oder längst in München wohnt. Denn München nehme diesen Spruch schon immer ernst, sagt Michael Asbeck vom Sportamt München. Großer Beweis sei für ihn die Straßenfußball-Liga "bunt kickt gut", ein von der Stadt gefördertes Projekt, das seit nunmehr fast zehn Jahren junge Menschen aus nahezu 80 Nationen um den Ball schart. "Bei "bunt kickt gut" vereint sich soziale Integration mit Jugendarbeit", so Asbeck. Jetzt, bei der "International Streetfootball League", gehe es aber noch um mehr: "Wir wollen einen Kontrast bilden zu all dem Kommerz."

Die Idee zu einem solchen Turnier gibt es schon lange. Rüdiger Heid, der Gründer von "bunt kickt gut", erinnert sich an seine Zeit 1996 als ehrenamtlicher Betreuer in einem Flüchtlingsheim am Harras: "Die Flüchtlingskinder waren verunsichert. Sie ließen sich Dinge einfallen, die nicht gesellschaftskonform waren." Im Klartext: Kriminalität drohte. Heid aber erkannte: "Der Fußball ist ein großes Element in den Köpfen. Durch das Medium Fußball lässt sich eine Kommunikation, eine Nähe schaffen, die sonst gar nicht möglich wäre." Er gründete die "Harras Bulls".

Schon bald schlug die Stimmung bei den Flüchtlingen um. Heid schaffte es, ein Vakuum zu füllen. 1997 waren es schon so viele Begeisterte aus vor allem sozial benachteiligten Gruppen, dass eine Straßenfußball-Liga gegründet werden konnte und musste: "bunt kickt gut" war am Start.

Keine Welt ohne Rudi

Inzwischen spielen die 2000 Jungen und Mädchen zwischen zehn und 22 Jahren in Teams wie den "Samba Kickers", "Black Scorpions", "Bad Boys" oder "Fredl Fighters". Aus dem Bolzen und Holzen auf der Straße wurde immer öfter ein strukturiertes Training auf richtigen Fußballplätzen.

So ein Aufstieg lässt auch harte Fußballjungs nicht kalt. Nicht ohne Pathos schrieb kürzlich Ligamitglied Burkiba auf der "bunt kickt gut"-Internetseite über Heid und sein Engagement: "Der Rudi ist immer für uns da und versucht uns immer zu helfen, egal worum es geht. (...) Viele der Kinder wüssten nicht, wo sie sonst Fußball spielen sollten, wenn es "bunt kickt gut" nicht geben würde. (...) Die Welt ohne Rudi ist keine gute Welt." Straßenkampf klingt anders.

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