Fünf für München:Viel Grund zur Freude

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Kann an der Musikhochschule bei Ingolf Turban studieren: Alexandra Slominska aus der Ukraine. (Foto: Robert Haas)

Alexandra Slominska ist Gaststudentin bei Ingolf Turban, Schuhdesigner Sebastian Thies gewinnt einen Förderpreis, Uli Faßnacht und Manfred Müller erhalten das Bundesverdienstkreuz - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Michael Bremmer, Luca Lang und Sonja Niesmann, München

Aufgenommen

Nur mit ihrer Katze ist Alexandra Slominska am 10. März in München angekommen. Jetzt studiert sie Violine bei Ingolf Turban an der Hochschule für Musik und Theater München. Die junge Frau aus der Ukraine ist eine von 50 Geflüchteten, die in der Folge des russischen Angriffskriegs an der Hochschule im Gaststudium aufgenommen worden sind. Den Studierenden soll dabei nicht nur die Möglichkeit gegeben werden, ihre Ausbildung fortzusetzen. Sie erhalten auch Unterstützung beim Ankommen in München, finanzielle Hilfe, Deutschkurse und kostenfreie Unterkunft. Alexandra Slominska floh über Warschau und hat sich dann entschieden, weiter nach Deutschland zu fahren. Sie wollte in eine große Stadt wie München, weil ihr das "besondere musikalische Leben hier" zusagte. Auch eine Wohnung hat die Musikerin bereits. Bei der Vermittlung half ihr der Dirigent des Abaco-Orchesters München, Vitali Alekseenok, den sie Anfang des Jahres am Opernhaus in Odessa kennenlernte. Dort studierte sie nach ihrem Bachelor-Abschluss in Donezk weiter und arbeitete in den vergangenen drei Jahren hauptberuflich als Violinistin im Orchester - bis der Krieg ausbrach. Über die Möglichkeit, jetzt an der Hochschule zu studieren, sei sie, sagt sie, sehr froh und aufgeregt zugleich. Gerade die deutsche Sprache verunsicherte sie anfangs sehr, jedoch nehme sie sich jetzt die Zeit, die sie brauche. Sie habe auch begonnen, neben den Deutschkursen mit ihren Mitbewohnerinnen der WG, in der sie jetzt wohnt, Deutsch zu lernen. Mit in der WG wohnt auch ein Hund. "Also hat meine Katze schon einen Freund in München", sagt sie und lächelt.

Preisgekürt

Hat den Design-Förderpreis 2022 gewonnen: Sebastian Thies. (Foto: Catherina Hess)

Er arbeitet gerne mit Materialalternativen zu Leder und Kunststoff, greift zu Algen, Pilzen, Weinkorken, scheut auch vor Abfällen aus der Lebensmittelindustrie wie Fischhäuten und Ochsenblut nicht zurück. Für seine eigenwilligen (Luxus-)Kreationen hat der Schuhdesigner Sebastian Thies mit seinem Team von nat-2™ und thies 1856 ® den mit 8000 Euro dotierten Förderpreis Design der Stadt München gewonnen, der alle zwei Jahre verliehen wird. Thies, geboren 1981, entstammt einer Familie von Schuhherstellern und führt heute das Unternehmen von Garching aus in sechster Generation.

Umgestiegen

Manche kaufen ein Stück Regenwald in Sumatra, um Bäume zu retten und das Weltklima zu schützen; andere pflanzen per Mausklick Bäume: Auf die Initiative der Studierenden Emma Steger, Hanna Müller und Christoph Otto hin ist die Hochschule München (HM) vollständig auf die Internet-Suchmaschine Ecosia umgestiegen. Diese nutzt ihre Gewinne aus Werbeeinnahmen, um Bäume in von Abholzung bedrohten Gebieten zu pflanzen; ein Ticker zeigt die Zahlen mitlaufend an - 148 Millionen Bäume weltweit sollen es inzwischen sein. Die HM hat innerhalb von etwas mehr als einem Jahr mit ihrer Ecosia-on-Campus-Kampagne nach eigenen Angaben mehr als 1500 Bäume finanzieren können. Sie ist nach der Munich Business School die zweite Hochschule in München, die auf Ecosia umgestiegen ist. Student Christoph Otto, Mitglied im Referat für Nachhaltige Entwicklung an der HM, sagt: "Wir sind unglaublich stolz darauf, dass unsere Hochschule mit 18 000 Studierenden die bisher größte in Deutschland ist, die umgestiegen ist."

Umgeschwenkt

Florian Schanze, Schlagzeuger, nimmt einen neuen musikalischen Anlauf. (Foto: Stephan Rumpf)

Nach der Absage kam der Abschied. 2011 haben Schlagzeuger Florian Schanze, Jahrgang 1980, und der aus Südafrika stammende Gitarrist Nic Olsen eine Platte aufgenommen. Auf eigene Kosten, in Chicago, bei Steve Albini. Der Produzent galt schon lange als Star, machte Alben für Bands wie Pixies oder Nirvana. Doch in Deutschland kam Sonofold, wie sich das Duo nannte, nicht an. Florian Schanze erinnert sich: Bei allen großen Plattenfirmen seien sie eingeladen gewesen. Und deren Reaktion? "Ihr seid eine coole Band, aber die Platte müssen wir neu aufnehmen." Dazu waren die beiden Musiker nicht bereit. Und das war es dann mit Sonofold - zumindest bis heute. Florian Schanze zog in die USA, trommelte in Punk-Bands, kam 2016 wieder zurück nach München u nd wurde schließlich Schlagzeuger der Schlagersängerin Vanessa Mai. Auch Nic Olsen kehrte München den Rücken, zog nach Kapstadt. Aber der Kontakt sei nie abgebrochen, sagt Schanze. "Wir sind enge Freunde geblieben, immer wieder hat er mir Demo-Aufnahmen von seiner Musik geschickt." Und immer wieder unterhielten sie sich über die Idee, wieder gemeinsam Musik zu machen.

Sie schmiedeten Pläne, jetzt werden sie umgesetzt. Schanze hat seinen Schlager-Job geschmissen, "jetzt habe ich endlich wieder Zeit". Im Juni kommt Olsen für einen Monat nach München, am 23. Juni spielen sie ein Reunion-Konzert in der Milla. "Das wird sicherlich ein sehr emotionaler Abend", sagt Schanze. Und sie nutzen auch die Zeit, um eine Platte aufzunehmen. "Das ist eine Herzensangelegenheit.", Es werde eine Platte, "die nur uns selbst gefallen muss".

Ausgezeichnet

Verdienstorden für Manfred Müller (links) und Uli Faßnacht, überreicht von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. (Foto: Astrid Schmidhuber/oh)

Für seine Verdienste um das Handwerk hat Uli Faßnacht das Bundesverdienstkreuz erhalten. Der Malermeister und Kaufmann war bis Herbst 2021 Vorstandsmitglied der Maler- und Lackiererinnung München sowie deren Obermeister. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger würdigte ihn bei der Verleihung des Ordens auch als einen, der sich "unermüdlich für eine starke und moderne berufliche Bildung" starkgemacht hat. Auf Faßnachts Einsatz für das Brauchtum gehe auch zurück, dass seit 2015 rund 150 Teilnehmer aus zehn Handwerkssparten beim Trachtenumzug zur Wiesn dabei sind.

Die gleiche Auszeichnung ging an Manfred Müller für seinen Einsatz zur Verbesserung der Sicherheit im Luftverkehr. Der Flugkapitän im Ruhestand ist seit 2010 Leiter der Flugsicherheitsforschung im Lufthansa-Konzern.

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