Bundestagswahl:So stehen die Chancen für die Münchner Bundestagskandidaten

Bundestagswahl: Das könnte der neue Arbeitsplatz einiger Münchner nach der Bundestagswahl sein: der Reichstag in Berlin.

Das könnte der neue Arbeitsplatz einiger Münchner nach der Bundestagswahl sein: der Reichstag in Berlin.

(Foto: Paul Zinken/dpa)
  • Viele Münchner Politiker stehen auf aussichtsreichen Plätzen der Landeslisten ihrer Parteien für die Bundestagswahl.
  • Vor allem die CSU könnte in Mannschaftsstärke ins Parlament einziehen - sechs Abgeordnete gelten nicht als unrealistisch.
  • Bei SPD und Grünen sind die Zahlen deutlich niedriger, Chancen auf einen Platz im Reichstag haben auch Vertreter von Linken und der FDP.

Von Dominik Hutter

Vier ist das Minimum, einer für jeden Wahlkreis. Tatsächlich aber dürfte die drittgrößte Stadt Deutschlands nach der Bundestagswahl im September noch mit deutlich mehr Abgeordneten in Berlin vertreten sein. Diverse Münchner unterschiedlicher politischer Couleur haben vergleichsweise sichere Listenplätze ergattert.

Vor allem die CSU, die 2013 sämtliche Münchner Direktmandate abgegriffen hat, könnte in Mannschaftsstärke in den Bundestag einziehen - sechs Abgeordnete gelten nicht als unrealistisch, bei besonders gutem Abschneiden wäre mit Stadträtin Ulrike Grimm sogar eine siebte Münchnerin denkbar.

Wie viele Abgeordnete über die Liste einziehen, hängt allerdings nicht zuletzt von der Wahlarithmetik ab: Falls es sowohl die FDP als auch die AfD in den Bundestag schaffen, wird der Anteil am Kuchen für jede Partei kleiner - und sichere Listenplätze werden damit rarer.

Von diesem Effekt haben Parteien wie CSU und SPD beim letzten Mal profitiert. Weil die Liberalen an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten, kamen mehr Politiker über die Liste zum Zuge als ursprünglich erwartet. Elf waren es bei der CSU, zusätzlich zu den 45 bayerischen Direktmandaten. Liefe es bei den Christsozialen diesmal ähnlich ab, wären auch Bernd Fabritius und Julia Obermeier erneut im Parlament vertreten. Beide hatten sich in den vergangenen Monaten erfolglos um Münchner Wahlkreise beworben - Fabritius im Norden und Obermeier im Westen.

Bei der Aufstellung der Landesliste am vergangenen Wochenende haben es beide auf gute Listenplätze geschafft, auf die Ränge 28 und 32. Nach Einschätzung von Bezirksgeschäftsführer Frank Gübner könnte dies durchaus für den Wiedereinzug reichen - die meisten vorderen Listenplätze werden von Kandidaten belegt, die es aller Voraussicht nach schon über das Direktmandat nach Berlin schaffen werden. Sie werden dann von der Liste gestrichen - und alle anderen rücken nach vorne durch.

Die Münchner Pole-Position auf der CSU-Liste belegt Bernhard Loos, der Kandidat für den Norden. Der Neueinsteiger steht auf Rang 20, und das ist kein Zufall: Sein Wahlkreis gilt aus der CSU-Perspektive als der schwierigste in ganz Bayern. Von 1998 bis 2009 hatte der SPD-Mann Axel Berg das Direktmandat inne, 1976 und 1980 war dies bereits Hans-Jochen Vogel gelungen. "Swing states" sind selten unter Bayerns Wahlkreisen, im Münchner Norden geht die CSU lieber auf Nummer sicher. Zumal der langjährige Abgeordnete Johannes Singhammer nicht mehr antritt und Loos relativ unbekannt ist.

Weniger Abgeordnete von der SPD

Gute Karten für Berlin haben auch die Direktkandidaten Stephan Pilsinger (München-West/Mitte) und Michael Kuffer (München-Süd), die kurz hinter Loos auf den Plätzen 23 und 24 liegen. Sie treten ebenfalls zum ersten Mal an. Nicht auf der Liste vertreten ist hingegen Wolfgang Stefinger, der CSU-Newcomer der 2013er-Wahl (München-Ost).

Der 32-Jährige will es ganz ohne Absicherung nach Berlin schaffen, nur über die Erststimmen. "Ich stelle mich meinen Wählern", erklärt er, "ich habe im Wahlkreis eine gute Chance." Was wohl selbst politische Gegner einräumen würden. Denn der Münchner Osten gilt als sichere CSU-Bank, 2013 hatte Stefinger 16 Prozentpunkte Vorsprung auf seine SPD-Konkurrentin Claudia Tausend.

Tausend, die auch Münchens SPD-Chefin ist, verfügt ebenfalls über einen guten Listenplatz: Rang 12. Das müsste bei einem halbwegs akzeptablen Abschneiden der Sozialdemokraten für Berlin reichen. 2013 schickte die Bayern-SPD 22 Abgeordnete nach Berlin, mangels Direktmandaten samt und sonders über die Liste. Florian Post, der gegen Bernhard Loos im Münchner Norden antritt, hat es sogar auf Platz neun geschafft.

Das dürfte es dann aber auch schon sein mit den Sozialdemokraten aus München. Sebastian Roloff, der Direktkandidat für den Süden, geht vom schwierigen Platz 35 aus ins Rennen, der West-Kandidat Bernhard Goodwin steht auf 43. Für beide dürfte nach allen Regeln der politischen Wahrscheinlichkeit gelten, dass sie entweder ihr Direktmandat erringen oder in München bleiben.

Auch bei den Grünen wird es für die Hälfte der Münchner Direktkandidaten eng. Da ein Direktmandat eher unwahrscheinlich ist, kommt es allein auf die Listenposition an: Nummer sechs für Dieter Janecek (West), Margarete Bause (Ost) steht auf neun. 2013 hat es bei den Grünen für neun Abgeordnete gereicht, einfach wird es also nicht für Bause. Doris Wagner, amtierende Abgeordnete und Kandidatin im Norden, muss mit Rang 13 schon auf ein besonders gutes Abschneiden hoffen, bei Peter Heilrath (Süd) auf Platz 21 hilft nur ein Überraschungsergebnis.

Chancen aufs Berlin-Ticket haben auch Vertreter anderer Parteien, allen voran Nicole Gohlke (Linke), die schon im Bundestag sitzt und mit Listenplatz 2 erneut eine gute Ausgangsposition hat. Bei der FDP, den Wiedereinzug vorausgesetzt, steht der frühere München-Chef Daniel Föst auf Rang eins, die Münchner Thomas Sattelberger und Lukas Köhler belegen die Plätze fünf und sechs. Bei der AfD machen sich die Münchner eher rar. Landeschef Petr Bystron steht auf Position vier.

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