Bunker in München:Leben hinter dicken Mauern

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  • In Münchens Bunkern rührt sich was: An der Blumenstraße soll es bald Ausstellungen geben, in Sendling wird diese Woche über die künftige Nutzung entschieden.
  • Beispiele für neue Verwendungen der ehemaligen Schutzeinrichtungen gibt es viele - von Luxuswohnungen über Hotelzimmer bis zur Sternwarte.

Von Alfred Dürr

Wie Trutzburgen ragen diese Bauwerke als Relikte einer buchstäblich dunklen Vergangenheit im Stadtbild auf. Rund 20 Hochbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs gibt es in München. Mit dem Ende des Kalten Krieges entspannte sich die weltpolitische Lage, Schutzräume wurden überflüssig.

Einige dieser fensterlosen Betonklötze stehen nun recht nutzlos herum, andere bieten hinter dicken Mauern Räume für soziale oder kulturelle Zwecke. Wieder andere wurden in den vergangenen Jahren zu außergewöhnlichen Wohn-, Büro- oder Hotel-Türmen umgebaut - vom Bunker mit düsterer Geschichte zum hellen, modernen Loftgebäude. Stadtverwaltung und Kommunalpolitiker unterstützen die neue Bunkerkreativität. Für Planer und Architekten sind die Herausforderungen groß.

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Das zeigt sich an der aktuellen Debatte um den wohl bekanntesten Bunker in der Innenstadt. Dieser Solitär an der Blumenstraße, unmittelbar neben der Schrannenhalle, soll ein Architekturzentrum werden. Geplant ist eine ständige Ausstellung über die Planungs- und Baugeschichte der Stadt. 1941 wurde der Bunker nach den Plänen des damaligen Stadtbaurats Karl Meitinger errichtet. Allgemein erhielten Bunker Stilzitate von Häusern aus verschiedenen Epochen, damit sie von Kampfflugzeugen aus nicht als Schutzeinrichtung erkannt werden konnten. Einige Bunker, wie auch der an der Blumenstraße, sind als Baudenkmäler ausgewiesen.

Grundsätzlich gilt deshalb, dass der bauliche Charakter auch nach einem Umbau erkennbar sein muss. Bunker sind Zeitdokumente. So warnt etwa das Stadtarchiv vor der Gefahr, "dass die museale Umnutzung des Schutzraumes an der Blumenstraße zu einer unerwünschten Bunker-Ästhetik führt". Die furchtbare Realität des Luftkriegs könne damit überlagert werden.

Bisher kann der Bunker zu bestimmten Terminen, wie zum Beispiel dem jährlich stattfindenden Tag des offenen Denkmals, besichtigt werden. Es gab bereits Ideen, in dem Gebäude ein permanentes Luftschutz-Museum einzurichten. Das Kulturreferat lehnte ab: Für einen ganzjährigen Museumsbetrieb sei der Bunker nicht geeignet. Ein Umbau erfordere einen unverhältnismäßigen baulichen und finanziellen Aufwand. So hieß es noch vor wenigen Jahren.

Inzwischen hat sich die Haltung der Stadt geändert. Weil immer mehr Bunker aus der Zivilschutz-Bindung fielen, biete sich eine neue Zukunft für die Bunker, sagt Antje Jörg, die Sprecherin des Kommunalreferats: "Wir begrüßen das auf alle Fälle." Allerdings könne die Stadt die Umbaukosten nicht alleine tragen. Wer den Bunker nutzen wolle, müsse sich also finanziell beteiligen.

Im Fall der Blumenstraße kann der Umbau bis zu 2,5 Millionen Euro verschlingen. Es geht nicht nur um die Sanierung der historischen Substanz. Man braucht zum Beispiel auch einen Aufzug. Toiletten müssen umgebaut und die gesamte Haustechnik erneuert werden. Ein Fluchtweg ist vorgeschrieben. Ein zusätzlicher Aufwand wäre die Neugestaltung des Eingangsbereichs und der Dachausbau. Auch ein Café ist geplant.

Vom Bunker zum "Haus für die Baukultur" und zu einem Forum für Stadtgeschichte - eine ausgezeichnete Idee. Architektonisch wäre die Aufgabe sicher zu lösen. Ob es auch das Geld dafür gibt, das ist eine andere Frage.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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